Berendsen: Schlankes Team, schlanke Lösung

Gewappnet für die Zukunft: Textilservicedienstleister Berendsen modernisierte und konsolidierte seine IT-Infrastruktur mit Lösungen von Red Hat. Die COMPUTERWELT sprach mit Martin Röh, der für das Infrastruktur-Projekt verantwortlich zeichnete. [...]

Berendsen ist in zwei Geschäftsfelder unterteilt: Gesundheitswesen und Industrie. Im Bereich Healthcare versorgt das Unternehmen mit Hauptsitz in Glückstadt in Schleswig-Holstein Krankenhäuser sowie Senioren- und Pflegeeinrichtungen mit textilen Produkten.

Konsolidierung und Optimierung der Systeme waren die Haupttreiber für die Modernisierung der IT-Landschaft in den beiden Rechenzentren der Berendsen GmbH, Geschäftsbereich Healthcare. Hierzu hat der Textilservicedienstleister  eine umfassende IT-Lösung implementiert: Zum Einsatz kommen die Red Hat-Produkte Enterprise Virtualization, Enterprise Linux, Network Satellite sowie die vorkonfigurierte Open-Source-Datacenter-Lösung OpenV3 von Magirus.

Die Ausgangssituation war für das Unternehmen wenig erfreulich: Eine veraltete Hardware und unterschiedliche Architekturen, Betriebssysteme sowie Virtualisierungsplattformen. Die Folgen des Wildwuchses waren eine ineffiziente Ressourcennutzung und hohe Wartungskosten. Konkret waren Hardware-seitig beispielsweise Intel-x86- und HP-UX-Systeme im Einsatz. Als Betriebssysteme wurden Windows Server 2008, Windows XP, Debian Linux, Suse Linux und Oracle Linux genutzt. Eine große Bandbreite gab es auch bei den Virtualisierungsplattformen mit XEN, OpenVZ und Virtualbox.

Martin Röh, Leitung Infrastruktur bei der Berendsen GmbH, Geschäftsbereich Healthcare, betont: „Es war klar, dass wir mit der IT-Infrastruktur langsam an unsere Grenzen stoßen mussten. Durch ihre heterogene Struktur verursachte sie zudem hohe Wartungskosten. An einer umfassenden IT-Modernisierung und -Konsolidierung führte deshalb auch kein Weg vorbei.“

Berendsen hatte klare Vorstellungen darüber, was die neuen Lösungen leisten sollten. Zentrale Punkte waren hohe Verfügbarkeit, bessere Lastverteilung, effizientere Nutzung der physikalischen Hardware, Skriptfähigkeit, effiziente Administration und vor allem auch Zertifizierbarkeit der Lösung für SAP- und Oracle-Anwendungen. Der deutsche Textilspezialist zeigte zudem Interesse an einer Open-Source-Applikation, da er das im Unternehmen vorhandene Linux-Knowhow weiterhin nutzen wollte.

OPEN-SOURCE-LÖSUNGEN
Die Entscheidung fiel zugunsten von Red Hat und der neuesten Version der KVM-Hypervisor-basierenden Virtualisierungslösung Enterprise Virtualization. Ausschlaggebende Gründe waren die hohe Funktionalität, der attraktive Preis und die komfortable Integrationsmöglichkeit in die bestehende Landschaft.
Abgesehen von einer einheitlichen Virtualisierungsplattform zielte Röh auf eine konsistente Infrastruktur ab. Hier fiel die Wahl auf OpenV3 von Magirus, einem Value-Added-Distributor von Red Hat. OpenV3 ist eine speziell für die Anforderungen von mittelständischen Unternehmen vorkonfigurierte Open-Source-Datacenter-Lösung, die aus Servern und Netzwerkkomponenten von Cisco und Storage-Systemen von EMC besteht. Kernelement des im Handumdrehen einsatzfähigen Infrastrukturpaketes ist Red Hat Enterprise Virtualization. Die Lösung bietet einen hochperformanten Hypervisor, umfassende Management-Funktionen, Hochverfügbarkeit und Live-Migrationen. Projektleiter Röh: „Die Performance und Skalierbarkeit der Virtualisierungslösung ist hervorragend. Besonders hervorzuheben ist, dass sie ein webbasierendes Management und eine intuitive Web-GUI bietet.“ Gegenüber der COMPUERWELT ergänzt Röh: „Egal, welche Komponente betroffen ist, wir haben immer nur einen Ansprechpartner, der die Konfiguration in- und auswendig kennt – was für Unternehmen mit schlanken IT-Abteilungen wie der unsrigen ideal ist.“ Laut Infrastrukturleiter besteht die IT-Abteilung aus drei Teams mit jeweils vier Mitarbeitern.   

Auch im Betriebssystem-Umfeld hat Berendsen konsolidiert. Zum Einsatz kommt jetzt die Open-Source-Software Red Hat Enterprise Linux – auch im Umfeld von SAP- und Oracle-Systemen. Die Bereitstellung, Skalierung und Verwaltung erfolgt über die Systemmanagementplattform Red Hat Network Satellite.

