Die Krise hat vielen Unternehmen die Augen geöffnet: Die digitale Transformation ist kein "Zukunftsprojekt", sondern sollte besser gestern als heute geschehen. Smarte Technologien und Strategien gibt es dafür genug. Die COMPUTERWELT sprach mit Stefan Trondl, General Manager von Dell Technologies Austria. [...]
Die Pandemie gilt als Digitalisierungsturbo, wobei nicht alles so verlaufen ist wie gewünscht. In welchen Bereichen sehen Sie die größten Probleme?
Den meisten Unternehmen ist es gelungen, in kurzer Zeit auf Remote-Working umzustellen. Dasselbe gilt für digitale Vertriebskanäle oder die Bereiche Telemedizin und E-Government. Doch während die Business Continuity »nach außen« größtenteils unterbrechungsfrei gewährleistet werden konnte, besteht in oft eilig geschaffenen IT-Infrastrukturen »nach innen« Nachholbedarf. Unternehmen müssen noch intensiver an Verbesserungen ihrer Infrastruktur arbeiten, komplexe Prozesse digitalisieren und automatisieren, sich noch besser vor Cyberkriminalität schützen – und vor allem eine ganzheitliche IT-Strategie entwickeln.
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Learnings aus der Krise?
Viele Unternehmen hätten sich absolut nicht vorstellen können, die gesamte Belegschaft ins Home Office zu schicken und dabei mindestens so produktiv zu bleiben wie zuvor. Hinzu kommen jene Betriebe, die jahrelang die Haltung vertreten haben, dass sie sich nicht digital zu transformieren brauchen, um erfolgreich zu sein, und die Digitalisierung als »Zukunftsprojekt« für Nachfolgegenerationen betrachteten. Die Erkenntnis, dass dem nicht so ist, war für einige sicher eine bittere Erfahrung. Durch die Pandemie hat hier wirklich ein Prozess des Umdenkens stattgefunden.
Wie hat Dell Technologies selbst die Krise bewältigt?
Remote-Working war bei uns seit jeher fester Bestandteil unserer Arbeits- und Unternehmenskultur. Daher ist es uns leichtgefallen, praktisch übers Wochenende 90 Prozent unserer Belegschaft ins Home Office zu schicken und unsere Kunden »aus der Ferne« zu servicieren. Die vergangenen Monate waren überaus intensiv und dynamisch für uns, weil wir unseren Kunden zunächst dabei geholfen haben, ihre Mitarbeitenden mit Digital-Workplace-Lösungen auszustatten. Nun sind viele von ihnen dabei, geplante Digitalisierungsinitiativen beschleunigt umzusetzen oder erstmals eine zukunftsfitte, ganzheitliche Infrastruktur aufzubauen.
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Mythen in Sachen hybride Arbeitswelt?
Zum einen, dass es ausreicht, die Belegschaft mit Notebooks und VPN-Zugängen auszustatten. Und zum anderen, dass sie nun ausschließlich im Home Office verbleiben wollen. Beides trifft nicht zu und erfordert ein grundlegendes Umdenken. New Work erfordert beispielsweise einen vollkommen anderen Führungsstil und mehr Vertrauen in die Mitarbeitenden. Das Home Office wird sicher nicht mehr verschwinden, ist aber eben auch nicht die Lösung für alles. Wir glauben, dass sich hybride Arbeitsformen durchsetzen werden, dabei müssen die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden künftig besser berücksichtigt werden.
Was sollten Firmen jetzt unternehmen, um die Resilienz zu erhöhen und gleichzeitig die Flexibilität zu garantieren, die die hybride Arbeitswelt verlangt?
Sie sollten nicht glauben, dass Remote-Working und Technologie temporäre Notlösungen sind. Die Pandemie hat nur das beschleunigt, was der globale Wettbewerb schon längst vorgibt. Grundsätzlich schließen sich Resilienz und Flexibilität nicht gegenseitig aus, im Gegenteil: Das Festhalten an starren Strukturen hat einige Unternehmen stark in Bedrängnis gebracht. Wichtig ist, dass sie einen Weg finden, rasch auf geänderte Marktbedingungen zu reagieren, ihre Kapazitäten unkompliziert zu skalieren und neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln. Das kann nur mithilfe neuer Technologien gelingen. Unsere Aufgabe als IT-Unternehmen ist es, sie dahingehend zu beraten und zu unterstützen, sodass sie dies nicht allein stemmen müssen. Eine große Herausforderung, die ihnen in den nächsten Jahren noch bevorsteht, ist die schier unüberschaubare Masse an Daten, die mit dem steigenden Digitalisierungsgrad einhergeht. Eine aktuelle Forrester-Studie im Auftrag von Dell Technologies belegt, dass die sinnvolle Nutzung von Daten für Unternehmen immer schwieriger wird. Auch hier sind wir als Technologiepartner in der Verantwortung, ihnen zu helfen.
Große IT-Investitionen sind gerade für KMU schwieriger denn je zu realisieren. Welche Alternativen bieten sich aus Ihrer Sicht an?
KMU stehen vor der Herausforderung, ihre IT regelmäßig modernisieren zu müssen – Stichwort Technology Rotation – gleichzeitig aber nicht über ausreichende Ressourcen und Finanzmittel zu verfügen. Kostenersparnis, Flexibilität und Skalierbarkeit sind für sie das A und O. Helfen können ihnen dabei spezielle Finanzierungs- und Leasing-Optionen, wie wir sie etwa mit Dell Financial Services bieten. Auch darf es nicht die zentrale Aufgabe von KMU sein, ihre IT in Eigenregie zu administrieren – sie haben schlicht Wichtigeres zu tun, nämlich ihr Kerngeschäft erfolgreich zu betreiben. Hier bieten sich as-a-Service-Modelle an, bei denen sie ihre IT als Dienstleistung beziehen, anstatt eigene physisch vorzuhalten. Mit unserem Verbrauchsmodell APEX stellen wir alle Ressourcen, ob Storage, Server, Netzwerkinfrastruktur, komplette hyperkonvergente Systeme oder PCs, als Service bereit – und zwar schnell, unkompliziert, Cloud-basiert und verbrauchsgerecht abgerechnet. Damit entfallen hohe Anschaffungskosten. Wir ermitteln zunächst ganz präzise und punktgenau den tatsächlichen, individuellen Bedarf an Leistung und Kapazität und erstellen auf dieser Basis ein maßgeschneidertes Angebot. Dabei werden auch mögliche Auslastungsspitzen antizipiert und Wachstumsprognosen erstellt.
Hat die Pandemie die Einstellung zur IT-Security und Datenschutz geändert?
Das Thema ist eindeutig wieder mehr in den Vordergrund gerückt. Erstens weil nun ein Großteil der Mitarbeitenden im Home Office arbeitet, was Kriminellen neue Möglichkeiten bietet, in die Unternehmensnetzwerke einzudringen. Zweitens bietet auch die zunehmende Nutzung von Cloud Computing eine Reihe möglicher Einfallstore. Daher hat auch die Bedeutung von Cloud-basierten Backups zugenommen: Entsprechende Lösungen im eigenen Rechenzentrum vorzuhalten, reicht dafür aber nicht mehr aus. Mit unserem neuen PowerProtect Backup Service schließen wir diese Lücke und ermöglichen nun die Sicherung von Daten in der Cloud. Er eignet sich für beliebige SaaS-Anwendungen, die nun verstärkt genutzt werden. Auch die beste technische Lösung hilft aber nichts, wenn User nachlässig mit der IT-Sicherheit umgehen. Bewusstseinsbildung und Trainings sind hier unerlässlich.
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