Cloud als Business-Enabler

Laut einer aktuellen KPMG-Studie arbeiten drei Viertel der heimischen Unternehmen täglich in der Cloud. Welche Cloud-Trends aktuell am spannendsten sind, hat die COMPUTERWELT im Rahmen eines Roundtables mit acht Experten diskutiert. [...]

v.l.n.r: Helmut Taumberger (Zühlke), Dominic Sabaditsch (Ingram Micro), Martin Puaschitz (UBIT), Nicolai Czink (Bacher Systems), Christof Baumgartner (COMPUTERWELT), Daniel Schmutz (Trend Micro), Robert Resch (scc) und Michael Böhm (T-Systems). Thomas Huber (Nutanix) war via Video zugeschalten. (c) timeline/Rudi Handl
v.l.n.r: Helmut Taumberger (Zühlke), Dominic Sabaditsch (Ingram Micro), Martin Puaschitz (UBIT), Nicolai Czink (Bacher Systems), Christof Baumgartner (COMPUTERWELT), Daniel Schmutz (Trend Micro), Robert Resch (scc) und Michael Böhm (T-Systems). Thomas Huber (Nutanix) war via Video zugeschalten. (c) timeline/Rudi Handl

Die Cloud hilft Unternehmen, ihre digitalen Geschäfte zu skalieren und innovative neue Dienste zu beschleunigen. Ohne Cloud-Apps, -Tools und -Dienste wäre es etwa nicht möglich gewesen, in Pandemie­zeiten innerhalb weniger Wochen Millionen von Angestellten ins Home Office zu schicken, globale Lieferketten aufrechtzuerhalten und ganze Geschäftsmodelle zu digitalisieren. Aktuell werden als hauptsächliche Gründe der Cloud-Nutzung die Kostenreduzierung (86 Prozent) sowie die Reduktion der CO2-Emissionen (66 Prozent) genannt. Der Markt wird zum Großteil von Hyperscalern wie Amazon, Microsoft oder Google dominiert.

Michael Böhm, Head of Sales bei T-Systems Austria, erklärt in seinem Eingangsstatement die Cloud-Strategie des Unternehmens: „Wir beschäftigen uns schon sehr lange mit dem Thema Cloud, da uns klar war, dass das klassische On-Premise-Geschäft durch Lösungen in der Cloud abgelöst wird. 2016 haben wir mit der Open Telekom Cloud (OTC) eine eigene Cloud-Lösung gelauncht mit dem Vorsatz: Wir bekämpfen den Drachen der Cloudanbieter. Die OTC ist als Open-Stack-Plattform zwar sehr erfolgreich und wird von vielen Kunden genutzt, aber wir wissen auch, dass die drei großen Hyperscaler zugelegt haben. Deshalb haben wir unsere Strategie dahingehend angepasst, den Drachen nicht mehr zu bekämpfen, sondern den Drachen zu reiten.“

T-Systems und Google kooperieren

Im April 2022 hat T-Systems nun eine Kooperation mit einem Hyperscaler gestartet. „Diese Kooperation nennt sich Google Souvereign Cloud powered by T-Systems und wir ermöglichen auf Basis des Google-Portfolios Souveränität. Wir verschlüsseln zum Beispiel die Daten, wir auditieren die Data Center und stellen sicher dass die Services, die dort abgebildet werden, DSGVO-konform abgebildet werden können. Wir ermöglichen im Rahmen dieser Kooperation für die DACH-Region, dass Branchen wie der öffentliche Bereich oder die Finanzindustrie diese Cloud-Services nutzen können.“

Wertschöpfung im Land halten

Die Pandemie habe gezeigt, dass im Bereich der Dienstleistungen und Services, die in der Cloud umgesetzt werden, eine enorme Beschleunigung stattgefunden hat und die Vorteile von Cloud-Lösungen würden auf der Hand liegen: „Für uns war es wichtig, einen Akzent zu setzen, um die Wertschöpfung in Europa, im DACH-Raum halten zu können. Wir nutzen die Technologie aber gewährleisten, dass Unternehmen die Vorteile von Cloud-Services nutzen und gleichzeitig die Wertschöpfung im Land halten können“, so Böhm.

