Ausblick auf 2012 von Wilfried Pruschak, Raiffeisen Informatik

Die COMPUTERWELT hat über 50 Geschäftsführer heimischer IT-Anbieter um einen Ausblick auf 2012 gebeten. Wilfried Pruschak erwartet in vielen Branchen aufgrund des Kostendrucks eine weitere Standardisierung der Geschäftsprozesse. [...]

Computerwelt: Rechnen Sie in Ihrem Unternehmen 2012 mit einem Umsatzwachstum? Wenn ja, etwa in welchem Umfang? Wilfried Pruschak: Aufgrund der allgemeinen volatilen Wirtschaftslage in Europa gehen wir davon aus, dass auch das nächste Jahr kein einfaches sein wird. Das Wachstum des IT-Marktes war nach einem dynamischen Beginn 2011 im zweiten Halbjahr etwas verhalten. Dieser Trend wird sich, so fürchte ich, im nächsten Jahr fortsetzen. Der Raiffeisen Informatik Konzern hatte 2011 ein gutes Jahr. 2011 haben wir einen Konzernumsatz von rund 1,4 Mrd. Euro erreicht. Das wollen wir im nächsten Jahr auf jeden Fall übertreffen. Aufgrund unserer guten Marktposition und unserer Präsenz in den wichtigen Kernländern Europas erwarten wir ein Wachstum von mindestens fünf Prozent.
Suchen Sie 2012 Fachkräfte und erwarten Sie eine schwierige Suche? Wo und wie wollen Sie Fachkräfte finden? Ja, wir suchen auch 2012 gut ausgebildete IT-Fachkräfte. Die Suche nach den geeigneten Mitarbeitern gestaltet sich derzeit schwierig, so dass auch alternative Suchwege wie z.B. über Social Media Instrumente immer mehr in den Fokus rücken.
Welche IT-Trends werden 2012 in Österreich an Bedeutung gewinnen, welche könnten an Bedeutung verlieren? Wie erwarten in vielen Branchen aufgrund des Kostendrucks eine weitere Standardisierung der Geschäftsprozesse. Dadurch können Outsourcing und Cloud Services besser in Anspruch genommen werden. Im Jahr 2012 wird aus Kosten-, aber auch aus Security- und Compliance-Gründen eine starke Nachfrage nach Outsourcing Services entstehen. Compliance Richtlinien, also gesetzliche Bestimmungen, externe Regelwerke und interne Vorgaben spielen daher eine noch größere Rolle als bisher. Fragen nach den rechtlichen Rahmenbedingungen zum Schutz der Daten rücken weiter in den Vordergrund. Auch durch Cloud Computing bekommt Outsourcing eine neue Dimension und wird weiter an Fahrt gewinnen. Dabei stehen nicht nur Kostenoptimierungsaspekte im Vordergrund, sondern auch Sicherheitsbedürfnisse der Unternehmen. Erfahrene Outsourcing-Provider wie Raiffeisen Informatik können die voll im Trend liegende geschützte „Private Cloud“ heute schon anbieten. Damit versetzen wir die Kunden in die Lage, „Economies of Scale“ zu erzielen und gleichzeitig die Kontrolle über sensible Unternehmensdaten zu bewahren. D. h. geschützte Cloud Services mit Datenschutzgarantie. Einen weiteren Trend sehen wir in IT-Security-Themen. Beginnend beim Identitätsmanagement über Zugriffsberechtigungen, bis hin zum Datenschutz und zur Verschlüsselung von Informationen, wird IT-Sicherheit ein bestimmendes Thema bleiben. Wir haben hier schon im vergangenen Jahr einen hohen Bedarf bemerkt. Auch der Trend zur Consumerisation der IT, insbesondere beim User Interface wird sich fortsetzen.
In welchen Branchen sehen Sie in Österreich Nachholbedarf bei der IT-Infrastruktur? Im Gesundheitswesen und öffentlichen Bereich. Dort werden sich in den nächsten Jahren die meisten Veränderungen ergeben. (Verwaltungsreformen, Einführung der elektronischen Gesundenakte, usw.) Die Ansprüche der Regulatoren werden zu massiven neuen Anforderungen in der Finanzwelt führen, die natürlich auch in Leitungsanforderungen (Netzwerk) auf die Infrastruktur münden werden. (z. B. durch neue Reportings über Regularien, Steigerung der Datenvolumina usw..) Darüber hinaus werden durch den Konzentrationsprozess im Rahmen von Cloud Services (permanent online) die Netzwerk-Bandbreiten massiv ausgebaut werden müssen.
Wie reagieren Sie auf die steigenden Sicherheitsanforderungen Ihrer Kunden aufgrund von BYOD oder Social Media? Vor dem Hintergrund der verstärkten Nutzung mobiler und auch privater Access-Devices für den Zugriff auf Unternehmensplattformen und -anwendungen wird sich das Security-Problem künftig noch verschärfen. Durch unsere langjährige Erfahrung, begründet durch unsere Herkunft als Bankenrechenzentrum, haben wir schon sehr früh umfassend in Sicherheitsthemen investiert. Bereits seit Jahrzehnten bieten wir ein umfassendes Spektrum an Sicherheitsdienstleistungen an und verfügen über ein firmeninternes CERT ( Computer Emergency Response Team). Dadurch sind wir in einem weltweiten Netzwerk von Sicherheitsspezialisten verankert und stets aktuell und zeitgerecht über diverse Sicherheitsvorfälle informiert. Das verschafft den nötigen Vorsprung um allfällige Maßnahmen einzuleiten. Die Raiffeisen Informatik Security Services umfassen Infrastruktursicherheit, Netzwerksicherheit, Informations- und Datensicherheit, Zutritt- und Zugriffssicherheit, Sicherheitsmanagement, bis hin zu Beratung und Schulung sowie Identity Management. Um den neuen Sicherheitsherausforderungen bestmöglich zu begegnen, empfehlen wir unseren Kunden den Einsatz moderner Identity Management Systeme, die zweifelsfrei die Identität belegen und den Zugriff auf Unternehmensdaten regeln und schützen. Unsere Security Spezialisten sind mit dem TÜV Trusted IT-Security Auditor (TSA) zertifiziert und bieten Security Audits nach anerkannten Standards und Best Practices. Das beginnt bei einer Basissicherheitsüberprüfung mit allgemeinem Fokus bis hin zum spezialisierten Penetration Test. Mit unserer langjährigen Erfahrung identifizieren wir umfassend Risiken und Sicherheitsschwachstellen auch mit den Mitteln realer Angreifer. Daher können identifizierte Risiken in Live- oder Proof-of-Concept Demonstrationen Entscheidungsträgern und Verantwortlichen veranschaulicht werden.
Wilfried Pruschak ist Geschäftsführer der Raiffeisen Informatik.


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