Aus supply chain wird supply flow

Supply Chain-Verantwortliche sehen die Digitalisierung als dringliche Aufgabe. In der Praxis aber sind zahlreiche Schwächen auszumachen. proALPHA zeigt, wie ERP als Steuerzentrale die Lieferkette digital auf Vordermann bringen kann. [...]

Fast 80 Prozent nennen veraltete Logistikprozesse und Systeme als Hemmschuh für die Digitalisierung. (c) Fotolia

DHL führte vor kurzem eine Digitalisierungsstudie mit dem Titel »Digitalisierung und die Supply Chain: Wo stehen wir und was kommt als nächstes?« durch. Im Rahmen der Untersuchung wurden rund 350 Supply Chain- und Operations-Experten befragt. Ziel der Studie war es, zu ermitteln, wie die Industrie mit der zunehmenden Digitalisierung der Lieferketten umgeht.
Das Ergebnis: Die digitale Transformation findet zunehmend Anklang in den Unternehmen, jedoch findet der Wandel aus traditionellen oder organisatorischen Gründen verlangsamt statt. 68 Prozent der Supply Chain-Experten nannten die Zuverlässigkeit als eines der größten Probleme. 65 Prozent berichteten von Widerständen gegen Veränderung in ihren Unternehmen. Von 64 Prozent wurde ein unzureichender oder zu langer Return on Investment als Kritikpunkt genannt. Weiterhin wurde von nur 39 Prozent der Befragten angegeben, Informations- und Analyselösungen selbst zu entwickeln. Ein weiteres Hindernis seien veraltete Prozesse oder Systeme, was von satten 78 Prozent genannt wurde.

ERP als Prozesssteuerung
Dass es auch anders gehen kann, zeigt der ERP-Spezialist proALPHA, der ERP-Systeme als »zentralen Datenhub« für viele Abteilungen eines Unternehmens definiert – von Konstruktion über Einkauf und Produktion bis hin zu Service und Rechnungswesen. Zudem können moderne ERP-Lösungen eine zweite, wichtige Aufgabe übernehmen: Mittels Workflows steuern sie ganze Geschäftsprozesse – und das über Abteilungen, geographische Niederlassungen oder sogar Unternehmen hinweg, womit die in der DHL-Studie genannten Prozess-Schwachstellen in der Suppy Chain behoben werden können.
Um diesen Qualitätsschub zu illustrieren, hat proALPHA einige konkrete Beispiele aus seiner Lösungspraxis zusammengetragen.
So sorgt bei apra-norm ein elektronisches Kanban-Regalsystem dafür, dass die passenden Schrauben oder Bolzen immer ausreichend zur Verfügung stehen, wenn sie für die Montage der Schaltschränke benötigt werden. Dazu stehen mehrere Dutzend Behältnisse mit den Kleinteilen in einem Regal jeweils auf einer Waage. Mit jeder Entnahme sinkt das Gewicht. Unterschreitet es eine kritische Schwelle, wird automatisch Nachschub geordert. Dazu findet in der Nacht ein Abgleich zwischen dem elektronischen Kanban-System und den erfassten Beständen im Modul Materialwirtschaft der ERP-Software statt. Bei Bedarf löst diese die Bestellung beim jeweiligen Lieferanten direkt aus.

Für die Versorgung mit kritischen Teilen gehen viele Unternehmen weniger bedarfs-, sondern plangesteuert vor. Um Lieferzeiten zu verkürzen, legen einige ihren Zulieferern sogar ihre Produktionsplanung offen. RAUCH Landmaschinen zum Beispiel hat für rund 60 Lieferanten ein Web-Portal eingerichtet. Diese sehen hier nicht nur die Bestellungen, sondern auch den Forecast der Produktionsplanung. Somit weiß ein Lieferant, ob in naher Zukunft weitere Bestellungen geplant sind, und kann auf Lager vorproduzieren. Das ermöglicht RAUCH selbst bei starker Nachfrage einen raschen Abruf. Zusätzlich können die Lieferanten über das Portal ihre Stammdaten jederzeit prüfen, wie zum Beispiel Lieferzeiten oder Kontaktinformationen. Ein Schritt, um Papier- und E-Mail-Aufkommen zu reduzieren und die Transparenz zu erhöhen. Für reibungslose Abläufe muss die Kommunikation entlang der Lieferkette in beide Richtungen funktionieren. Über ein Portal oder via EDI (Electronic Data Interchange) kann der Zulieferer beispielsweise kommende Warenlieferungen ankündigen. Neben dem voraussichtlichen Termin informiert er auch über das Transportmittel und den beauftragten Transporteur, eventuelle Abweichungen zwischen Bestell- und Liefermenge oder mögliche Gefahrstoffe. Diese Informationen werden dann im ERP-System als Lieferavis weiterverarbeitet. Zudem vereinfacht dies den späteren Wareneingang, da die Daten direkt aus dem Lieferavis übernommen werden. Fehlerquellen bei der Belegübernahme werden so eliminiert und die weitere Bearbeitung beschleunigt sich.

Die Steuerungsfunktion des ERP-Systems ist nicht auf einen Standort begrenzt. Bei Hawa Sliding Solutions beispielsweise sind alle Hochregallager samt deren Lagerrechnern im ERP als führendem System eingebunden. Alle Abläufe – ob Wareneingänge, Umbuchungen oder Materialbewegungen – lassen sich auf einer Oberfläche abbilden. Per Auswahlfilter wählen die Logistikmitarbeiter den Lagerort und ob sie Ware ein- oder auslagern wollen. Bei Letzterem gibt das ERP die entsprechenden Fahrbefehle an automatisiert betriebene Staplerfahrzeuge vor Ort weiter, welche die entsprechenden Behälter in Bewegung setzen. Bei Einlagerungen sieht der Lagerist beispielsweise automatisch passende Lagerplätze.
Diese Beispiele zeigen, dass die Lieferkette mit intelligenten Digitalisierungsprozessen schnell zu einem »Supply Flow« werden kann, wobei ERP als Steuerzentrale dient. |wf


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