Nicolai Czink, Leiter Strategie und Transformation bei Bacher Systems, erklärt, wie ein ROI aus der Cloud möglich ist: „Früher musste man für die IT eine leistungsfähige Infrastruktur bauen und in den darauffolgenden Jahren konnte man den Nutzen sehen. Wenn ich aber mit diesem Gedanken in die Cloud gehe, kostet sie mich mehr Geld, als ich vorher ausgegeben habe. Das heißt, um einen Return on Invest aus der Cloud heraus zu bekommen, darf ich nicht einfach Workloads in die Cloud schieben, sondern ich muss mir klar machen, wie ich denn hinauf oder hinunter skalieren kann. Das bedeutet, in neue Prozesse und Wissen investieren, um meine bestehende Infrastruktur in die moderne Infrastruktur zu verwandeln und meine Applikationen in moderne Applikationen – also in cloud-native Applikationen – zu migrieren. Dieser Prozess startet meist auf der Applikations-Seite. Jeder kennt heute Office 365 und Teams. Da stellt sich die Frage, wie ich diese Tools nutze. Nutze ich Teams als Telefon- und Videokonferenz-Tool oder nutze ich die Software für die Zusammenarbeit zwischen Menschen. Zweiteres bietet einen viel höheren Mehrwert. Dafür braucht es aber wieder eine Transformation, nämlich wie ich im Unternehmen möglichst effizient und agil zusammenarbeite.“

Applikationen und Infrastruktur

Zum Thema Applikationen in Zeiten der Cloud und wie sie sich gewandelt haben, ergänzt Robert Resch, verantwortlich für Business Development beim SAP-Partner scc: “ Aus unserer SAP-Perspektive ist der Wandel der Produkte sehr interessant. Die scc gibt es seit 25 Jahren und den größten Teil dieser Zeit haben wir sozusagen in einer On-Premise-Welt gelebt und entwickelt. In den letzten Jahren hat aber ein sehr merkbarer Wandel stattgefunden. Hersteller wie SAP haben sich stark dem Cloud-Thema geöffnet und haben begonnen, Cloud-Produkte auf den Markt zu bringen, teilweise als Eigenentwicklung und über Zukäufe. Dieser Zugang hat es ermöglicht, neue Prozesse flexibler in den Systemen abzubilden und man konnte zudem von der Dynamik in der Entwicklung profitieren. In einem Cloud-Produkt kann der Hersteller Funktionalitäten entwickeln, die er in sehr kurzen Zyklen der Community zur Verfügung stellen kann und die Kunden müssen sich nicht mehr individuell darum kümmern, etwa jedes einzelne Update zu machen.“

Eine weitere Perspektive ist laut Resch die Infrastruktur: „Unternehmen mussten sich die infrastrukturellen Voraussetzungen selber schaffen, um Dinge nutzbar zu machen.“ Der Zugang eines vorgefertigten Cloud-Systems sei hier viel einfacher. Auf der anderen Seite gebe es bei der Cloud aber auch ein paar Dinge, die neu dazukommen und berücksichtigt werden müssen. Resch: „Man hat plötzlich Themen wie Integration oder Security und muss sich um das Zusammenspiel von mehreren hybriden Lösungen und Modellen kümmern. Man hat es also mit einer Kombination von On-Premise-Lösungen und Cloud-Lösungen zu tun, die in Summe die Abbildung der Unternehmensprozesse ergeben und die flexibel und schnell funktionieren sollen. Also hier gibt es schon ein paar Herausforderungen, die wir als scc beratend zum Laufen bringen, sodass sie für alle gut nutzbar sind.“

Martin Puaschitz, IT-Berufsgruppensprecher im WKÖ-Fachverband UBIT, wies darauf hin wie wichtig Cloud Computing auch für den Wirtschaftsstandort ist: „Ich denke, Cloud ist auch ein Standortthema. Da geht es einerseits um rechtliche Aspekte wie die DSGVO und um Themen wie Wertschöpfung. Wir haben 2018 mit der Austrian Cloud eine Initiative mit dem Inhalt gestartet, wie Daten in Österreich von Österreichern für Österreicher verarbeitet werden. Daraus ist mittlerweile die Ö-Cloud geworden, die auch von der Politik nach vorne getrieben wird, um zu zeigen, dass wir auch gute Köpfe im Land haben. Wir können einen Drachen reiten, auch wenn die österreichischen Drachen vielleicht etwas kleiner sind, und das sollte man auch trotz der Marktmacht der Hyperscaler nicht übersehen.“

