Cybersicherheit in der Ära von KI und Cloud

Die Bedrohungslandschaft im Bereich der Cybersicherheit hat sich zu einer unbeständigen Mischung von Bedrohungen entwickelt, die durch zunehmende Unsicherheit und steigende Komplexität bedingt ist. Zu diesem Schluss kommt der Report »Top Cyber-security Threats In 2024« von Forrester. ITWelt.at hat dazu mit Studienautor Brian Wrozek ein Interview geführt. [...]

Brian Wrozek, Principal Analyst bei Forrester (c) Forrester
Brian Wrozek, Principal Analyst bei Forrester (c) Forrester

Welche Faktoren tragen dazu bei, dass die Unsicherheit und Komplexität der Bedrohungslandschaft im Bereich der Cybersicherheit zunimmt?

Die rasante Entwicklung der KI. Fragen wie die, mit welchen Daten das Modell trainiert wurde und wie die Ergebnisse überprüft werden können, verringern das Vertrauen in die von KI erzeugten Ergebnisse. Jeder hat schon Geschichten über von KI erzeugte Fehler und verzerrte Ergebnisse gehört. Neue Technologien ignorieren seit jeher integrierte Cybersicherheitsfunktionen und die Fortschritte bei KI bilden da keine Ausnahme. Die zunehmende Verbreitung von Cloud-Diensten bietet zudem mehr Rechenleistung, Speicherplatz und Anwendungsoptionen, die einfach zu nutzen sind. Dies gibt Angreifern mehr Ressourcen und Ziele. Cloud-Ressourcen befinden sich außerhalb der unmittelbaren Kontrolle des Unternehmens, was ihre Verwaltung erschwert.

Und immer mehr Menschen beziehen ihre Nachrichten aus sozialen Medien, die auf ihre persönlichen Überzeugungen und Vorurteile abgestimmt sind. Lügen und ungenaue Informationen verbreiten sich schnell »viral«. Wenn sich ein Narrativ erst einmal durchgesetzt hat, ist der Schaden bereits angerichtet, und es ist schwierig, die Meinung einiger Menschen zu ändern. Wir beobachten, dass Menschen die Ausrede der »Fake News« nutzen, um Tatsachenberichte zu diskreditieren, was die Fähigkeit, Fakten von Fiktion zu unterscheiden, weiter verkompliziert.

Wie können Organisationen diese wachsende Komplexität und Unsicherheit wirksam bewältigen?

Sie sollten sich auf die Grundlagen der Cybersicherheitshygiene konzentrieren. Es mag langweilig klingen, aber die Verwaltung von Identitäten, die Kontrolle des Zugriffs und die Aktualisierung der Systeme sind ein wichtiger Beitrag zum Schutz vor den meisten Bedrohungen. Zudem sollten sie wählerisch bei der Wahl der Technologie sein. Brauchen Unternehmen wirklich fünf verschiedene Projektmanagement-Softwareanwendungen? Sie sollten die Anzahl der Variablen reduzieren, insbesondere wenn es um den Umgang mit sensiblen persönlichen Daten und geistigem Eigentum geht.
Weiters sollten Unternehmen bei wichtigen Entscheidungen und Aufgaben zusätzliche Kontrollen durchführen. Sie müssen einfordern, dass ein menschlicher Analyst die Ergebnisse der von der KI generierten Ausgabe für kritische Entscheidungen überprüft, oder eine persönliche Überprüfung von Transaktionen mit hohen Beträgen. Und sie sollten Mechanismen vorsehen, um betrügerische Transaktionen und Unterbrechungen rückgängig zu machen und wiederherzustellen. Sie werden nicht jeden Angriff verhindern können, aber sie sollten in der Lage sein, den Betrieb aufrechtzuerhalten und wiederherzustellen.

Wie sieht Ihre Vision für die Zukunft der Cybersicherheit in den kommenden Jahren aus?

Das mag pessimistisch klingen, aber es wird noch schlimmer werden, bevor es besser wird. Wir sind nicht gut darin, Entscheidungen über Risikokompromisse zu treffen, und der Versuch, Systeme rückwirkend zu sichern, ist eine entmutigende Aufgabe. Technologie geht kaputt und Menschen machen Fehler, so dass wir nie zu 100 Prozent sicher sein können. Aber wir können unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber Cyberangriffen verbessern.


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