Ingram Micro wird im kommenden Jahr das komplette Cloud-Angebot mit allen anderen Elementen des Portfolios vereinen – und das über eine einzige Plattform. ITWelt.at sprach mit Dominic Sabaditsch, Head of Cloud & Cyber Security bei Ingram Micro. [...]
Wo stehen aus Ihrer Sicht die heimischen Unternehmen in Sachen Cloud-Journey? Wo sehen Sie die größten Treiber und Bremser?
Wenn ich ein paar Jahre zurück blicke, so hat sich die Journey enorm gewandelt. Wo man früher noch Aufklärungsarbeit bezüglich der Vorteile von Software-as-a-Service-Lösungen leisten musste, sind diese mittlerweile in vielen Unternehmen implementiert und leisten ihren Beitrag zur Effizienzsteigerung und Zusammenarbeit. Treiber dafür waren mit Sicherheit die fortschreitende Digitalisierung, natürlich auch der Umzug ins Home Office, aber viel mehr die Erkenntnis, dass ohne Cloud-Technologien ein Großteil der Projekte kaum noch umzusetzen ist. Und nicht zu vergessen: Es gibt auch einen gewissen Fachkräftemangel, wenn es um die Aufrechterhaltung des Betriebes seitens der IT geht. Deshalb werden auch vermehrt Tätigkeiten in die Cloud verlagert. Die größte Bremse sehe ich leider nach wie vor im Breitbandausbau. Urbane Gebiete haben hier weniger Schmerzen, je ländlicher es wird, desto herausfordernder.
Wie hat sich Ihre Partner-Landschaft beim Thema Cloud entwickelt? Wo sehen Sie das größte Potenzial? Wo ist am meisten Luft nach oben? Und: Welche Aktivitäten sind im Channel geplant?
Viele unserer Partner haben das Potenzial oder viel mehr die Möglichkeiten hinter dem Cloud-Bereich erkannt. Das war nicht immer so. Mittlerweile sprechen wir mit unseren Partnern auch weniger über Basics, sondern vielmehr über Digitalisierungsprojekte, die tatsächlich etwas bewegen. Im Vordergrund steht dabei meist immer die Frage: Wie können wir gemeinsam Lösungen schaffen, die die Welt von morgen ändern? Eine der größten Schritte wird im kommenden Jahr das Thema künstliche Intelligenz sein. Was für manche ein Hype oder eine Schreckensszenario ist, ist tatsächlich nichts weiter als eine kleine Revolution. Hier sehen wir Lösungen, die nicht nur Erleichterungen im Büroalltag bringen, sondern auch beispielsweise Menschen mit Beeinträchtigungen unterstützen und sie noch stärker in den Alltag integrieren. Wenn taubstumme Menschen künftig in der Lage sind, sich mit anderen barrierefrei zu unterhalten, ist das für mich neben einer Revolution der Beweis, wie wichtig KI-gestützte Technologie ist und wie diese die Gesellschaft weiterbringen wird. Das wird auch einer unserer Schwerpunkte für die nahe Zukunft sein.
Wie hat sich der Ingram Micro Cloud Marketplace im Laufe der letzten Zeit entwickelt und welche Bereiche beziehungsweise Themen werden am stärksten nachgefragt? Welche Ausbauschritte sind mittel- und langfristig geplant?
Ich trenne die Antwort gerne in einen geschäftlichen und einen technologischen Teil. Geschäftlich waren wir in den letzten Jahren – dank der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen meinem Team und unseren Cloud- Partnern – in der Lage, stets deutlich stärker zu wachsen als die Hersteller selbst. Mittlerweile betreuen wir über 600 Unternehmen in Österreich, welche selbst wiederum über 12.000 Endkunden über unseren Cloud Marketplace verwalten.
Technologisch hat sich auch viel getan, neue Features sind hinzugekommen und wenn Hersteller Änderungen im Portfolio unternommen haben, waren wir immer die Ersten, die diese auch umsetzen konnten. Die Herausforderung liegt nämlich weniger in der Plattform selbst als vielmehr bei der Aufrechterhaltung der sogenannten API-Schnittstellen zu den Herstellern. Hier fließt die meiste Arbeit und das größte Investment rein, um eine Automatisierung gewährleisten zu können.
Zur Zukunft kann ich jetzt schon verraten, dass wir im Laufe des nächsten Jahres den größten Schritt in der Entwicklung der Ingram Micro vollziehen werden. Unsere XVantage-Strategie wird dann auch Cloud umfassen. In kurzen Worten: Wir werden das gesamte Cloud-Portfolio mit unserem restlichen Portfolio vereinen – das Ganze über eine einzige Plattform, die auch in der Lage sein wird, unsere Partner mit Analysen, KI, Empfehlungen, Leadgenerierungen, historischen Daten und vielem mehr zu unterstützen. XVantage wird unser Geschäft revolutionieren und wir sind der erste Distributor, der diesen Schritt in Richtung Plattform und Digitalisierung gehen wird. Die ersten Pilotkunden sind bereits auf dieser Reise und sind begeistert.
Welche Auswirkungen wird das Hype-Thema KI konkret haben? Werden Jobs verschwinden? Was sind Ihre Prognosen diesbezüglich für das kommende Jahr?
Wie vorhin bereits erwähnt: Ich sehe dieses Thema nicht als Hype sondern als nächste Stufe in der Weiterentwicklung an. Und man sollte auch keine Ängste und Sorgen diesbezüglich haben. Werden Aufgaben im Alltag abgelöst und damit vielleicht sogar Jobs verschwinden? Klare Antwort: Ja. Aber wo Berufe abgelöst werden, entstehen in der Regel neue Aufgaben und Tätigkeiten. Ein Bereich, in dem wir sicherlich noch Lernbedarf haben, ist der richtige Umgang mit diesen Lösungen. Ich denke, 2024 wird das KI-Startjahr für viele unserer Hersteller.
Was erwarten Sie sich von der neuen Partnerschaft mit SUSE?
Ich denke der Zeitpunkt für eine gemeinsame Partnerschaft war nie besser. SUSE hat durch kluge Zukäufe speziell in den Bereichen Cloud mit Rancher und Security mit NeuVektor hochkarätige Lösungen im Portfolio. Generell hat SUSE Linux ein enormes Potenzial bei Endkunden. Da gibt es jene, die verstärkt in die Open-Source-Community eintauchen, aber auch jene, die mit dem Preis-Leistungsverhältnis des bestehenden Anbieters nicht zufrieden sind. Wir als Ingram Micro wiederum haben in den letzten Jahren bewiesen, dass wir in der Lage sind, Lösungen am Markt zu positionieren und unsere Partner dafür fit zu machen. Wenn man jetzt alle genannten Aspekte von SUSE betrachtet und dies mit unserer Stärke in der Entwicklung von Partnern kombiniert, dann sind wir mehr als nur bereit, hier im Bereich Datacenter Software den Markt zu unterstützen.
Be the first to comment