„Aufholbedarf im Denken“

Qualysoft-CEO Peter Oros zufolge verzichten viele Unternehmen aus Sicherheitsgründen auf neue, innovative Lösungen. Dadurch entstehen allerdings Wettbewerbsnachteile. [...]

Was sind aus Ihrer Sicht die Stärken des IKT-Standortes Wien?
Peter Oros:
Eine der größten Stärken des IKT-Standortes Wien ist die ausgezeichnete Qualität der Ausbildung an den Universitäten und Fachhochschulen. Eine starke Kooperation zwischen den Ausbildungsstätten und der Industrie gewährleistet eine praxisorientierte Ausbildung in technischen Studiengängen. Die Studenten werden schon früh in reale Projekte eingebunden und sind somit eine große Bereicherung für ihre Arbeitgeber. Auch geographisch hat der Standort Wien sehr viele Vorteile. Durch den Fachkräftemangel in der IKT-Branche sind viele Unternehmen auf Mitarbeiter aus anderen Ländern – vor allem aus Mittel- und Osteuropa – angewiesen. Für Unternehmen in Wien ist es durch die zentrale Lage sehr einfach, Arbeitskräfte aus Nachbarländern zu beschäftigen.

Wo gibt es Aufholbedarf?
Aufholbedarf gibt es in erster Linie hinsichtlich des Fachkräfte­mangels. Dem könnte man entgegenwirken, indem man der Branche mehr Attraktivität verleiht und diese auch verstärkt präsentiert. Unternehmen im IKT-Bereich suchen längst nicht mehr nur Mitarbeiter im technischen Bereich. Innovative Lösungsansätze erfordern immer öfter umfassendes betriebswirtschaftliches und projektorientiertes Denken. Diese neuen Möglichkeiten müssen auch kommuniziert werden. Ebenfalls Aufholbedarf besteht im Denken – vor allem bei großen Konzernen. In vielen Branchen wird aus Sicherheitsgründen auf neue, innovative Lösungen verzichtet. Dadurch entstehen allerdings Wettbewerbsnachteile auf dem internationalen Markt, beispielsweise in der Finanzbranche.

Wie war das abgelaufene Geschäftsjahr für Ihr Unternehmen, und was haben Sie für weitere Erwartungen?
Das Jahr 2014 war äußerst erfolgreich für Qualysoft. Wir konnten unser Offering um einige innovative Bereiche erweitern und spannende neue Kunden gewinnen. Der gesamte Bereich des Customer Experience Managements wurde massiv ausgebaut – ein Geschäftszweig, der sehr innovativ ist und Qualysoft zu einem großen Wachstumsschub verholfen hat. Diese Linie wird auch 2015 fortgeführt. Außerdem haben wir den deutschen Markt weiter ausgebaut und zwei neue Standorte in Hamburg und München eröffnet. Unser nächster Schritt wird Asien sein – voraussichtlich noch in diesem Jahr.

Wie beurteilen Sie den Mangel an IT-Fachkräften in Wien, und wie wirkt er sich auf Ihr Geschäft aus?
Wir befinden uns in der glücklichen Position, dass wir auf Mitarbeiter aus unseren anderen Standorten in Europa zurückgreifen können. Es besteht aber auf jeden Fall Handlungsbedarf. Die Attraktivität der Branche muss – auch für weibliche Arbeitskräfte – massiv erhöht werden. Andernfalls müssen wir mit verstärkter Konkurrenz aus dem Ausland rechnen.

Für welche Technologien/Lösungen erwarten Sie heuer verstärkte Kundennachfrage?
Eine verstärkte Nachfrage erwarten wir vor allem im Bereich des Customer Experience Management. Innovative Lösungen zur Unterstützung des Touchpoint Managements werden in den immer wichtiger. Die Möglichkeiten der IKT-Branche sind viel komplexer und umfassender geworden, weshalb auch unsere Kunden mehr Beratung und Unterstützung bei der Auswahl ihrer Lösungen erwarten. Eine proaktive, gemeinsame Ideenfindung ist dabei unerlässlich, wenn man hier Schritt halten möchte. In kleineren Anwendungsfällen werden auch Cloud-Lösungen weiterhin stark nachgefragt werden.

Was war Ihr Vorzeigeprojekt in den letzten zwölf Monaten?
Qualysoft konnte im vergangenen Jahr ein anspruchsvolles Steuerverwaltungs-Großprojekt in Albanien verwirklichen. Das bestehende Verwaltungssystem der Finanzbehörde wurde vollständig ersetzt und damit auf den neuesten Stand der Technik gebracht.


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