„Beratungsgeschäft ist ein People Business“

Der langjährige Pentadoc-Geschäftsführer Christian Dlapka hat mit Jahresbeginn ein eigenes Unternehmen gegründet. Im Gespräch mit der COMPUTERWELT stellt er Neudenker vor und erklärt die Beweggründe für den Wechsel vom Manager zum Firmengründer. [...]

Sie waren elf Jahre Geschäftsführer von Pentadoc Österreich. Wie kam es zur Unternehmens-Gründung?
Christian Dlapka: Die Überlegung gab es von Michaela Ortis, Christian Blümel und mir schon länger und kam eigentlich aus den Projekten heraus. Wir haben immer wieder festgestellt, dass das Thema ECM nur einen kleinen Teil der Unternehmens-IT beleuchtet. Natürlich haben wir durch die Spezialisierung auch sehr viel Erfahrung mit Dokumentenmanagement gesammelt. Heutzutage treten aber viele Systeme miteinander in Interaktion. Durch das Verwachsen der Unternehmens-IT könnte ein ECM-Projekt genauso gut als ERP-Projekt betrachtet werden. Wir haben zwar bei einzelnen Projekten immer wieder über den Tellerrand geblickt, die Kunden in Österreich haben uns aber ganz klar im Dokumentenbereich wahrgenommen.

Sie haben also jetzt viel mehr Gestaltungsspielraum?
Mit Neudenker sind wir viel breiter aufgestellt. Wir gehen wirklich in die Strategie des Informationsmanagements hinein. Es ist einfach nicht mehr zeitgemäß, Lösungen wie ECM, CRM oder ERP immer noch isoliert zu betrachten. Das war vor fünf Jahren sicher noch anders. Das Thema Integration ist heute für alle Geschäftsführer unabdingbar. Jeder möchte auf Knopfdruck eine Auswertung haben. Dazu braucht er verschiedene Informationen, die zusammengeführt werden. Eine einzelne Betrachtung der Systeme würde da punkto BI gar nichts bringen. Für uns geht es auch darum, verstärkt Organisation und Planung zu machen.

Pentadoc ist ein unabhängiger Berater. Soll dieser Ansatz fortgeführt werden?
Absolut. Wir werden weiter herstellerunabhängig agieren, das ist ein ganz wichtiger Punkt und auch ein Alleinstellungsmerkmal. Wir wollen unsere Tätigkeit auf möglichst viele Bereiche der IT ausbreiten, natürlich auch durch neue Kompetenzen, die wir ins Boot holen.

Sind weitere Mitarbeiter von Pentadoc zu Neudenker gewechselt?
Im Grunde sind sechs von sieben ehemaligen Pentadoc-Mitarbeitern in Österreich nun bei Neudenker. Das Kernmanagement-Team, bestehend aus Michaela Ortis, Christian Blümel und mir ist jetzt komplett bei Neudenker tätig. Wir investieren gegenwärtig sehr viel in Schulungen und Ausbildungen, um unsere Leute fit für die neuen Aufgaben zu machen. Das Team soll auch wachsen und sukzessive erweitert werden, damit wir für jedes Thema einen Kernkompetenzträger haben.

Wie wird das Team wachsen?
Mein Ziel ist, zwei bis drei Leute bis zum Ende des Jahres zusätzlich an Bord zu holen. Diese Suche wird nicht einfach werden, der Fachkräftemangel wird sich auch 2013 fortsetzen. Es fehlt in Österreich an Fachkräften mit strategischem Weitblick. Es gibt viele produktspezifische Berater, aber jemanden zu finden, der einen unabhängigen Überblick hat, ist schwer. Wir brauchen Generalisten mit tiefgehendem Knowhow. Für mich ist es wichtig, ein Kompetenznetzwerk aufzubauen und auch zu schauen, welche Partner zusätzlich eingebunden werden können. Allerdings immer mit einem herstellerunabhängigen Charakter dahinter. Wir richten uns da nach den Kunden. Wenn sich in den Vorgesprächen herausstellt, dass ein Kunde explizit ein bestimmtes System will, werden wir es nicht verbieten, ihm aber auch klar unsere Sicht dazu weitergeben.

