CeBIT 2014 ganz im Zeichen der Datenflut

Mit der Neuausrichtung und der Fokussierung auf Fachbesucher scheint die CeBIT wieder auf Kurs zu kommen. Zwar ging die Besucherzahl weiter zurück, die Qualität ist jedoch gestiegen. Große Themen waren heuer Big Data und Datenschutz. [...]

„Der Neustart der CeBIT ist voll gelungen. Das Business-Konzept greift“, zeigte sich Oliver Frese, Vorstand der Deutschen Messe, am letzten Tag der IT-Messe zufrieden. Die CeBIT habe laut Frese rund 25 Milliarden Euro konkrete IT-Investitionen angeschoben – so viel wie noch nie. Die Besucherzahl lag mit gut 210.000 allerdings unter den aufgrund der Neuausrichtung ohnehin schon gesenkten Erwartungen von 230.000. Die Zahl der Aussteller belief sich auf 3.400. Die eindeutige Positionierung habe bei der Besucherstruktur aber eine deutliche Wirkung gezeigt, so der CeBIT-Chef weiter: „92 Prozent der Besucher sind IT-Professionals. Jeder Dritte kommt aus dem Top-Management seines Unternehmens.“ Man werde an der Business-Fokussierung für die nächsten Jahre festhalten und gemeinsam mit den Ausstellern und Partnern die „Details weiter in Richtung Wachstum justieren“.

Auch von den Ausstellern waren durchwegs positive Rückmeldungen zu vernehmen. „Deutschland ist noch ein Messeland, wir nutzen die CeBIT, um hier unsere Marke bekannter zu machen“, erzählt Wolfgang Foissner, Verkaufsleiter des oberösterreichischen Softwareherstellers BMD im Gespräch mit der COMPUTERWELT. Foissner schätzt dabei die „hohe Qualität der Fachbesucher“, es komme „durchaus auch zu Geschäftsabschlüssen“.

VIELE GROSSE DATEN
Die CeBIT stand heuer unter dem Motto „Datability“, nach „Webciety“ und „Shareconomy“ wurde also wieder ein Kunstwort geschaffen. Damit soll der verantwortungsvolle und nachhaltige Umgang mit großen Datenmengen bezeichnet werden. In den Daten der Unternehmen liegt großes Potential, aber es ist noch nicht ganz klar, wie es gehoben werden kann, welche Geschäftsmöglichkeiten sich damit auftun und wie die Sicherheit gewährleistet werden kann. Etliche Unternehmen haben mittlerweile Big-Data-Initiativen gestartet und machen sich daran, große, teils polystrukturierte Datenmengen mit Hilfe moderner Analyseverfahren zu untersuchen. Das ist ein zentrales Ergebnis der „Big Data Analytics“-Studie des Analystenhauses Barc, die auf der CeBIT präsentiert wurde. Die Anwender erhoffen sich davon zusätzliche und vor allem bessere Informationen, um Prozesse, Lieferanten, Kunden, Mitarbeiter und Märkte effizienter und zielgenauer steuern zu können.

Ein großer Trend auf der CeBIT war das Thema Datensicherheit. Der kompetente und sicherer Umgang mit den anfallenden Datenmengen ist die Voraussetzung für eine global funktionierende Marktwirtschaft, so der Tenor. Eugene Kaspersky, CEO des gleichnamigen Security-Unternehmens, wies in seiner Keynote darauf hin, dass die „traditionelle Kriminalität den Cyberspace“ erobere. Forscher vom Fraunhofer-Institut haben eine Software gezeigt, die Fabrikationsdaten bereits dann verschlüsselt, wenn sie entstehen. Integriert in Computer und Maschine soll sie sicherstellen, dass beide über einen geschützten Transportkanal miteinander kommunizieren und nur lizensierte Aktionen ausgeführt werden.

EPSON SETZT SICH IN DIE TINTE
Mit einer neuen Strategie und nach Jahren wieder mit einem eigenen Stand hat sich der Druckerhersteller Epson präsentiert. „Wir setzen voll auf Tinte auch im Businessbereich“, sagt Paul Schmidt, Head of Business Product Sales von Epson Deutschland, im Gespräch mit der COMPUTERWELT. Geringere Energiekosten, sauberere Drucktechnologie hinsichtlich Emissionen und höhere Geschwindigkeiten nennt Schmidt als Argumente für die neuen Geräte. Darüber hinaus stellt Epson Lösungen fürs mobile Drucken in Unternehmen vor sowie seine MPS-Systeme Print&Save und die Datenbrille Moverio, die Google Glass Konkurrenz machen soll.

TIROLER VISALYZE GEHEN NACH KALIFORNIEN
Auch den Startups wurde auf der diesjährigen CeBIT viel Raum und eine eigene Halle gegeben. Aus rund 450 Bewerbern haben es knapp 50 geschafft, einen Platz in der Halle 16 für die Präsentation ihres Geschäftskonzeptes und Gelegenheit fürs Netzwerken zu ergattern. Mit dabei war das Tiroler Unternehmen visalyze. Das Team rund um Geschäftsführer Christoph Holz hat ein Tool entwickelt, das Daten aus sozialen Netzwerken analysiert und visualisiert. „Datenvisualisierung ist der Schlüssel zum Verständnis von Big Data“, so Holz. Das Interesse auf der Messe ist „wahnwitzig“, das Unternehmen wurde auch für die „CeBIT Guided Tour“ ausgewählt. Kurz vor der CeBIT wurde zudem fixiert, dass visalyze im Rahmen der Technologieinitiative „Go Silicon Valley“ der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) für drei Monate nach Kalifornien gehen kann, um dort Investoren oder gar einen Käufer zu finden. „Wir haben die Förderlandschaft in Österreich voll ausgenutzt, aber irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem es nicht mehr weitergeht“ so Holz. Auch würden die Mühlen in Österreich in diesem Bereich eher langsam mahlen.

Auf der Messe wurde auch bereits zum dritten Mal in Folge der Startup-Wettbewerb Code-N durchgeführt. Gewonnen hat Viewsy aus London. Das Unternehmen gibt Einzelhändlern die Möglichkeit, das Verhalten ihrer Kunden im Detail zu verstehen, und erfasst dafür eine Vielzahl verschiedener Datenquellen, wie etwa die gelaufenen Wegstrecken, interpretiert diese mit Hilfe statistischer Methoden und macht so die Verhaltensmuster der Kunden begreifbar. (cb)


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