IT-Branche stärkt den Standort

Um zu zeigen, wie wichtig die IT-Branche generell für Österreich ist, ließ Puaschitz Zahlen sprechen: „Wir haben in Österreich ca. 31.000 IT-Unternehmen, davon rund 75 Prozent mit bis zu 10 Mitarbeitern und 20 Prozent mit bis zu 50 Mitarbeitern. Man sieht also, dass wir nach wie vor ein KMU-Land sind– auch in der IT-Branche. Man muss sich das aber auch aus der Richtung der Wertschöpfung ansehen: Die IT-Branche macht 40 Milliarden Euro Umsatz pro Kalenderjahr.“

„Ich denke, es braucht beim Thema Cloud viel mehr Aufklärung in der Branche“, sagt auch Dominic Sabaditsch, Head of Cloud bei Ingram Micro Österreich, und: „Für knapp 30 Prozent der heimischen Systemintegratoren ist das Thema Cloud nach wie vor nicht relevant und wird teilweise negiert, obwohl die Cloud gekommen ist, um zu bleiben. Das heißt, wir müssen sowohl die Vorteile vermitteln als auch die Nachteile transparent kommunizieren. Wie kann man mit Cloud-Technologien den aktuellen Bedarf der Endkunden sowie das Portfolio des Resellers sinnvoll erweitern? Es geht nicht um einen Ersatz, sondern um eine sinnvolle Ergänzung. Dazu braucht es noch bei vielen Unternehmen die Erkenntnis, wo diese Vorteile liegen. Dabei muss man natürlich auch den ROI im Hinterkopf behalten, damit man nicht in eine Kostenfalle gerät“, sagt Sabaditsch.

Weiterentwicklung dringend notwendig

Für Sabaditsch gibt es im Channel noch Luft nach oben: „Es gibt vertriebsseitig drei tragende Säulen: die Hersteller, die Distributoren sowie die Systemintegratoren, die alle zusammen an Lösungen für Endkunden arbeiten. Auf allen Ebenen gehören langsam, aber sicher Schritte gesetzt. Eine Herausforderung für Hersteller ist unter anderem, wie sie es schaffen von einem CAPEX-basierenden Modell in ein OPEX-basierendes Modell zu kommen. Auch Systemintegratoren arbeiten an solchen Lösungen. Auf Endkundenseite muss man sich ebenfalls viel stärker mit dem Thema Cloud auseinandersetzen, um zu sehen, wo die Chancen liegen und wie man es vermeiden kann, der sogenannten Disruption zum Opfer zu fallen. Wer ist die Zielgruppe, welche Bedürfnisse hat diese, wohin muss ich mich als Unternehme innovativ entwickeln und wie können Cloud-Technologien dabei unterstützen.“

Auch Helmut Taumberger, Managing Director Markets bei Zühlke Österreich, sieht beim Reifegrad der heimischen Unternehmen auf der „Journey to the Cloud“ noch Unterschiede: „Größere Unternehmen sind schon einen Schritt weiter als KMU. Es beginnt immer mit einer soliden Strategie und einer Planungsphase und größere Unternehmen sind bereits in der Adaptions-Phase. Das bedeutet, sie können Cloud-Services bereits nutzen oder Innovationsprojekte auf diesen Plattformen starten. Zum Beispiel sind Datensouveränität bzw. Datenschutz meiner Ansicht nach Themen, die von Anfang an mitgedacht werden müssen.“

Innovationstreiber und bestehende Infrastrukturen

Was Taumberger in den letzten Jahren beobachtet hat, ist auch, dass der Begriff Public Cloud sehr schwammig verwendet wird: „Es ist sehr wichtig zwischen Consumer Public Cloud-Services und Enterprise Public Cloud-Services zu unterscheiden, auch weil es beim Thema Datenschutz bzw.
DSGVO einen immensen Unterschied macht. Als Unternehmen muss ich mich fragen, was die Schlüsselfaktoren und Treiber sind, um in die Cloud zu gehen. Welchen Nutzen erhalte ich daraus bzw. wie sehen meine Anlassfälle aus, etwa ein Data Center Exit-Szenario oder Mergers & Acquisitions. Um eine Journey to the Cloud sinnvoll zu gestalten muss ich all diese Dinge in einer Strategie verankern. Wir als Innovationsdienstleister nutzen die Cloud als wichtige Delivery-Plattform für unsere Innovationsprojekte. Wir haben zum Thema ›radikale Innovation‹ eine Studie im DACH-Raum durchgeführt. Was sich unter anderem herauskristallisiert hat, ist, dass eine der größten Herausforderungen die Verknüpfung von Treibern der Innovation mit den bereits bestehenden Infrastrukturen ist. Und das adressieren wir bereits in der Planungsphase.“

