Der Abschluss einer erschwinglichen und umfassenden Cyberversicherung nimmt laut dem Report "2023 State of Cyber Insurance" des Identitätsmanagement-Spezialisten Delinea bereits sechs Monate oder länger in Anspruch. Immer strengere Vorgaben der Versicherer an die Cybersicherheit der Unternehmen erhöhen zudem die Zahl der Ausschlusskriterien. [...]
Die Delinea-Studie zeigt zudem, dass die Kosten für den Abschluss einer Cyberversicherung weiter stark in die Höhe schießen: 67 Prozent der Befragten gaben an, dass die Versicherungstarife bei Antragstellung bzw. Erneuerung der Police um 50 bis 100 Prozent gestiegen sind. Gleichzeitig machen immer mehr Unternehmen bei ihrem Versicherer Ansprüche geltend. Im Vergleich zur Cyber-Insurance-Studie aus dem vergangenen Jahr stieg die Zahl der Unternehmen, die ihre Versicherung mehr als einmal in Anspruch nahmen, auf 47 Prozent.
Vertrag genau prüfen
Gefragt nach den wichtigsten Kriterien der Versicherungsunternehmen, die eine Deckung von Schäden ausschließen, nannten 43 Prozent der Befragten das Fehlen von Sicherheitsprotokollen, gefolgt von menschlichem Versagen (38 Prozent), Kriegshandlungen (33 Prozent) und der Nichteinhaltung ordnungsgemäßer Compliance-Verfahren (33 Prozent). Unternehmen sind also angehalten, auch das Kleingedruckte ihrer Police genau zu prüfen, um im Ernstfall nicht auf hohen (Teil-)Kosten sitzen zu bleiben.
Im Laufe des letzten Jahres hätten die Cyberversicherer die neuen Datenlagen genau analysiert und daraus ihre Schlüsse gezogen, beobachtet Joseph Carson, Chief Security Scientist und Advisory CISO bei Delinea: „In den Anfängen der Cyberversicherung ging es ihnen vor allem darum, eine große Nachfrage zu befriedigen, aber nun haben sie erkannt, dass sie ihr eigenes Risiko sowohl für vermeidbare als auch für unkontrollierbare Umstände reduzieren müssen.“ Die Report-Ergebnisse zeigen auch, so Carson weiter, dass die meisten Unternehmen das Thema Cyberversicherung nicht mit der gleichen Sorgfalt angehen. Da viele sich einfach nur schnell absichern wollen, hätten sie es verabsäumt, zu prüfen, ob die letztes Jahr abgeschlossene Police noch ihren aktuellen Anforderungen entspricht, oder ob sich die Police bei der Erneuerung geändert hat. Carson: „Diese Versicherungslücke könnte vielen Unternehmen auf die Füße fallen, etwa wenn ein Cybersicherheitsvorfall eintritt und das erhoffte finanzielle Sicherheitsnetz dann aber nicht greift.“ Auch wenn die Studie vom Marktforschungsunternehmen Censuswide unter 300 Unternehmen in den USA durchgeführt hat, sind die Trends in Europa vergleichbar.
Geschäftsleitung ist oft treibende Kraft
Positiv zu vermerken ist, dass viele Unternehmen weiterhin stark in Cybersicherheitslösungen investieren, um sich effektiv vor Bedrohungen zu schützen und gleichzeitig die steigenden Anforderungen an die Cyberversicherung zu erfüllen. 96 Prozent der Unternehmen haben demnach mindestens eine Sicherheitslösung gekauft, bevor ihr Versicherungsantrag genehmigt wurde. 81 Prozent gaben zudem an, das nötige Budget für den erfolgreichen Abschluss der gewünschten Cyberversicherung erhalten zu haben – bei 36 Prozent davon war die Geschäftsleitung oder der Vorstand dabei die treibende Kraft.
In Anbetracht der Tatsache, dass die Mehrzahl der Cyberangriffe mit gestohlenen Zugangsdaten erfolgt, verwundert es nicht, dass Versicherungsanbieter entsprechende Sicherheitskontrollen fordern. 51 Prozent der Befragten gab an, dass Identity- und Access-Management in ihrer Versicherungspolice vorgeschrieben ist, fast ebenso viele (49 Prozent) müssen Privileged Access Management vorweisen. Auch hier stellt die Unternehmensführung zunehmend Budget zur Verfügung: 50 Prozent kauften IAM-Lösungen, 45 Prozent schafften einen Passwort-Tresor an und 44 Prozent investierten PAM-Kontrollen, die zur Absicherung ihrer Versicherung erforderlich sind.
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