Im Einzelnen wurden bei der Berendsen GmbH folgende Produkte implementiert: Als VM-Hosts kommen vier Cisco UCS C200 M2 zum Einsatz – mit zwei Intel-CPU 5670, 64 GB RAM und zwei 500 GB großen Festplatten. Als Management-Server arbeitet ein Cisco UCS C200 M2, der mit zwei Intel-CPU 5620, 48 GB RAM und zwei 500-GB-Festplatten ausgestattet ist. Im Storage-Bereich läuft ein EMC-System VNX5300 mit 5,7 TB Kapazität und SAN-Spiegelung. Als SAN-Switches sind zwei Brocade DS300B mit 8/24-Ports vorhanden.

Im Zuge der Implementierung hat der Lösungspartner mehrere Schulungen und Trouble-Shooting-Seminare durchgeführt. Dies hat dazu beigetragen, dass das Projekt innerhalb von lediglich einem halben Jahr erfolgreich abgewickelt werden konnte. „Was länger gedauert hat, war die SAP-Migration, die im August 2012 abgeschlossen war. Was die Eigenentwicklung betrifft, waren wir im November 2012 fertig“, erklärt Röh.  

ZUKUNFTSSICHERE INFRASTRUKTUR
Mit der neuen Infrastruktur schaffte es Berendsen, die Administrations- und Wartungskosten signifikant zu reduzieren. Auch die IT-Mitarbeiter wurden entscheidend entlastet. Die konsolidierte Infrastruktur bietet eine effiziente Ressourcennutzung und eine hohe Ausfallsicherheit. Durch eine optimierte Lastverteilung gibt es zudem keine Performance-Engpässe mehr.

Röh bemerkt abschließend: „Auch wenn der Zeitrahmen für die Projektabwicklung sehr knapp bemessen war, konnten wir durch die zielgerichtete Zusammenarbeit mit dem Implementierungspartner Gonicus und Red Hat alle gesteckten Ziele erreichen. Unsere neue konsolidierte Infrastruktur mit Red Hat Enterprise Virtualization als Kernkomponente sorgt dafür, dass wir heute in unseren Rechenzentren bestens für künftige Herausforderungen im IT-Bereich gewappnet sind.“

„ES WAR KLAR, DASS WIR BEI LINUX BLEIBEN“
Martin Röh, Leiter der IT-Infrastruktur bei der Berendsen GmbH, Geschäftsbereich Healthcare, im Interview.  

Computerwelt: Welche Gründe gab es für den Wildwuchs in Sachen Infrastruktur?
Martin Röh:
Er war historisch bedingt. Wir haben Ende der 80er-Jahre mit einer AS 400 mit einem einzigen angeschlossenen Arbeitsplatz begonnen. Die Software für den Produktions- und Logistikbereich ist selbst geschrieben. Anfang der 90er-Jahre kam der Wunsch auf, ein neues ERP-Tool für den Finanzbereich einzuführen. Die Wahl fiel auf SAP. Zu jener Zeit waren die HP-Server angesagt, die mit SAP sehr stabil liefen.
Mitte der 90-er Jahre – mit Ansteigen der Zahl der Arbeitsplätze – haben wir begonnen, auf Windows-Server und PC zu setzen. Zur gleichen Zeit wurde Linux interessant. Aus Stabilitätsgründen und um Lizenzkosten zu sparen, fingen wir an, Server, die hoch produktionskritisch sind, mit Linux aufzusetzen.

Wie hat sich Linux bewährt?
Wir haben im Laufe der Zeit festgestellt, dass wir mit unserer schmalen IT-Mannschaft Linux wesentlich effizienter administrieren können als Windows-Server. Wir haben ursprünglich auf Suse Linux gesetzt. Nach diversen Übernahmen auf Herstellerseite standen wir vor der Herausforderung, ein neues Konzept aufzusetzen. Durch die positive Erfahrung war klar, dass wir bei Linux bleiben würden. Da wir eine Oracle-Datenbank im SAP-Umfeld und eine andere für unsere selbst geschriebene Logistik-Anwendung einsetzen, mussten wir ein Linux-Betriebssystem verwenden, das offiziell zertifiziert ist. Unser Fokus lag zunächst auf Debian, das aber so gut wie keine Zertifikate bietet. Da wir im Rahmen der Neustrukturierung auch Virtualisierungslösungen angesehen haben, kamen wir sehr schnell auf die Red-Hat-Lösung. Da war es logisch, dass wir uns innerhalb der Red-Hat-Produktpalette bewegen. Wir fahren nun zweigleisig: Überall dort, wo wir zertifizierte kommerzielle Varianten brauchen, um den Support gewährleisten zu können, setzen wir Red Hat ein. In den anderen Bereichen, wo wir uns frei bewegen können, kommt Debian zum Einsatz.

Was waren die Auswahlkriterien beim Thema Virtualisierung?
Uns waren folgende Punkte wichtig: Offene Schnittstellen, hohe Administrierbarkeit und möglichst geringe Lizenzkosten. Unter’m Strich blieb die Red-Hat-Lösung übrig. Wir haben natürlich auch den Mitbewerb unter die Lupe genommen. Wenn man sieht, wie groß teilweise der Aufwand allein für die Lizenzverwaltung ist, fiel uns die Wahl nicht schwer. (pi/su)


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