Sicherheit in der Cloud und im Haus

Daniel Schmutz, Head of Channel & Alliances ALPS bei Trend Micro wies auf den Sicherheitsaspekt in der Cloud hin: „Das Thema Cloud ist bei vielen Unternehmen in Österreich bereits angekommen und wir sehen, dass viele Kunden Cloud schon seit Jahren nutzen. Wichtig ist, dass die Cloud per se grundsätzlich schon sehr sicher ist – egal woher sie bezogen wird. Es ist auch relativ einfach für ein Unternehmen, die Security in der Cloud zu erhöhen, weil es schon gute Tools dafür gibt. Einer der Punkte, über den viele Kunden auf der Journey to the Cloud stolpern, ist, dass sie vergessen, dass sie nicht zu hundert Prozent in der Cloud sind. Sie haben immer noch gewisse Daten im Haus und vergessen dann, dass es noch viele andere Angriffsvektoren gibt. Es ist ein ganz zentraler Punkt für Unternehmen, sich anzuschauen, wie sie nicht nur die Cloud sicher machen können, sondern auch die On-Premise-Daten und andere Angriffsvektoren schützen. Man kann natürlich sagen, ich verwende zwei verschiedene Security-Plattformen, aber damit benötige ich dann zusätzliche Tools, um zu sehen was los ist – sowohl in der alten, als auch in der neuen Welt. Und vor allem bekommt man schnell ein Problem mit den Personalressourcen – das Personal fehlt in Österreich ja an allen Ecken und Enden. Ich denke, ein zentrales Thema ist es deshalb, Mechanismen in der Cloud zu haben, die auch die alte Welt und On-Premise-Lösungen mit abdecken und die relativ einfach zu handlen sind.“

Nicolai Czink ergänzte: „In der Cloud sind schon einige Security-Mechanismen vorhanden, aber die Nutzung dieser obliegt dem User. Hier greift das Shared Responsibility Model: Die Cloud bietet die Infrastruktur und die Plattformen und der User trägt die Verantwortung für die korrekte Nutzung und die Absicherung. Es muss mir als Cloud-User also klar sein, welche Security-Mechanismen ich wozu brauche und wie ich diese einsetze.“

Gesamtheitliches Konzept

Thomas Huber, Director Channel & OEM Sales Central Europe bei Nutanix, knüpft hier an: „Man braucht aber nach wie vor Security-Spezialisten beim Kunden und ebenso auch beim Systemintegratoren und beim Thema Cloud-Security gibt es laufend Innovationen. Entscheidend ist aber ein gesamtheitliches Konzept. Doch Vorsicht: Jedes Security-Konzept ist nur so gut wie seine schwächste Stelle.“ Zum Thema Infastruktur sagt Huber: „Die Infrastrukturdiskussion will heute niemand mehr führen, In-frastruktur ist vielmehr ein reines Mittel zum Zweck geworden. Ob diese Infrastruktur im Haus läuft oder in der Cloud, entscheiden die Mitarbeiter, die für den IT-Betrieb verantwortlich sind. Die IT ist innerhalb eines Unternehmens immer ein Innovationstreiber und die Cloud ist aus unserer Sicht nichts anderes als ein automatisiertes Betriebsmodell. Ein innovatives IT-Personal will neue Applikationen entwickeln und verändern, um innovative Dienste im Unternehmen anbieten zu können, die neue Geschäftsfälle ermöglichen. Die Aufgabe der Service-Provider und Unternehmen ist es, eine Infrastruktur zu schaffen, die es auf der einen Seite ermöglicht, den Shift in die Cloud-Welt zu unterstützen, um die kommerziellen Aspekte abzufedern. Auf der anderen Seite benötigen die Unternehmen aber eine Infrastruktur, auf der sie Workloads betreiben können. Zweifelsohne bietet die Cloud in diesem Zusammenhang Möglichkeiten, die in einer On-Premise-Infrastruktur fehlen. Der Trick dabei ist jedoch, den richtigen Mix zu finden. Wir bei Nutanix glauben an die Multi-Cloud und an Systemintegratoren, Service-Provider sowie Endkunden, die in der Lage sind, den optimalen Mix zu ermitteln, zu implementieren und zusätzlich dazu ein vernünftiges Security-Konzept umzusetzen. Der Fokus liegt bei all diesen Bemühungen jedoch stets auf der Innovationskraft, die mit der Cloud als Betriebskonzept gegeben ist.“

