Ohne maschinelle Unterstützung ist es heute kaum mehr möglich, alle relevanten Verfahrensdokumente aus den Datenbergen auszufiltern. Recomminds E-Discovery-Lösung kann das. Die COMPUTERWELT sprach mit dem DACH-Marketing-Chef Peter Gottschalk. [...]
Der aus Rheinbach bei Bonn stammende Spezialist für Suchmaschinen und E-Discovery, Recommind, ist auf Expansionskurs. „Wir befinden uns gerade im Entscheidungsprozess, ob wir in Österreich eine Niederlassung gründen oder verstärkt über Partner gehen“, sagt Peter Gottschalk, Leiter Marketing DACH, im Gespräch mit der COMPUTERWELT.
Vor der Gründung im Jahr 2000 durch den Bonner Informatiker Jan Puzicha, Derek Schueren und dem Unternehmer Bob Tennant standen zehn Jahre Forschungsarbeit in Sachen statistischer Lernverfahren und maschinellen Lernens an der University of California und am MIT. Gottschalk fasst das Ergebnis der Bemühungen so zusammen: „Mit unserer Lösung finden User alle für die Suchabfrage relevanten Dokumente – selbst jene, die den eigentlichen Suchbegriff gar nicht beinhalten.“ Hinter dieser simplen Idee verbirgt sich die patentierte CORE („Context Optimized Relevancy Engine“)-Technologie, die Informationen aus allen möglichen Quellen abruft und verarbeitet, z.B. aus Dokumenten- und Content-Management-Systemen, Portalen, Webseiten, Anwendungen, Datenbanken und Dateisystemen.
Den von Anfang an größten Erfolg genoss Recommind bei den großen US-Kanzleien, die auch den Anstoß für die Weiterentwicklung des Unternehmens gaben: E-Discovery. „Bei uns in der DACH-Region müsste man das Thema eigentlich Dokumenten-Review oder Datenanalyse nennen“, relativiert Gottschalk. Es geht im Prinzip darum, alle relevanten Dokumente zu einem Fall – etwa einem Kartellverfahren oder einer unternehmensinternen Untersuchung – zusammenzutragen, ohne dafür Monate und Hunderte von Anwälten investieren zu müssen. „Man sagt, dass ein guter Anwalt pro Stunde 60 Dokumente sichten kann. Bei Millionen von Datensätzen kann man leicht hochrechnen, wie aufwendig der klassische Weg ist.“ Recomminds semiautomatischer Workflow funktioniert so, dass man zu Beginn ein Sample manuell sichtet und das E-Discovery-System darauf schult. Dieses scannt den gesamten Corpus und schlägt die aus seiner Sicht relevanten Dokumente vor, die danach wieder manuell gesichtet werden, was wiederum in das Training einfließt. „Das Ergebnis ist, dass mit der Sichtung von etwa zwanzig Prozent des Datenbestandes hundert Prozent der relevanten Dokumente gefunden werden können. Das ergibt eine enorme Zeit- und Kostenersparnis. Ich bin auch überzeugt, dass dies künftig der einzige Weg sein wird, die rasch wachsenden Datenbestände in den Griff zu bekommen“, so der Marketing-Chef.
Zielgruppe der E-Discovery-Lösung sind Behörden – so setzt etwa das deutsche Bundeskartellamt auf Recommind – Anwaltskanzleien, aber auch Unternehmen, wo es um Compliance-Fragen geht. „Die Herausforderung von internen Untersuchungen ist die Berücksichtigung des Mitarbeiterschutzes. Aus diesem Grund – und das ist unser Alleinstellungsmerkmal – haben wir ein Verfahren entwickelt, das entsprechende Dokumente anonymisiert oder pseudonymisiert, damit personenbezogene Daten nicht zugeordnet werden können. Die Erfahrung zeigt, dass damit interne Audits auch von Betriebsratsseite aus kein Problem sind.“ Recommind bietet die E-Discovery-Lösung als Festinstallation oder als On-Demand-System an, was laut Peter Gottschalk häufiger nachgefragt wird. Der Vorteil der SaaS-Version ist, dass Kunden stets auf das neueste Release zurückgreifen können, kaum Mitarbeiter einschulen müssen und auch in der Lage sind, mehrsprachige Corpora zeitgleich analysieren zu lassen.
Obwohl sich Recommind technologisch bereits im Herzen der Big-Data-Thematik befindet, hat sich das Unternehmen marketingtechnisch noch nicht entsprechend positioniert. Das soll sich laut Peter Gottschalk demnächst ändern. Auch die Entscheidung, wie man den österreichischen Markt künftig bearbeiten will, soll noch dieses Jahr fallen. (su)
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