Ausblick auf 2012 von Achim Kaspar, Cisco

Die COMPUTERWELT hat über 50 Geschäftsführer heimischer IT-Anbieter um einen Ausblick auf 2012 gebeten. Achim Kaspar befürchtet, dass Österreichs Breitband zum "Schmalband" wird. [...]

Rechnen Sie in Ihrem Unternehmen 2012 mit einem Umsatzwachstum? Wenn ja, etwa in welchem Umfang? Achim Kaspar: Das Geschäftsjahr 2011 schloss Cisco weltweit mit einem Nettogewinn von 6,5 Milliarden Dollar (4,6 Milliarden Euro) ab. Der weltweite Umsatz stieg in diesem Zeitraum um 8 Prozent auf 43,2 Milliarden Dollar. Im ersten Geschäftsquartal erhöhte sich der Konzernumsatz von 10,75 Milliarden Dollar auf 11,26 Milliarden Dollar (Stand 29. Oktober 2011). Die Analysten hatten im Schnitt nur mit 11,03 Milliarden Dollar gerechnet. Angesichts der starken Nachfrage seitens öffentlicher und privater Kunden hat der Konzern am 9.November 2011 im Rahmen seiner Quartalszahlenveröffentlichung bekannt gegeben, dass er im laufenden Quartal mit einem weltweiten Anstieg des Umsatzes um sieben bis acht Prozent auf 11,1 bis 11,2 Mrd. Dollar rechnet.
Suchen Sie 2012 Fachkräfte und erwarten Sie eine schwierige Suche? Wo und wie wollen Sie Fachkräfte finden? Ja. Und wir bilden sie aus. Als Anbieter von Netzwerk- und Kommunikationstechnologien sehen wir es als unsere Aufgabe, einen Beitrag zur IT-Ausbildung und zur Verminderung des „Digital Skills Gap“ zu leisten. Seit über zehn Jahren bieten wir in Kooperation mit dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK) das Cisco Networking Academy Programm (NetAcad) an. Rund 100 österreichische Schulen, mehrere Fachhochschulen, die Technische Universität Graz und anderer Bildungseinrichtungen sind Partner im Cisco Networking Academy Programm. Seit dem Start in Österreich im Jahr 1998 haben rund 35.000 Personen an diesem Ausbildungsprogramm teilgenommen. Aus diesem Pool rekrutieren wir auch die Fachkräfte. In den Cisco-Networking-Akademien erhalten Studenten notwendiges Wissen und Zertifizierungen für IT-Netzwerk-Jobs und für eine höhere Bildung in Ingenieurwesen, Informatik und ähnlichem.
Welche IT-Trends werden 2012 in Österreich an Bedeutung gewinnen, welche könnten an Bedeutung verlieren? Von Collaboration und Videotechnologie am Arbeitsplatz der Zukunft bis hin zu allem, was Unternehmen den Weg in die Cloud erleichtert, wie Standardisierung, Virtualisierung und Automatisierung. In diesem Zusammenhang gewinnt das Thema Security weiterhin an Brisanz. Aktuelle Trends wie Cloud Computing und die rasante Zunahme von Video-Traffic wirkt sich nachhaltig auf den Routing- und Switching Markt aus. Cloud Lösungen werden für Organisationen aller Art zunehmend interessanter, da sie die Anforderungen moderner Arbeitsplätze hinsichtlich Flexibilität und Mobilität optimal erfüllen. Ein neuer Trend, der sich abzeichnet, ist die so genannte „Consumerization“. Zum einen nutzen Mitarbeiter vermehrt private Endgeräte im Unternehmen oder sogar für berufliche Aufgaben. Zum anderen wächst ihr Einfluss auf die Entscheidungen über IT-Anschaffungen. Die Anzahl der WLAN-fähigen Geräte aus dem Bereich der Unterhaltungselektronik wird 2012 die Milliardengrenze überschreiten. Ein sicherer, drahtloser Netzwerkzugriff wird für Unternehmen immer wichtiger.
In welchen Branchen sehen Sie in Österreich Nachholbedarf bei der IT-Infrastruktur? Österreichs Breitband wird zum „Schmalband“: Nach einer Untersuchung des WEF (World Economic Forum) hat Österreich in Sachen nachhaltiger Informations- und Kommunikationsstruktur nachgelassen. Österreich nimmt im weltweiten NRI-Ranking unter den fortgeschrittenen Industrienationen einen eher hinteren Platz ein: Österreich Platz 21 (2010: Platz 20, 2009: Platz 16), Deutschland Platz 14, Schweiz Platz 4, Schweden Platz 1. Unter den EU 27 Ländern liegt Österreich an 10. Stelle. Hier sind politische Initiativen gefordert. Große Nachfrage sehen wir nach wie vor im Videokonferenz-Bereich: Eine in Österreich durchgeführten Umfrage ergab, dass sowohl für Geschäftsführer als auch für Mitarbeiter Videokonferenzen oberste Priorität haben: 58 Prozent der Unternehmer geben an, dass Firmen durch den verstärkten Einsatz von professionellen Videokonferenzsystemen profitieren können. Videokonferenzen stehen daher bei Arbeitgebern (39 Prozent) und bei Arbeitnehmern (26 Prozent) auf Platz eins der technischen Wunschliste. Laut einer IDC-Studie wächst der Videokonferenz-Markt derzeit in jedem Quartal um etwa 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Wie reagieren Sie auf die steigenden Sicherheitsanforderungen Ihrer Kunden aufgrund von BYOD oder Social Media? Der Einsatz eigener mobiler Geräte im Beruf sowie die Flexibilität von Cloud Services und Social Media sind die größten Herausforderungen für die IT-Sicherheit in Unternehmen. Sie erhöhen drastisch das Risiko für unbefugte Zugriffe auf oder den unbedarften Umgang mit vertraulichen Daten. Zu diesem Ergebnis kommt auch der Cisco Annual Security Report 2011. Neue Angriffsszenarien wie Spear Phishing richten sich zudem gezielt an bestimmte Mitarbeiter einer Organisation. Die aktuelle Cisco-Studie gibt Unternehmen zehn Tipps, wie die IT-Sicherheit verbessert werden kann. Ein entscheidender Faktor ist dabei die systematische Beobachtung der Sicherheitslage beispielsweise durch Cisco Security Intelligence Operations.
Achim Kaspar ist General Manager von Cisco Austria.


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