Transformation auf allen Ebenen

Michael Böhm fügt zum Thema Cloud-Konzept hinzu: „Ein Schlagwort, dass bei uns täglich vorkommt, ist Transformation. Es beginnt bei den Business-Modellen, bei den Produkten, die angeboten werden und es beginnt auch bei der Nachfrage. Dabei sind Mindest und Unternehmenskultur große Themen. Und diese Veränderungen sind maßgeblich verantwortlich dafür, welche Technologien zum Einsatz kommen. Unternehmen müssen daher überlegen: Wo komme ich her und wo will ich hin? Ein Retailer, der derzeit in Österreich sehr erfolgreich ist, setzt ausschließlich auf cloudbasierte Services. Er hat die gesamte Wertschöpfungskette vom Kunden bis hin zur Auslieferung auf Cloud-Szenarien digital aufgebaut. Also man muss sich darüber klar sein, woher man kommt und dann die Technologien dementsprechend einsetzen.“

Moderne Einstellung

Czink dazu: „Das wichtigste am Beratungsansatz ist der Prozess und die Haltung wie ich an diese modernen Infrastrukturen herangehe. Und da sehen wir relativ oft, dass es in althergebrachten Unternehmen eine IT-Infrastrukturabteilung gibt, die manuell Server provisioniert oder Updates einspielt. Die Welt hat sich aber weitergedreht in Richtung Infrastructure as Code, also rekonfigurierbare Infrastrukturen, die ich über einen Code deployen, also aufbauen kann. Es braucht daher zuerst eine Transformation in der Haltung, also Code schreiben zu wollen, statt manuell einzugreifen. Zusätzlich dann den Prozess, dies sicher zu ermöglichen. Und natürlich auch die Technologie dafür.“

Es geht um den Kunden

Robert Resch ergänzt: „Wenn wir in Richtung Cloud denken, dann geht es darum, Dinge für Unternehmen besser nutzbar zu machen, schneller zu sein. Das betrifft sowohl Prozesse in der Buchhaltung als auch die großen Transformationen in den Geschäftsprozessen. Wir sehen, dass Unternehmen damit beginnen, ihre Produkte nicht mehr zu verkaufen, sondern auf Pay-per-Use-Basis in den Markt zu bringen – mit einem Servicegeschäft und einem Wartungsgeschäft dahinter. Es geht nicht darum, diese Software zu entwickeln, sondern darum, dass der Hersteller diese Flexibilität in den Markt bringt und wir von unserer Perspektive her in der Lage sind, das was dort zur Verfügung gestellt wird, so zu beraten, dass es in Summe nutzbar wird. Hier geht es ganz klar um die Verkürzung der Einführungszeiten, der Einführungszyklen und es geht auch darum, standardisierte Software so nutzbar zu machen, dass sie zu einem gewissen Grad eine Individualisierung erlaubt.“

Stolpersteine auf dem Weg in die Cloud

Auf die Frage, welche Stolpersteine es auf dem Weg in die Cloud zu bewältigen gibt, sagt Dominic Sabaditsch: „Einer der größten Pain Points ist, dass man mit einer On-Premise-Struktur noch nie alle Geschäftsbedürfnisse abdecken konnte. Unternehmen haben Anforderungen an ihre IT, die immer vielfältiger werden und nur bedingt mit einer klassischen Infrastruktur erfüllt werden können. Und hier kommt einer der wichtigen Vorteile von Cloud-Lösungen zum Tragen, nämlich dass es gar nicht mehr notwendig ist, alle Bedürfnisse des Unternehmens mit einer Lösung zu erfüllen. Denn mit Cloud-Lösungen können gezielt gewisse Pain Points direkt gelöst werden. Das ist für mich ein Aspekt, der in den meisten Diskussionen viel zu selten genannt wird, aber einen der größten Vorteile darstellt. Zeitgleich macht es auch deutlich, dass es nur eine hybride Welt geben kann.“

