Autonome Shuttles: Leitprojekt Digibus

Drei Jahre wurde mithilfe des österreichischen Leitprojekts Digibus Austria im Bereich autonome Fahrzeuge geforscht. Im Zentrum stand dabei die Frage, wie zuverlässig und verkehrssicher solche automatisierten Fortbewegungsmittel sind. Jetzt wurden erste Ergebnisse aus dem Pilotprojekt kommuniziert. [...]

Der Dibigus im Demobetrieb. (c) Salzburg Research/wildbild

Beim Digibus Austria geht es um die Überbrückung der sogenannten ersten beziehungsweise letzten Meile. Denn: Wer mehr als diese Meile – also hierzulande etwa 1,5 km – von der nächsten Haltestelle oder vom Bahnhof entfernt wohnt oder arbeitet, nutzt eher das eigene Auto und nicht den Bus oder die Bahn. Genau hier sieht der Leiter des österreichischen Leitprojektes Digibus Austria, Karl Rehrl von Salzburg Research, automatisierte Fahrzeuge wie den Digibus noch in diesem Jahrzehnt als möglichen Gamechanger, der insbesondere im ländlichen Raum eine wichtige Zubringerfunktion zu Bahn- oder Buslinien übernehmen könnte.

Wie ein solcher Einsatz von autonomen Shuttles auf öffentlichen Straßen aussehen kann, welche Technologien und Rahmenbedingungen es braucht, das wurde die letzten drei Jahre im Leitprojekt Digibus Austria erforscht und getestet. Jetzt gibt es, so Rehrl, ein Vorgehensmodell, das potenziellen Betreibern detaillierte Anhaltspunkte gibt und das durch alle nötigen Schritte führt – von der Machbarkeitsanalyse, über die Risikoeinschätzung, die Einrichtung der digitalen und physischen Infrastruktur, die Inbetriebnahme sowie den täglichen Betriebsablauf bis hin zur Evaluierung.

Die entwickelten Methoden und Technologien wurden auf öffentlichen und nicht-öffentlichen Teststrecken in Salzburg und Niederösterreich erprobt. Hindernisse wurden zuverlässig erkannt und die Fahrt gestoppt. Die Reaktionen der insgesamt rund 3.000 Fahrgäste fielen vorwiegend positiv aus. Dem Großteil der Fahrgäste gefiel die Fahrt im Shuttle und sie fühlten sich sehr sicher oder sicher. Besonders herausfordernd im Pilotbetrieb in der Salzburger Gemeinde Koppl waren die relativ hohen Geschwindigkeiten von anderen Fahrzeugen sowie Abbiegesituationen.

Ergebnisse aus dem Pilotprojekt

Für einen sicheren Einsatz müssen neben den automatisierten Fahrfunktionen eine Vielzahl von weiteren Herausforderungen gelöst werden. Dazu zählen u.a. die folgenden Punkte:

  1. Umfeldbedingungen und Wegführung: Bevor ein fahrerloser Shuttlebus überhaupt auf öffentlichen Straßen fahren kann, müssen Fahr-szenarien und mögliche Wegführungen genau geprüft und bewertet werden. Dafür wurde beim Digibus Austria durch eine erweiterte Road Safety Inspection das Risiko durch eine Begehung vor Ort beurteilt. Für besonders risikoreiche Fahrsituationen ist eine virtuelle Risikoanalyse anhand einer Simulation nötig, die auf einer hochpräzisen Karte fußt. Mit dieser gelang es, die exakte Fahrspur des Digibus automatisiert abzuleiten. Durch die Simulation konnte die Fahrspur weiter optimiert werden, sodass das Unfallrisiko während der Fahrt minimiert wird. So gelang es beispielsweise, die Zeit beim Verlassen eines kritischen Kreuzungsbereichs durch die Optimierung der Fahrspur fast zu halbieren.
  2. Positionierung: Damit sich ein automatisiertes Fahrzeug sicher auf der öffentlichen Straße bewegen kann, muss es zu jeder Zeit seine genaue eigene Position kennen. Neben den LiDaR-Daten, der Inertialmesseinheit (IMU) und der Odometrie werden dafür GNSS-Satellitensignale eingesetzt, deren Genauigkeit nur im Meterbereich liegt. Durch die Berücksichtigung von Korrekturdaten durch das so genannte Realtime-Kinematics-Verfahren kann eine zentimetergenaue Positionsbestimmung gelingen. Dafür müssen die Korrekturdaten über ein LTE-Breitbandnetz oder zusätzliche Kommunikationsinfrastruktur vor Ort dem Fahrzeug bereitgestellt werden. Im Leitprojekt wurde die Teststrecke in Koppl mit sogenannten C-ITS V2X Roadside Units ausgestattet, um die Übertragung der Korrekturdaten über den WLAN-basierten ITS-G5-Standard zu erproben.
  3. Kommunikation mit Fahrgästen und anderen Verkehrsteilnehmern: Beim Digibus Austria entstanden neue Methoden und Technologien der Fahrgastinteraktion, die auf die Informationsbedürfnisse von Fahrgästen in einem fahrerlosen Shuttle angepasst sind: Dazu gehören die Anzeige von aktuellen Echtzeit-Informationen auf interaktiven Touch-Monitoren im Shuttle und an Haltestellen, ein berührungsloser Sprachassistent sowie die Möglichkeit, im Bedarfsfall per Direktverbindung Hilfe von einer Leitstelle anzufordern. An der Außenseite des Shuttles wurde wiederum Fußgängern per LED-Animation kommuniziert, ob das Fahrzeug vor einem Fußgängerübergang anhält bzw. wann es wieder weiterfährt.
  4. Integration in das regionale Mobilitätssystem: Mit dem Digibus Austria wurde erstmals ein automatisiertes Shuttle in ein regionales Mobilitätssystem integriert und ein öffentlicher Pilotbetrieb nach Fahrplan durchgeführt. Drei Monate lang ergänzte der Digibus wochentags die bestehende Buslinie in der Gemeinde Koppl und verdichtete diese auf einen Halbstundentakt. Für diesen Pilotbetrieb wurde mit Hilfe der Mobilitätsapp wegfinder die Verbindungen des Digibus inklusive der Echtzeit-Abfahrts- und Ankunftszeiten sowie der aktuellen Sitzplatzauslastungen angezeigt.

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