„Bedürfnisse erkennen“

Susanne Tischmann ist nicht nur CIO und CTO des ÖAMTC, sondern wurde im Rahmen des CIO Awards zur Top-IT-Managerin Österreichs gewählt. Diesen Erfolg verdankt sie nicht zuletzt der Fähigkeit, erkennen zu können, was Kunden brauchen. [...]

Susanne Tischmann ist CIO und CTO des ÖAMTC sowie Top CIO 2019. (c) Confare

Was war denn Ihre Motivation für den CIO Award 2019 einzureichen?
Der CIO Award ist in Österreich eine hoch angesehene Auszeichnung der IT-Branche, aber auch ein sehr gutes Barometer, ob man mit seiner Arbeit als CIO aus Sicht von Branchenprofis im Vergleich zukunftsweisend und strategisch gut unterwegs ist. Diesem Vergleich wollte ich mich nach knapp eineinhalb Jahren als CTO bzw. CIO stellen.

Warum sind Sie Ihrer Meinung nach eine der Top IT-Managerinnen Österreichs?
Ich habe sowohl inhaltlich bzw. organisatorisch als auch strategisch in den letzten Jahren maßgeblich die Weiterentwicklung der Digitalisierung und der IT-Services des ÖAMTC gestaltet.

Was bedeutet die Auszeichnung für Sie persönlich und wie wirkt sie sich auf Ihre Arbeit aus?
Für mich persönlich ist die Auszeichnung eine große positive Bestärkung, auf dem richtigen Weg zu sein. Für meine Arbeit ist die Sichtbarkeit nach außen, im Sinne von Kontakten/Netzwerken sehr hilfreich.

Werden Sie im nächsten Jahr wieder einreichen?
Ich werde sicher wieder einreichen, ob allerdings gleich nächstes Jahr ist derzeit noch nicht sicher.

Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Eigenschaften eines modernen IT-Managers?
Ein moderner IT-Manager muss die Bedürfnisse der Kunden erkennen, strategisch-planerisch die Prioritäten setzen und professionell darüber und über Ergebnisse kommunizieren. Resilienz ist eine weitere Eigenschaft, die besonders im IT-Management wichtig ist.

Was sind die täglichen Herausforderungen in Ihrem Job als CIO/CTO des ÖAMTC?
Die Vielzahl und Komplexität der unterschiedlichen Services ist sowohl was die Priorisierung betrifft, aber auch in der Umsetzung eine große tägliche Herausforderung.

Was sind die wichtigsten Systeme/Applikationen des ÖAMTC? Was machen Sie selber, was ist outgesourced?
Wir haben über 110 verschiedene Services/Applikationen in Betrieb bzw. Entwicklung um unsere Services den Mitgliedern professionell zur Verfügung zu stellen.

Die Kernsysteme betreffen unter anderem die Verwaltung der Mitgliedschaft beim ÖAMTC sowie die Abbildung der Prozesse an den Stützpunkten, Fahrtechnikzentren und in der Nothilfe.

Parallel ist die Darstellung aller verfügbaren (Mobilitäts-) Informationen über Internet und Apps, und das zur Verfügung stellen von digitalen Services als Unterstützung für unsere Mitglieder ein weiterer großer Baustein unserer IT. Dies erfolgt jeweils in unterschiedlichen Graden an Outsourcing.

Wie ist die IT-Abteilung aufgestellt? Wieviele Mitarbeiter haben Sie?
Wir sind im Bereich rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in zehn Teams. Dabei werden vom Servicedesk über Betriebsführung bis hin zur Entwicklung von Applikationen und Services alle Aufgaben abgedeckt.

Auf welche umgesetzten Projekte sind Sie besonders stolz?
Als eine der ersten Maßnahmen in meiner Verantwortung als CTO haben wir in Rekordzeit das Tool für den Servicedesk ausgetauscht und mittlerweile verwenden auch andere Abteilungen unser Tool zur Ticketbearbeitung.

Die Reduktion der Hierarchie und eine Beschleunigung der Entscheidungswege innerhalb der IT-Organisation war mir auch ein großes Anliegen, das wir sehr rasch umgesetzt haben.

Welche richtungsweisenden Projekte stehen in naher/mittlerer Zukunft an?
Da wir auch SAP einsetzen, ist speziell die Frage nach S4 bzw. Hana und wie der beste Weg dazu für uns aussehen kann, eines der großen Vorhaben.

