Jedes zweite Unternehmen könnte mit Hilfe von DevOps-Praktiken seine Prozesse noch verbessern. Zu diesem Ergebnis kommt der "State of DevOps Report 2021" von Nagarro. Jürgen Pointinger, Quality DevOps Practice Lead bei Nagarro, erklärt im Interview mit der COMPUTERWELT was ein DevOps-Mindset ausmacht. [...]
Wenn wir von Transformation sprechen, welche Strategien stecken aus DevOps-Sicht dahinter?
Generell bin ich kein Freund der Bezeichnung »Transformation«, weil sie impliziert, dass ein dezidiertes Ende erreicht wird. Lieber betrachte ich das Thema als Reise oder Entwicklung zu einer besseren und effizienteren Arbeitsweise.
Hinter dem Namen DevOps verbergen sich nicht nur Tools und technische Lösungen, die so am Markt beworben werden bzw. worauf beim Recruiting aktuell in vielen Organisationen Wert gelegt wird. Diese Betrachtungsweise wäre zu einseitig und führt zu keiner langfristigen Neuausrichtung. DevOps ist eine Arbeitsweise und Kultur, die darauf ausgerichtet ist, hochwertigen Nutzen schneller, sicherer und günstiger zu gewährleisten. Es ist ein Herangehen, um die Organisation und deren Struktur komplett neu zu überdenken. Damit umfasst DevOps schlanke, agile Management-Prinzipien, die mit technischen Praktiken kombiniert werden, um eine kontinuierliche Bereitstellung von Mehrwert für Endbenutzer zu ermöglichen. Es bedarf einer ganzheitlichen Betrachtung und beginnt damit, von Anfang bis Ende zu denken.
Einen Ansatz, den wir als Nagarro verfolgen, um Arbeitsweisen innerhalb des Unternehmens zu verbessern ist: Groß denken, klein anfangen, schnell lernen.
Welche Auswirkungen könnte das auf die Unternehmenskultur haben?
Bei einer ganzheitlichen Betrachtung ergeben sich Veränderungen auf allen Ebenen. Eine »DevOps Journey« kann dazu führen, dass Teams oder ganze Abteilungen neu gebildet oder umstrukturiert werden und sich in einem kontinuierlichen Fluss der Veränderung laufend anpassen. Es verändert die tägliche Zusammenarbeit in den Produktteams beispielsweise durch Continuous Integration/Delivery, Built-in Security oder Test-driven Development. Nicht nur für Teams, auch im Management und bis hin zu ganzen Organisationen. Was ich damit sagen möchte ist, dass Dev- Ops niemals eine One-size-fits-all Lösung sein kann. Wenn jemand Ihnen das erzählt, dann kaufen Sie es ihm nicht ab.
Wir befinden uns in einer Zeit, in der Produktentwicklungen sich dem stetigen Wandel anpassen müssen. Das nächste Ziel, der nächste Schritt muss für alle Beteiligten zu jeder Zeit klar kommuniziert und messbar sein. Eine Big-Bang Veränderung führt zu Unbehagen, Abwehrhaltung und am Ende zu Trägheit.
Wie ist Ihrer Meinung nach dazu die aktuelle Lage in österreichischen Unternehmen einzuschätzen?
Aus unserem vor kurzem veröffentlichten Nagarro State of DevOps Report geht hervor, dass mehr als zwei Drittel der Befragten noch am Anfang oder in der Mitte ihrer DevOps-Entwicklung stehen. Die Branche und damit viele österreichische Unternehmen brauchen einen DevOps-Kickstart.
Wie könnte dieser gelingen?
Ich höre immer, dass man »DIE« Einstellung oder »DAS« Mindset für agiles Arbeiten oder DevOps benötigt. Genau definiert werden kann es jedoch selten. Leider lässt sich Mindset auch nicht an der nächsten Tankstelle erwerben. Es benötigt meist einfach Zeit, seine Einstellung an neue Gegebenheiten anzupassen.
Was meines Erachtens wichtig ist, ist der Drang sich stetig verbessern zu wollen. Eine offene und ehrliche Kommunikation, egal mit wem und egal zu welchem Thema, ist ein guter Anfang. Man sollte in den Teams Freiheiten zugestehen, aber dann auch den Mut haben, sie wenn notwendig, in die Pflicht zu nehmen, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Autonomie ist etwas, das einhergeht mit Verantwortung. Manchmal wird das auch vergessen oder bewusst abgetan, um sich selbst zu schützen. Ein DevOps Mindset könnte einem iterativen, inkrementellen Prozess ähnlich sein. Immer mit einem holistischen und systemischen Denkansatz verknüpft. Die wichtigsten Zutaten aus meiner Sicht sind kundenorientiertes Handeln, häufige Software- oder Service-Bereitstellungen und Freigaben auf Abruf, autonome funktionsübergreifende Teams, kontinuierliche Verbesserung, Qualität als Innovationsmotor, Automatisierung und End-to-End-Verantwortung. Das beschreibt für mich ein DevOps-Mindset sehr gut.
Was sind Argumente und Vorteile, wenn man mit Hilfe von DevOps transformiert?
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man nicht mit oder ohne DevOps transformiert. Es geht darum, die eigene Umgebung, das Arbeitsumfeld, die Prozesse, das eigene Tagesgeschäft zu betrachten und sich dabei die Frage zu stellen, ob das die effizienteste Art und Weise ist, das Geschäft zu führen. In manchen Situationen können Praktiken aus der Lean-Welt der bessere Ansatz sein, um eine Veränderung zu bewirken.
Gerade, wenn wir etwas schon hundert Mal gemacht haben und wissen, wie wir auf Probleme reagieren müssen. Value Stream Mapping oder Ähnliches unterstützt dabei, Ineffizienz in Prozessen zu identifizieren – DevOps kann dabei helfen diese dann auch aufzulösen.
Gewinner einer DevOps-Entwicklung ist nicht nur das Unternehmen, das mit Hilfe von DevOps Einfluss auf die Unternehmensleistung nehmen kann, sondern auch die Mitarbeiter. Sie werden sich durch die DevOps-Praktiken wohler fühlen, die Mitarbeiterzufriedenheit insgesamt steigt, was wieder dem Unternehmens-image zugute kommt und zu Erfolgen im Recruiting führt.
Am wichtigsten aber ist die positive Wirkung auf den Endkunden. Denn eines der Grundprinzipien von Dev-Ops ist es, den Endkunden in den Mittelpunkt des Strebens zu stellen.
Welchen Zugang verfolgt hier Nagarro?
Nagarro verfolgt als internationaler Digitalisierungspartner einen ganzheitlichen Ansatz. Wir sehen uns als Partner unserer Kunden und sehen DevOps als einen Aspekt einer kompletten Product Engineering Excellence. Unsere DevOps-Experten bei Nagarro entwickeln innovative Lösungen, die Unternehmen helfen, die Leistung und den Wert ihres Unternehmens zu verbessern. Wie erwähnt betrachten wir den Kunden ganzheitlich und nutzen unsere langjährige Erfahrung mit DevOps-Methoden, um Unternehmen auf ihrer Reise zu begleiten.
Mit Enterprise DevOps geben unsere Kunden das Tempo vor und erzielen einen besseren Geschäftswert.
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