Helmut Taumberger: „Wir spüren, dass es Unternehmen gewohnt sind, Infrastruktur selbst zu betreiben. Viele haben etwa eine sehr ausgereifte ITIL-Prozesslandschaft und sind es gewohnt, in Change- und Release-Prozessen zu denken. Dann treffen sie auf eine schnelllebige, sich permanent wandelnde Infrastruktur in der Cloud. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um SaaS oder auch Infrastructure oder Platform as a Service handelt. Geht man in den klassischen Change-Prozess hinein mit einem Change Advisory Board usw. passt das oft nicht zusammen. Hier liegt derzeit der größte Pain Point. Hier gilt es dann zu beachten, diesen Evergreen-Ansatz von sich wandelnden Cloud-Plattformen gut mit den bestehenden Prozessen zu verbinden, um einen stabilen Betrieb zu gewährleisten. Viele Unternehmen sind gerade dabei, sich dem Thema zu widmen und organisatorisch ein Cloud Centre of Excellence mit den nötigen Skills aufzubauen.“

Martin Puaschitz fügt hinzu, dass es auf den Use Case, auf die Menschen und das Unternehmen ankomme, wie oder ob man die Cloud nutzt: „Es kommt immer wieder vor, dass ein Kunde den Plan hat, etwas zu digitalisieren aber in den Gesprächen kommt man drauf, dass es keinen Sinn macht, weil die alten Prozesse schneller sind. Als Nebenprodukt wird daher die Beratung immer wichtiger. Wir haben uns in der Wirtschaftskammer dafür eingesetzt, dass es wieder den Fördertopf KMU.digital gibt. Hier stehen zehn Millionen Euro für KMU bereit. Wir wollen Unternehmen die Chance geben, Beratungsleistung für Cloud oder Security günstig einzukaufen, sodass sie für die Zukunft gut gerüstet sind.“

Interessante Projekte halten Mitarbeiter

In der letzten Runde der Diskussion ging es um das aktuelle Thema Fachkräftemangel. Michael Böhm: „Es ist grundsätzlich ein gutes Zeichen, dass die Industrie einen Bedarf an Fachkräften hat. Und wenn du mit interessanten Aufgaben und Projekten aufwarten kannst, dann bekommst du auch die richtigen Leute dafür. Das ist der eine Faktor. Der andere ist, dass wir natürlich versuchen, intensiv mit Universitäten zusammenzuarbeiten und Praktikanten relativ früh ins Unternehmen zu holen, um eine Bindung aufbauen.“

Robert Resch von scc schlägt in die gleiche Kerbe: „Es stellt sich die Frage, wie sich ein Unternehmen in der Beziehung zum Mitarbeiter verändern muss. Wir müssen als Unternehmen attraktiv sein, nicht nur für Kunden sondern auch für Mitarbeiter. Hier kommen uns die neuen Technologien wie Cloud oder IoT durchaus entgegen.“

Daniel Schmutz nimmt ebenfalls die Unternehmen in die Pflicht: „Ich glaube, dass wir als Unternehmen selbst Verantwortung übernehmen müssen. Wir können nicht darauf warten, bis sich eine Regierungsinstitution um dieses Thema kümmert. Was uns in den Ländern ein wenig fehlt, sind Unternehmen die überhaupt in der Lage sind, Lehrlinge in der IT selbst auszubilden – gerade bei KMUs. Es wäre deshalb wichtig, dass sich größere und kleinere Unternehmen zusammenschließen und gemeinsam ausbilden.“

Martin Puaschitz weist auf Initiativen hin: „Wir als Wirtschaftskammer wollen die Ausbildung in den Unternehmen forcieren. Ich kann nur an die Unternehmen appellieren, dass sie Lehrlinge aufnehmen. Es gibt viele Menschen, die Umsteigen wollen, einen zweiten Bildungsweg einschlagen wollen, aber entsprechende Unterstützung brauchen.“

Thomas Huber stellt die Wichtigkeit der Teams in den Vordergrund: „Die größte Herausforderung lautet, für die einzelnen Projekte die richtigen Teams zusammenzustellen. Hyperscaler werben damit alles zu liefern und das schon am nächsten Tag. Das stellt einerseits ein Risiko für Systemintegratoren dar, aber auf der anderen Seite liegt darin eine Riesenchance. Denn sie können enger mit den IT-Kollegen bei den Kunden zusammenarbeiten und Projektteams bilden. Der große Vorteil ist dabei die Agilität: Sie können und müssen ihre Beziehungen zu den Kunden noch enger knüpfen, in kürzeren Projektzyklen denken und ihren Mitarbeitern neue Herausforderungen geben. Dann können sie diese auch halten.“

Helmut Taumberger brachte zum Schluss noch die wichtigen Themen Diversität und Inklusion auf den Tisch, denn „diese sind untrennbar mit den Bereichen Innovation und Transformation verbunden.“


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