Die COMPUTERWELT hat über 50 Geschäftsführer heimischer IT-Anbieter um einen Ausblick auf 2012 gebeten. Rudolf Kemler zufolge ist die IT-Infrastruktur in den heimischen Unternehmen und der Verwaltung "recht gut". [...]
Computerwelt: Rechnen Sie in Ihrem Unternehmen 2012 mit einem Umsatzwachstum? Wenn ja, etwa in welchem Umfang? Rudolf Kemler: 2012 wird aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen kein leichtes Jahr werden, aber ich rechne gerade für die IT durchaus mit einem leicht positiven Trend aufgrund der Beiträge, die die IT zur Senkung der Kosten und zur Effizienzsteigerung leisten kann.
Suchen Sie 2012 Fachkräfte und erwarten Sie eine schwierige Suche? Wo und wie wollen Sie Fachkräfte finden? Gute Leute überlegen sich heute ganz genau, wo sie arbeiten. Nur attraktive Arbeitgeber können diese Personen für sich gewinnen und auch langfristig im Unternehmen halten. HP Österreich ist ein sehr attraktiver Arbeitgeber, das haben uns zahlreiche Spitzenplätze in Rankings der letzten Jahre gezeigt – darunter beispielsweise „frauen- und familienfreundlichstes Großunternehmen Wiens“ im Vorjahr. Davon und von unserer langjährigen Zusammenarbeit mit jenen Universitäten und Fachhochschulen, welche die für uns besonders interessanten Studienrichtungen anbieten, profitieren wir merklich.
Welche IT-Trends werden 2012 in Österreich an Bedeutung gewinnen, welche könnten an Bedeutung verlieren? Trends, die die Unternehmens-IT beeinflussen werden, sind sicherlich neue Geschäftsmodelle: „as a service“-Modelle schaffen neue Möglichkeiten, Leistungen zu kaufen und zu konsumieren. Der IT-Verantwortliche wird zum strategischen Service Broker für sein Unternehmen, seine Sourcing-Entscheidungen beeinflussen die Flexibilität, die Sicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens entscheidend! Der Fokus vieler Unternehmen richtet sich vermehrt auf Betriebskosten statt auf Investitionskosten. Wir werden daher eine starke Entwicklung hin zu hybriden Umgebungen sehen: Unternehmen werden je nach Anforderungen auf einen Mix aus klassischen Eigenleistungen sowie Services aus der Private und Public Cloud setzen.
In welchen Branchen sehen Sie in Österreich Nachholbedarf bei der IT-Infrastruktur? Infrastrukturseitig sehe ich in Österreich nicht die ganz großen branchenspezifischen Unterschiede. Die Ausstattung mit Infrastruktur ist in den Unternehmen und in der Verwaltung recht gut. Was wir aber sehen, ist der Trend hin zu einer konvergenten Infrastruktur. Diese Strategie auf dem Weg zum Rechenzentrum der Zukunft verabschiedet sich von der Einzelbetrachtung von IT-Infrastruktur-Komponenten wie Netzwerk, Server, Speichersystemen oder Software. Das Ziel ist es, IT-Silos aufzubrechen und eine flexible Umgebung zu schaffen, in der Anwendungen und Services einzelnen Geschäftsaufgaben und -prozessen nach Bedarf flexibel zugeordnet werden können. Hier sind einzelne Branchen wie Banken oder Industrie schon sehr weit, andere haben noch einen etwas weiteren Weg vor sich. Nachholbedarf orte ich allerdings in den meisten Branchen bei der tatsächlichen Nutzung der Informationen, die in ihren Systemen stecken. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie von Forrester nutzen Unternehmen derzeit nur fünf Prozent der ihnen zur Verfügung stehenden Daten wirklich. Es liegen also viele Informationen brach oder gehen verloren, weil sie nicht strukturiert sind. Heute liegen allerdings bloß etwa 15% der vorhandenen Daten in strukturierter Form vor, die übrigen 85% sind sogenannte unstrukturierte Daten: Ideen und Konzepte, die Menschen in E-Mails, Telefonaten, SMS, Tweets, Videos, etc. sammeln und austauschen. Daher hat HP kürzlich sein Portfolio im Bereich Information Optimization erweitert, um Unternehmen zu unterstützen, aus Informationen Entscheidungsgrundlagen für ihr Business zu machen.
Wie reagieren Sie auf die steigenden Sicherheitsanforderungen Ihrer Kunden aufgrund von BYOD oder Social Media? Die Arbeitswelt unserer Kunden verändert sich gerade massiv: durch eine neue Generation on Mitarbeitern, die bereits von klein an mit PC und Internet aufgewachsen ist, durch die wachsende Vernetzung mit Kunden, Partnern und Mitarbeitern über Social Media und durch das, was wir „Consumerization of IT“ nennen – Mitarbeiter sind immer auch Konsumenten, sie beginnen, die Geräte auszusuchen, mit denen sie arbeiten wollen. Kundeninformationen und Geschäftsdaten sind dem höchsten Risiko ausgesetzt. Zu den am meisten gefährdeten Anwendungen zählen laut einer kürzlich im Auftrag von HP durchgeführten Studie mobile und abteilungsspezifische Applikationen sowie Social Media-Anwendungen. Diese Risiken betrachten viele Unternehmen nicht mit der gleichen Aufmerksamkeit wie kritische Security Patches oder andere klassische Sicherheitsthemen. Gleichwohl handelt es sich hier um empfindliche Angriffspunkte auf sensible Informationen. HP bietet hierzu zahlreiche Lösungen, wie unter anderem Zugriffsrechte im eigenen Unternehmen besser verwaltet werden können: die „Security Intelligence Platform“ von HP bietet umfassende Analyse- und Kontrollmöglichkeiten für das effektive Management auch priviligierter Nutzer im Unternehmen.
Rudolf Kemler ist Generaldirektor von HP Österreich.
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