(c) ÖAMTC

Wie sieht die Kommunikation mit den anderen Abteilungen des Unternehmens aus? Wie ermitteln Sie den Bedarf der verschiedenen Abteilungen?
Einerseits gibt es die zyklischen operativen Abstimmungsrunden mit den jeweiligen Produkt- bzw. Service-Verantwortlichen und andererseits wird im Rahmen der Geschäftsleitersitzungen gemeinsam über grundsätzliche Prioritäten entschieden. Intern stimmen wir uns im Projectoffice wöchentlich über Status aber auch neue Themen ab.

Anforderungen bzw. Wünsche werden über verschiedene Kanäle, teils persönlich, teils über Arbeitsgruppen, an das Projectoffice herangetragen.

Wie und in welcher Form ist die IT des ÖAMTC nicht nur Systemerhalter, sondern leistet einen Wertbeitrag zum Unternehmenserfolg?
Die Digitalisierung von Prozessen ist speziell im Dienstleistungsbereich ein wesentlicher Beitrag zur transparenten, effizienten und kundenorientierten Abwicklung von Dienstleistungen.

Wie sieht die Stellung und Wahrnehmung der IT im Unternehmen aus? Wie sehr sind Sie in strategische Entscheidungen eingebunden?
Ich bin als CTO Teil der erweiterten Geschäftsleitung und arbeite auch an den strategischen Themen gestaltend mit.

Wie lautet Ihre Meinung zu Hypethemen der IT-Branche wie Cloud, Big Data, datengetriebene Organisation etc. und wie wirken sich diese Themen auf den ÖAMTC aus?
Durch die Verfügbarkeit von nahezu unbegrenzter Rechenleistung ist eine rasche Entwicklung speziell von Datenthemen zu erwarten und zu sehen. Knackpunkt wird aber auch hier die Verwendung für sinnvolle Services sein und speziell bei Big Data sehe ich das Risiko der Entstehung von Datenfriedhöfen. Speziell das Thema Fahrzeugdaten ist für uns als ÖAMTC sowohl aus der Forschungssicht wichtig, um Möglichkeiten für neue Dienstleistungen zu kreieren, als auch aus der Lobbyingsicht, um die Rechte unserer Mitglieder entsprechend zu vertreten.

Zum Thema Cloud stehen auch bei uns strategische Entscheidungen an. Wie alle Hypethemen haben Cloud-Lösungen viele Vor-, aber auch Nachteile, die nach Geschäftsfeld und Service bewertet werden müssen. Speziell im Mobilitätssektor gibt es noch andere Hype Themen, wie autonomes Fahren und Elektromobilität, die uns als ÖAMTC in den nächsten Jahren weiter beschäftigen werden.

Wenn Sie einen Wunsch an die IT-Branche, also die Anbieter, frei hätten: wie würde der lauten?
Noch validere Verkaufs-/Angebotsgespräche wären wirklich hilfreich. Speziell bei größeren und komplexeren Themen ist es nach wie vor so, dass wir erst in der Umsetzung hören, was wirklich geht und was vom Verkauf zu viel versprochen wurde.

Wie geht es Ihnen als Frau in einem doch immer noch sehr Männer-dominierten Beruf?
In meinen jeweiligen Verantwortungen konnte ich gut Expertise, aber auch Verständnis für menschliche Handlungsweisen einbringen. Das Thema Geschlecht war daher in meinen Arbeitsumfeld nie einschränkend.

Wie sieht denn Ihr Karriereweg aus? Wie sind Sie in die IT gekommen?
Ich habe Wirtschaftsinformatik an der TU Wien studiert und gleichzeitig beim ÖAMTC in der Nothilfe geringfügig gearbeitet. Im Rahmen des Zentralisierungsprojektes für die Nothilfe-Zentralen wurde ich als Projektmitarbeiterin und Systembetreuerin eingestellt. 2000 durfte ich dann die österreichweite Verantwortung für die Nothilfe-Zentralen inklusive der zugehörigen IT-Verantwortung für den 7×24-Stunden-Betrieb übernehmen. Im Juli 2017 wurden im Zuge einer Organisationsänderung unter anderem die IT-Verantwortlichkeiten zusammengelegt und ich durfte die CTO-Rolle übernehmen.


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