Aktuelle Studien bescheinigen dem weltweiten Markt für Colocation in Rechenzentren ein rasantes Wachstum. Nicht zuletzt Cloud-Orchestrierung und KI-Innovationen sind dabei ein mächtiger Treiber. [...]
Laut einer IDC-Studie (Revelations in the Global StorageSphere 2023) werden in den nächsten fünf Jahren Konsumenten und Unternehmen doppelt so viele Daten erzeugen wie in den letzten zehn Jahren. Dadurch wird die Gesamtspeicherkapazität in Rechenzentren und Endgeräten von 10,1 Zettabyte (ZB) im Jahr 2023 auf 21,0 ZB im Jahr 2027 ansteigen, was einer fünfjährigen durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR=compound annual growth rate) von 18,5 Prozent entspricht.
Der wachsende Bedarf an Speicherplatz führt direkt zu einer steigenden Nachfrage an Rechenzentren. Deswegen haben Rechenzentrumsbetreiber in den letzten zehn Jahren die Kapazität neuer Colocation- und Hyperscale-Data-Centers stetig erhöht. Hier sind vor allem die rasanten Entwicklungen im Bereich hybrid Cloud, KI-Lösungen und maschinellem Lernen (ML) sowie den Ausbau des Internets der Dinge (IoT) „at the edge“, also im Endgerätebereich, als Treiber für eine gesteigerte Nachfrage nach modernen Rechenzentren zu nennen. Nach Angaben des globalen Technologieunternehmens ABI Research (Niederlassungen in New York, London, Miami und Singapur) wird die Zahl der „Colocation-Rechenzentren der nächsten Generation“ bis 2030 7.640 Standorte erreichen und mit einer jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 6,8 Prozent wachsen.
Das weltweit tätige indische Marktforschungsunternehmen Straits Research wiederum bewertete den globalen Markt für die Colocation von Rechenzentren 2023 auf 83,32 Milliarden US-Dollar und schätzt, dass er bis 2032 auf 310,26 Milliarden Dollar ansteigt. Die jährliche Wachstumsrate (CAGR) beträgt dabei im Prognosezeitraum von 2024 bis 2032 15,9 Prozent.
Colocation im Trend
Schon in den letzten Jahren hat das Colocation-Konzept, das den Bau von und die Beteiligung an der Vermietung von Flächen innerhalb von Rechenzentren umfasst, aufgrund der Errichtung riesiger Rechenzentren seitens Google Cloud Platform, Microsoft Azure und Facebook in über die Welt verstreuten Standorten eine enorme Expansion erlebt. Unternehmen können sich in diesen Rechenzentren Platz mieten, um Hardware und andere Ausrüstung auszulagern. Die Bereitstellung von Rechenzentrumsfläche und Infrastruktur wie zum Beispiel Strom, Netzwerkbandbreite, physische Sicherheit und Kühlungskomponenten ist in der Miete inkludiert.
Colocation ändert nicht nur die IT-Landschaften der Unternehmen, auch Rechenzentren selbst befinden sich in einer Transformationsphase, erklärt Yih-Khai Wong, Distributed and Edge Computing Senior Analyst bei ABI Research: „Das ist notwendig, da die Daten und Arbeitslasten immer komplexer werden und eine höhere Verarbeitungsleistung erfordern. Wir sehen eine steigende Nachfrage nach Mega- und großen Rechenzentren, die KI/ML-Workloads, einschließlich generativer KI, unterstützen können.“
Dabei wird nach Einschätzungen von ABI Research der asiatisch-pazifische Raum (ohne China) bis 2030 die größte Anzahl von Colocation-Standorten beherbergen und 28 Prozent aller Colocation-Zentren weltweit ausmachen. Europa ist mit 27 Prozent die zweitgrößte Region, während Nordamerika mit 24 Prozent an dritter Stelle liegt. Noch 2023 hatte Europa mit 31 Prozent der gesamten Standorte die meisten Colocation-Rechenzentren, gefolgt von Nordamerika mit 27 Prozent und dem asiatisch-pazifischen Raum (ohne China) mit 22 Prozent. Ein Grund für die angekurbelte Nachfrage nach Rechenzentrumsfunktionen ist nach Erkenntnissen der Marktstudie „Next-Generation Data Center Forecasts“ von ABI Research das starke Aufkommen der generativen KI. Die Verarbeitung von Large Language Models (LLMs) erfordert eine enorme Datenverarbeitungsleistung und eine schnelle und bandbreitenstarke Netzwerkkonnektivität.
Europa im Fokus
Einen Blick auf den europäischen Rechenzentrumsmarkt wirft das indische Marktforschungsunternehmen Mordor Intelligence. Dieses schätzt die Größe des europäischen Rechenzentrumsmarkts für das Jahr 2024 auf 12,23 tausend Megawatt (MW). Bis 2029 soll der Markt 17,93 tausend MW erreichen, was einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 7,96 Prozent im Prognosezeitraum von 2024 bis 2029 entspricht. Angekurbelt wird der Rechenzentrumsmarkt in Europa laut Mordor Intelligence durch laufende Investitionen von Telekommunikationsunternehmen in die Stärkung von 4G- und 5G-Diensten in ganz Europa sowie staatliche Investitionen, den Ausbau der Glasfaserinfrastruktur zur Erhöhung der Breitbandgeschwindigkeit und die zunehmende Nutzung von FTTH/B, um den Anstieg des Datenverkehrs aufrechtzuerhalten.
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