Neudenker muss sich in einem neuen Markt mit mehr Wettbewerb behaupten. Wofür steht Neudenker?
Es geht für uns vor allem darum, Kunden früh genug zu begleiten, wo es noch nicht um die Softwareeinführung geht. Das heißt vorweg eine Analyse und Konzeption zu machen. Hier gibt es natürlich schon einige Berater am Markt. Unser großes Alleinstellungsmerkmal ist die Herstellerunabhängigkeit. Ich bin überzeugt, dass es sehr wenige Berater gibt, die nicht schon im Rucksack ein Softwarepaket zum Kunden mitbringen, das sie verkaufen wollen. Wir bekommen keine Provisionen und haben keine Verknüpfung zu einem bestimmten Hersteller. Das ist ein ganz wichtiger Benefit für unsere Kunden. Im CRM- oder ERP-Bereich kenne ich keinen anderen neutralen Anbieter.

Was bedeutet dieser unabhängige Ansatz für Ihre Arbeit beim Kunden?
Wir wollen der Vertrauenspartner des Kunden sein, der wie ein zusätzlicher Mitarbeiter eine neue Perspektive ins Unternehmen bringt und innerhalb des Projektteams agiert. So sollen wir gesehen werden. Irgendwann kommt es dann zu einer Auswahl eines bestimmten Produkts, aber da gibt es im Vorfeld noch eine Menge zu tun. Wir begleiten die Kunden bis zur Umsetzung des Projekts. Auch das ist ein Alleinstellungsmerkmal, in der Regel endet die Arbeit des Beraters nach der Auswahl einer Lösung. Es geht nicht darum, dass wir die Implementierung machen, wir sind ja keine Wunderwuzzis und können nicht hunderte Systeme am Markt anpassen. Es geht um eine Begleitung, damit das, was analysiert und konzipiert wurde, auch tatsächlich umgesetzt wird. Wir nehmen da quasi die Rolle eines Projektleiters oder seines Stellvertreters ein und das temporär. Wir nehmen uns nach der erfolgreichen Umsetzung eines Projekts wieder zurück und bleiben nicht im Unternehmen picken. Früher haben Unternehmen Unterstützung bei der Auswahl gesucht, der Rest wurde im Haus erledigt. Mittlerweile sind es aber 60 bis 70 Prozent, die uns auch nach der Analyse, Konzeption und Auswahl in der Projektbetreuung dabei haben wollen und da scheuen wir uns auch nicht drauf zu achten, dass das, was wir mit konzipiert haben, auch umgesetzt wird.

Neudenker ist noch sehr jung. Haben Sie schon Feedback aus der Branche?
Der Markt hat die Neugründung sehr gut aufgenommen, egal ob das jetzt potenzielle Neukunden oder uns bereits bekannte Unternehmen waren. Das Feedback war bis dato ausschließlich positiv. Wir sind ja nicht plötzlich vom IT-Berater zum Seifenhersteller geworden. Wir machen das, was wir zuvor gemacht haben, allerdings in einem größeren Rahmen. Es handelt sich ja auch um dasselbe Team, mit dem die Unternehmen in Österreich jahrelang zusammengearbeitet haben. Wir haben uns in den Jahren sehr viel Vertrauen erarbeitet. Man darf nicht vergessen, dass das Beratungsgeschäft in erster Line „People-Business“ ist. Schon in der Vergangenheit haben uns Kunden immer wieder gesagt, dass sie uns viel mehr zutrauen als das reine Dokumentengeschäft, das war natürlich auch eine der Triebfedern für die Unternehmensgründung.

Das Gespräch führte Alex Wolschann.

Christian Dlapka:
Christian Dlapka ist Geschäftsführer der Neudenker GmbH, die er gemeinsam mit Christian Blümel und Michaela Ortis gegründet hat. Das Angebot umfasst Hersteller-unabhängige Beratung für IT-Strategie und Organisation. Dlapka war mehr als zehn Jahre im Bereich ECM tätig, zuletzt als Geschäftsführer und Senior-Berater der Pentadoc, davor als Berater bei einem Anbieter. Neben zwei einschlägigen Studien hat Dlapka auch zahlreiche IT-Lösungen bei nationalen und internationalen Unternehmen in verschiedenen Branchen konzipiert und auch implementiert.


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