Im Zeitalter des "neuen Arbeitens" sind nicht nur neue Technologien oder vertrauensbasierte Formen der Führung wichtig, sondern auch die Ausstattung des Arbeitsplatzes und das Thema Ergonomie. Auch das behandeln viele Unternehmen mit ihren Lösungen. [...]
So hat sich kürzlich eine Diskussionsveranstaltung der betrieblichen Gesundheitsförderung gewidmet. Demnach verbringt ein durchschnittlicher Büroangestellter in seinem Arbeitsleben 55.000 Stunden sitzend an seinem Schreibtisch, nur 3.000 Stunden stehend und 6.500 Stunden in Bewegung. Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nacken- und Rückenschmerzen sind bei vielen schließlich die Konsequenz. Neben der Belastung für die Betroffenen bedeutet diese auch Produktivitätseinbußen und verursacht einen hohen volkswirtschaftlichen Schaden.
Neudoerfler-CEO Helmut Sattler hat zu diesem Thema mit Günther Berger, Arbeitsmediziner der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt AUVA und Christoph Tschmelitsch, Country Manager von Logitech Österreich, über die Bedeutung von Ergonomie und darüber, wie Bewegung in den Arbeitsalltag Einzug halten kann – und so Krankenstände und Fehlzeiten sinken, diskutiert. AUVA-Arbeitsmediziner Günther Berger sieht dabei immer wieder, dass Unternehmen dem Thema Ergonomie zu wenig Aufmerksamkeit zukommen lassen: „Gerade bei den klassischen, sitzenden Büroberufen zählt die ergonomische Büroausstattung zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen gegen berufsbedingte Erkrankungen des Bewegungsapparats. Richtiges Sitzen, häufige Haltungsänderungen und die ergonomisch richtige Bedienung des PC sind von großer Bedeutung für Gesundheit und Leistungsfähigkeit.“ Christoph Tschmelitsch, Country Manager Logitech Austria, ergänzt: „Viel zu oft setzen Unternehmen sich nicht mit der IT-Ausstattung am Arbeitsplatz auseinander. Dabei haben hochwertige, ergonomische Eingabegeräte wie Maus und Tastatur große Bedeutung für Wohlbefinden und Produktivität am Arbeitsplatz.“
Moderne Office-Lösungen sollten zum Platzwechsel je nach Tätigkeit einladen. „Das ist wichtig, da rund 80 Prozent der wirklich innovativen Ideen durch persönliche, informelle Kommunikation entstehen. Die Anforderungen in modernen Büros haben sich in den letzten Jahren massiv verändert“, so Neudoerfler-CEO Sattler. Durch das viele Sitzen fehlt dem Körper Bewegung, was mit Steh-Sitz-Arbeitsplätzen ausgeglichen werden soll.
BÜRORÄUME ALS MOTIVATOREN
Neudoerfler hat auch gemeinsam mit dem Wirtschaftsforum der Führungskräfte eine Studie zum Thema durchgeführt. Grundsätzlich gehen moderne Büros auf die individuellen Anforderungen und Aufgaben der Mitarbeiter ein. Denn bessere Arbeitsbedingungen führen zu einer höheren Zufriedenheit und mehr Motivation, zu weniger Krankenständen und in Summe zu einer höheren Leistung. Während rund 80 Prozent der Kosten im Büro die Mitarbeiter betreffen, schlägt das Mobiliar nur mit ein bis zwei Prozent zu Buche, ist aber ein starker Hebel zur Steigerung der Performance. Laut Studie sind sich Österreichs Führungskräfte dieses Potenzials bewusst. „Werden Büroräume neu gestaltet, wollen Unternehmen vor allem effizientere Abläufe schaffen, sowie mehr und bessere Kommunikation ermöglichen. Besonderes Augenmerk legen sie aber auch auf ergonomische Arbeitsplätze, Funktionalität sowie Raumplanung. Die Studienergebnisse decken sich mit unserer täglichen Erfahrung: Eine gute Arbeitsplatzgestaltung, die Ergonomie, aber auch Akustik, Raumgestaltung und Licht berücksichtigt, schafft ein gesünderes Arbeitsumfeld, so Neudoerfler-CEO Sattler.
Auch der Headset-Hersteller Plantronics beschäftigt sich stark mit dem Thema Büroumgebung und Akustik. Die COMPUTERWELT hat dafür mit Philip Vanhoutte, Senior Vice President and Managing Director für Europa und Afrika, gesprochen. Er hat auch ein Buch dazu geschrieben: „The Smarter Working Manifesto“.
Was war Ihre Intention, ein Buch über Smarter Working zu schreiben?
Philip Vanhoutte An unseren UK-Standorten bei Plantronics haben wir eine große Studie über Smarter Working gemacht, woraus ein Projekt entstanden ist, das ein großer Erfolg für das Unternehmen war. Dafür haben wir auch den britischen „institute of facilities management innovation award“ gewonnen. Wir haben auch so viel Feedback bekommen, und ich wurde oft nach Beratung gefragt. Deshalb haben wir diese Story in ein Buch gepackt.
Es ist also ein Best Practice?
Ja. Es umfasst dabei fünf Kapitel. Das erste untersucht all die Orte, an denen gearbeitet werden kann. Es heißt ‚Find your space‘. Das zweite Kapitel hat mit virtuellem Arbeiten zu tun. Was heißt es, miteinander zu arbeiten, wenn man nicht beieinander ist? Das dritte Kapitel handelt von der neuen Arbeitsphilosophie, in der Menschen nicht ständig auf die Uhr schauen, wann sie ihre acht Stunden geschafft haben. Es behandelt natürlich auch, wie Manager mit dieser neuen Kultur umgehen. Das vierte Kapitel soll neue Perspektiven für Menschen und deren Karrieren besprechen, und das fünfte Kapitel behandelt schließlich das Thema Change Management – was ist der beste Weg, um dies alles umzusetzen. Meine Empfehlung ist es, die Human-Resources-Abteilung hier wegweisend einzubinden.
Was hat sich konkret bei Plantronics verändert?
Die große Veränderung war tatsächlich, dass wir neue Räume gefunden und vor allem der Akustik viel Aufmerksamkeit gewidmet haben. Mitarbeiter sagen, dass es in einer Bürolandschaft oft schwierig ist, sich zu konzentrieren, wenn andere Mitarbeiter telefonieren. Wir haben deshalb vier Akustik-Zonen installiert – Konzentrationsräume, wo es still wie in einer Bibliothek ist, Kommunikationsräume, in denen es lauter zugehen kann, dann haben wir Räume für die Zusammenarbeit definiert, und schließlich Zonen für die innere Einkehr. Dort braucht man nicht zu arbeiten, man kann entspannen und Energie tanken. Wir haben außerdem Panele in der Decke, die Lärm absorbieren, auch unsere Möbel tun das. Wir versuchen, Glas, Holz und Stahl so gut es geht zu vermeiden, das sind Materialien, die schlecht für die Akustik sind. So haben wir viele Kleinigkeiten implementiert, die das Arbeiten angenehmer und auch zeitgemäßer gestalten. (mi)
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