Die Debatte rund um die NSA hat die IKT-Branche aufgewühlt. Unternehmen kündigen neue Sicherheitskonzepte an und wollen beruhigen. Es geht dabei natürlich auch ums Geschäft. [...]
So wollen die Deutsche Telekom (DT) und United Internet (Web.de, GMX) ihren Kunden in Deutschland gemeinsam einen sicheren E-Mail-Dienst anbieten. Unter dem Motto „E-Mail made in Germany“ stellten die Chefs der beiden Unternehmen eine entsprechende Initiative vor. Dabei werden Mails auf ihrem Weg zwischen den Rechenzentren der Unternehmen mit dem Netzwerkprotokoll SSL verschlüsselt. Zudem würden alle Daten „in sicheren Rechenzentren in Deutschland“ gespeichert, erklärten die Unternehmen.
SCHLECHT FÜR INDUSTRIE
Die Initiative von DT und United Internet trifft auf wachsende Verunsicherung bei Nutzern nach den Enthüllungen über umfassende Ausspähmöglichkeiten der Geheimdienste. Die Internetbranche verzeichnete seit Beginn der Berichte über die Überwachung von Internetverkehr und Telefondaten einen deutlichen Vertrauenseinbruch. Rene Obermann, Chef der DT sagte, die Debatte über Datensicherheit biete Unternehmen auch Chancen, sich von Wettbewerbern mit sicheren Angeboten abzusetzen. Dies gelte gerade für Firmenkunden. „Unterm Strich ist das Thema aber schlecht für die gesamte Industrie“, so Obermann. Der Chaos Computer Club (CCC) wertet die Initiative in einer Stellungnahme als „Sommermärchen“ und Marketingstrategie. Warum die zugrundeliegende Technologie, die immerhin seit Ende der 1990er Jahre existiert, nicht schon seit Jahren Anwendung finde, verrieten die Anbieter nicht, so die Experten des CCC. Was bei Konkurrenten schon seit Jahren zum Standard gehöre – eine erzwungene Verschlüsselung beim Zugriff auf das eigene E-Mail-Konto –, werde nun werbewirksam als technologischer Vorstoß und Novum verkauft.
Ob es auch in Österreich ähnliche Initiativen zum Thema Sicherheit geben wird ist derzeit nicht bekannt. Marktführer Telekom Austria (A1) hat aber angekündigt, die technische Machbarkeit eines verschlüsselten E-Mail-Verkehrs zu prüfen. Man werde sich laut Sprecher Peter Schiefer als erstes mit den Mailprovidern in Verbindung setzen. Erst dann könne man über „weitere Schritte“ entscheiden.
Aufwind bekommt hingegen das 2002 gegründete und seit 2008 Open-Root-Server-Network (ORSN). Das ORSN soll möglichen staatlichen Zensurversuchen bei dem Betrieb des weltweiten Internet vorbeugen. Es werden DNS-Root-Server in Europa bereitgestellt, die als Nachschlagewerk für sämtliche Internetadressen dienen sollen. Es handelt sich dabei um eine rein private Initiative mit dem Ziel, parallel zur Domäne der ICANN eine zweite DNS-Root-Server-Infrastruktur aufzubauen.
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