„Bürokratie hemmt das Gründertum“

Richard Wein, Geschäftsführer der österreichischen Domain-Registry nic.at mit Sitz in Salzburg, über die Wichtigkeit der richtigen Domain für ein Unternehmen und über den fehlenden Spirit im Startup-Umfeld. [...]

Ein richtig gewählter Domainname kann einem Unternehmen zahlreiche Vorteile bringen, zum Beispiel im Rahmen einer Marketing-Kampagne. Doch viele Unternehmen wissen noch wenig von diesen Vorzügen. Richard Wein, Geschäftsführer der österreichischen Domain-Registry nic.at mit Sitz in Salzburg, will das Bewusstsein dafür stärken und setzt immer wieder Akzente in Form von Veranstaltungen und Informationskampagnen.

Wie wichtig ist der richtige Domainname für ein Unternehmen?
Richard Wein:
Mit einer durchdachten Digitalstrategie und der richtigen Domain lassen sich Besucher von Portalen kleiner Firmen ebenso gut mobilisieren, wie es sonst nur Konzerne mit großen Marketing-Abteilungen schaffen. Ein knackiger Domainname ist die beste Marketingstrategie an sich. Aber viele Unternehmer wissen nicht, was man mit einer domain machen kann. Im Zuge der Kampagne „österreichsetztauf.at“ haben wir die 100 meistgeklickten .at-Domains gekürt. Mit solchen Kampagnen wollen wir vermitteln, wie wichtig eine Domain ist, die sicher und stabil ist. Im Herbst starten wir mit einer neuen Kampage, die auf KMU und Startups abzielt.

Wann sollte sich ein Unternehmen Gedanken über die Domain machen?
Es ist wichtig, sich frühzeitig eine Domain zu überlegen. Es gibt Beispiele von großen Firmen, die eine Riesen-Kampagne gelauncht haben mit Printwerbung usw., aber man hat nicht an die richtige Domain gedacht. Diese hat sich die Konkurrenz geschnappt. Unternehmen sollten sich frühzeitig überlegen, wie die Domain lauten wird.

Neben der Top Level Domain .at gibt es auch .wien oder .tirol. Wie werden diese angenommen?
Es gibt rund 13.000 .wien-Domains und 4.000 .tirol-Domains. Da werden die Registrierungszahlen aber noch steigen. .berlin, die auch bei uns technisch verwaltet wird, hat zum Beispiel schon 75.000 Domains und ist auch die stärkste geographic Top Level Domain weltweit.

Warum liegt die .berlin-Domain in Salzburg?
Wir verwalten auch noch .hamburg oder .brussels in unseren Rechenzentren. Bei uns laufen die Applikationen und die gesamte Infrastruktur, das sogenannte Registry-Backend. Wir sind ein IT-Anbieter mit Know-how, das nicht viele haben und bieten ganz spezielle Services an. Wir haben eine eigene Entwicklungsabteilung, die neue Software für diese Anforderungen bauen kann. Wir entwickeln selber und teilweise machen das Mitarbeiter der Universität Wien, die ein Dienstleister von uns ist. Die Vorgaben der ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers), die die Vergabe von einmaligen Namen und Adressen im Internet regelt, sind technisch sehr speziell und das stellen wir zur Verfügung. Wir sind ISO-zertifiziert und betreiben je ein Rechenzentrum in Salzburg und Wien.

Warum gibt es die Domain .salzburg nicht?
Es hat sich niemand gefunden, der das bezahlen wollte. Wir haben Gespräche mit Politikern und Unternehmen geführt und jeder wollte es, aber letztendlich fehlen die Investoren. Allein die Bewerbungsgebühren bei ICANN belaufen sich auf 185.000 Dollar. Gesamt kostet eine neue Top Level Domain rund 500.000 Euro.

Warum ist das so teuer?
Es gibt eine ganze Menge von Anforderungen, nicht nur technischer Natur, das geht von Hinterlegung einer Sicherheit oder Bürgschaft bis zu dem Nachweis, dass die neue TLD wirtschaftlich langfristig betrieben werden kann. Das Anforderungsdokument hat ca. 250 Seiten, so was erstellt man nicht so einfach und daher auch diese hohen Kosten. Hinter jeder geografischen Top Level Domain muss auch die Zustimmung der Region oder Stadt stehen, und man muss nachweisen, dass man sie entsprechend nutzt.

Wenn sie eine eigene Entwicklungsabteilung betreiben, benötigen Sie auch gut ausgebildetes Personal. Wo rekrutieren Sie dieses?
Unser Büro ist im Technologiezentrum Salzburg (Techno Z) und gleich nebenan ist die FH für Informatik, wo wir immer wieder Leute bekommen. Aber das Thema Fachkräftemangel betrifft natürlich auch uns. Das, was wir tun, kann man in Österreich eigentlich nicht lernen. Natürlich gibt es Webentwickler, aber Leute für spezifische Entwicklungen, wie wir sie brauchen, sucht man lange. Das ist ein Thema, bei dem die Bildungspolitik und die Länder aufgerufen sind, entsprechende  Maßnahmen zu ergreifen.

Österreich fällt in internationalen Vergleichen in Technologiebereichen wie dem Breitbandausbau zurück. Wieso?
Ich glaube, dass die Breitbandmilliarde der richtige Weg ist. Aber ich denke, dass die Regulierung europaweit zu innovationshemmend ist. Auch das Thema Gründertum wird durch eine unglaublich komplexe Bürokratie gehemmt. Es gibt genug intelligente, gut ausgebildete Leute, die gute Ideen haben, aber die sehr früh an der Bürokratie scheitern und weil sie hier keine Investoren finden. Es fehlt der Unternehmerspirit, wo auch ein erstes Scheitern nicht einen lebenslangen Stempel aufdrückt. Aber Veranstaltungen wie das Pioneers-Festival zeigen, dass es eine gute Entwicklung und auch Hoffnung gibt. (cb)


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