Bedrohungslage bleibt auf hohem Niveau

Erhöhte Frequenz, groß angelegt, präzise: Cyberangriffe besitzen mittlerweile das Potenzial, nicht nur enorme wirtschaftliche Schäden zu verursachen, sondern ebenso politische Spannungen hervorzurufen. Das geht aus dem aktuellen Cyber Security Report von Deloitte hervor, für den mehr als 400 Führungskräfte befragt wurden. [...]

Datenbetrug im Internet sehen Entscheidungsträger als größte Cybergefahr für die Bevölkerung. (c) Pixabay
Datenbetrug im Internet sehen Entscheidungsträger als größte Cybergefahr für die Bevölkerung. (c) Pixabay

Als größtes Cyberrisiko für die Bevölkerung sehen die Entscheidungsträger Datenbetrug im Internet: 77 Prozent bewerten das als großes Cyberrisiko, ein neuer Höchstwert. Auf der Gefährdungsliste folgen Computerviren und Schadsoftware mit 76 Prozent, wobei die Befragten die Gefährdung unterschiedlich einschätzen: 79 Prozent der Wirtschaftsvertreter sehen hier ein großes Risiko, bei den Entscheidungsträgern aus der Politik sind es 65 Prozent. „Information, Meinungsbildung und gesellschaftliche Debatten verändern sich durch die Digitalisierung und damit auch die demokratische Kultur“, so Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, das gemeinsam mit Deloitte die Umfrage durchgeführt hat. „Das bietet Chancen, bringt aber auch erhebliche Risiken mit sich, gerade auch für die Meinungsbildung vor Wahlen.“

Bekannte Risiken – ungenügende Reaktionen

Nach wie vor zeigt sich eine positive Grundhaltung gegenüber den sozialen Medien. Die meisten Führungskräfte aus mittleren und großen Unternehmen (58 Prozent) sehen darin eher Chancen als Risiken für Unternehmen. 15 Prozent der Wirtschaftsführer berichten jedoch davon, dass ihre Unternehmen bereits Opfer eines Shitstorms geworden sind. Überdurchschnittlich häufig betroffen sind große Unternehmen mit 1.000 und mehr Mitarbeitenden: 22 Prozent hatten mindestens einen solchen Vorfall in der Vergangenheit. Trotzdem verfolgen nur 55 Prozent aller befragten Unternehmen systematisch, was in entsprechenden Medien über sie berichtet wird. Bei Unternehmen, die in sozialen Medien eher Risiken als Chancen sehen, ist dies unterdurchschnittlich häufig der Fall (40 Prozent).

Cyberresilienz braucht technologische Unabhängigkeit

Die Förderung von Schlüsseltechnologien trägt dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft auf dem internationalen Parkett zu stärken. Je enger die digitale Vernetzung, desto drängender wird die Frage nach der digitalen Souveränität des Standorts. Das Thema treibt sowohl die Wirtschaft als auch die Politik um. Die große Mehrheit der Befragten hält es für die Cybersicherheit für notwendig, dass wichtige Schlüsseltechnologien für die Digitalisierung und Vernetzung von europäischen Unternehmen hergestellt werden. Damit soll eine größere Unabhängigkeit im Bereich der Schlüsseltechnologien sichergestellt werden.

Die Wirtschaft sieht ihre Bedürfnisse durch die Politik im Bereich der Cybersicherheit nur ungenügend berücksichtigt: Das geben gut zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) an. Fast drei Viertel der Wirtschaftsführer (71 Prozent) fordern eine stärkere Zentralisierung staatlicher Stellen beim Thema Cybersicherheit. Insbesondere große Unternehmen mit 1.000 und mehr Mitarbeitenden halten eine zentrale Anlaufstelle für wichtig oder sehr wichtig.

Gefahrenquelle Home Office: Einfallstor für Cyberattacken

Nicht zuletzt ist es auf die Corona-Pandemie zurückzuführen, dass die Bedeutung der Cybersicherheit verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist. Die Verbreitung der Home-Office-Arbeit und die starke Vernetzung erhöhen die Angriffsfläche für Cyberkriminelle. Mit der hohen Anzahl der IT-Systeme im Home Office, ihrer Verbindung miteinander und mit dem Unternehmensnetz sowie mit der verstärkten Nutzung von Kollaborationstools wächst auch der Bedarf an wirksamem Schutz. 34 Prozent der befragten Wirtschaftsführer geben an, die Cybersicherheit habe durch die Corona-Krise in ihrem Unternehmen an Bedeutung gewonnen. 82 Prozent der Wirtschaftsvertreter berichten davon, dass spezielle IT-Sicherheitsmaßnahmen im Home Office getroffen wurden. Dazu gehören beispielsweise die Durchführung von Schulungen, die Installation spezieller Sicherheitssoftware oder die Sperrung bestimmter Anwendungen für die Mitarbeitenden.

Das Risiko, das von Beschäftigten im Home Office ausgeht, wird insgesamt jedoch als eher gering eingeschätzt. 71 Prozent der Führungskräfte aus der Wirtschaft halten die Risiken für weniger groß oder sehen kein zusätzliches Risiko. Gleichzeitig haben 34 Prozent der Wirtschaftsführer Zweifel am Risikobewusstsein ihrer Mitarbeitenden. In Sachen Videokonferenztools beurteilen 67 Prozent der Wirtschaftsführer das Risiko als weniger groß oder gar nicht groß. Allerdings bestehen bei 48 Prozent der Führungskräfte Vorbehalte gegenüber Videokonferenztools.


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