Ausblick auf 2012 von Jochen Borenich, Kapsch Businesscom

Die COMPUTERWELT hat über 50 Geschäftsführer heimischer IT-Anbieter um einen Ausblick auf 2012 gebeten. Jochen Borenich sieht großes Potenzial für IKT-Lösungen in Branchen, in denen große Datenmengen eine wichtige Rolle spielen. [...]

Rechnen Sie in Ihrem Unternehmen 2012 mit einem Umsatzwachstum? Wenn ja, etwa in welchem Umfang? Jochen Borenich: Wir rechnen für unser kommendes Geschäftsjahr, das am 1.4.2012 beginnt, mit einem Umsatzwachstum von rund fünf bis zehn Prozent. Damit wollen wir doppelt so schnell wachsen wie das prognostizierte Marktwachstum des österreichischen ICT-Marktes.
Suchen Sie 2012 Fachkräfte und erwarten Sie eine schwierige Suche? Wo und wie wollen Sie Fachkräfte finden? Als wachsendes Unternehmen suchen wir permanent Fachkräfte. Die Suche gestaltet sich nicht immer einfach, allerdings hat Kapsch sich in den letzten Jahren als sehr attraktiver Arbeitgeber positioniert. Ein österreichisches familiengeführtes Unternehmen mit bald 5.000 Mitarbeitern rund um den Globus und auf internationalem Wachstumskurs ist für ICT-Fachkräfte sehr interessant. Zusätzlich kooperieren wir mit führenden Hoch- und Fachschulen und unsere Recruiting-Plattform onestepahead.at hat sich am Markt gut etabliert.
Welche IT-Trends werden 2012 in Österreich an Bedeutung gewinnen, welche könnten an Bedeutung verlieren? Die IT-Trends im Jahr 2012 gehen weiter in Richtung Outsourcing und dem damit eng verbundenen Cloud Computing. Im strategischen Outsourcing von IT und TK Services steckt viel Potential. Cloud-Services bieten Unternehmen mehr Flexibilität und Skaleneffekte, die 20 bis 30 Prozent Einsparung in der IT bringen können. Die Auslagerung kritischer Unternehmensdaten ist aber auch eine Vertrauensfrage – „Trust“ ist ein wichtiges Schlagwort. Gerade hier müssen Dienstleistungsanbieter als „Trusted Advisor“ fungieren und einen verlässlichen Schutz und Umgang mit den Daten gewährleisten. Und es muss der richtige Mix aus Public- und Private Cloud gefunden werden. Ein weiterer Trend ist sicher die Nutzung mobiler Endgeräte im Business-Alltag: Consumerization bzw. mobile Enterprise ist hier das Thema. Mitarbeiter bringen nach dem Motto „Bring your own Device“ ihre eigenen Geräte wie Smartphones oder Tablets in die Firma, weil sie auch im Arbeitsalltag nicht mehr auf deren Vorteile verzichten möchten. Gleichzeitig wollen sie ihre Unternehmensanwendungen und -daten jederzeit an diesen Mobile Devices verfügbar haben und das mit gewohnt intuitiver Bedienung. Genau deshalb erwägen immer mehr Unternehmen, den Einsatz dieser Geräte zuzulassen, da sie in bestimmten Szenarien (z. B. im Vertrieb oder Service für die mobile Datenerfassung) einen großen Nutzen bringen. Gleichzeitig muss die Infrastruktur dahinter funktionieren und die notwendigen Applikationen und Services bereit sein. Gezielte Sicherheitstechnologien und Datenverschlüsselung sorgen zusätzlich für eine sichere Integration in die IT-Struktur von Unternehmen.
In welchen Branchen sehen Sie in Österreich Nachholbedarf bei der IT-Infrastruktur? Großes Potential für ICT Lösungen sehen wir in all jenen Branchen, in denen große Datenmengen – auch sehr sensible Daten – wie zum Beispiel im Banken- und Versicherungsbereich eine wichtige Rolle spielen. Hier geht es um Themen wie Security, aber auch die flexible Bereitstellung von IT Infrastruktur wie z.B. Storage as a Service. Auch im Healthcare-Bereich gibt es Nachholbedarf. Das Gesundheitswesen steht unter massivem Kostendruck und Einsparungen gehören zur Tagesordnung. Moderne Informations- und Kommunikationstechnologie im Sinne von E-health kann maßgeblich dazu beitragen, auch unter diesen Bedingungen die Qualität der medizinischen Arbeit und Versorgung beizubehalten. Gleichzeitig wird Komfort und Service ebenso wie Sicherheit und Effizienz für Personal und Patienten sichergestellt. Der Einsatz von ICT ist dabei sehr weitreichend. Prozessunterstützende Lösungen im medizinischen Alltag wie zum Beispiel der Einsatz von Tablets für das Führen elektronischer Patientenakten spielen dabei ebenso eine Rolle wie der Einsatz virtueller Medien wie z.B. Videokonferencing für Telemedizin, Telecare oder Teleambulancen.
Wie reagieren Sie auf die steigenden Sicherheitsanforderungen Ihrer Kunden aufgrund von BYOD oder Social Media? In Anbetracht des Trends „Bring your own device“ bieten wir unseren Kunden ganzheitliche Lösungen für Mobile Device Mangement. Diese gewährleisten einen sicheren Einsatz der mobilen Endgeräte, um Datenverlust oder auch Datenmissbrauch zu verhindern. Der Mitarbeiter greift mit seinen mobilen Endgeräten auf Unternehmensdaten zu, down- und uploadet Daten. In genauen Regelwerken wird hierfür definiert, welche Benutzergruppe auf welche Ressourcen zugreifen darf und auch was er auf welcher Plattform tun darf. (Die Anforderungen für einen Außendienst-Mitarbeiter sind anders als für einen Service-Techniker und wiederum anders für einen Manager aus der Führungsebene.) Mit Mobile Device Management ist die sichere Einbettung der Devices in die eigene IT-Architektur möglich. Denn auch wenn Mobile Devices die Effizienz fördern und den Arbeitsalltag erleichtern, müssen klare Regeln gesetzt werden, um die Kontrolle zu behalten, auch im Hinblick auf entsprechende Compliance Richtlinien. Beim Thema Social Media steht die „User Application Awareness“ im Vordergrund. Auch hier bedarf es fixer Regeln, die festlegen, wer was machen darf. Kapsch bietet konkrete Lösungen an, um eine regelbasierte Kontrolle auf Basis von Benutzern und Applikationen zu gewährleisten. Mit sogenannten „Monitoring Appliances“ werden Firmennetze überwacht und es kann festgestellt werden, wer welche Social Media-Anwendungen nutzt. Daraus abgeleitet können Regelungen aufgestellt werden, die den Umfang der Nutzung von Social Media festlegen. Eine sogenannte „Web Application Usage Control“ bildet durch Richtlinien und der darauf basierenden Kontrolle die Grundlage für eine sichere und effiziente Nutzung von Social Media.
Jochen Borenich ist Mitglied des Vorstands der Kapsch Businesscom.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*