Das Informationsrückgrat der KAGES

Patienteninformationen, Daten von medizinischen Geräten und Videos von Operationen 30 Jahre lang aufbewahren: Als IT-Leiter der KAGES muss Karl Kocever mit einer Menge sensibler Daten umgehen. Ein geclustertes 3Par-Storagesystem von HP hilft dabei. [...]

Als IT-Leiter der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGES) steht Karl Kocever vor besonderen Herausforderungen: Nicht nur sind die Anforderungen an den Datenschutz im medizinischen Bereich sehr hoch, auch die Verfügbarkeit der Daten spielt eine große Rolle – und die Datenmenge nimmt laufend zu: „Wir haben rund tausend Tera­byte an Nutzdaten und diese Zahl steigt jedes Jahr um rund zehn Prozent“, erklärt Kocever. Im Krankenhaus-Informationssystem (KIS), das übrigens das größte SAP-basierende KIS der Welt ist, sind die Daten von rund 1,8 Millionen Patienten gespeichert – das Eineinhalbfache der Einwohnerzahl der Steiermark.

Als größter Arbeitgeber des Bundeslandes beschäftigt die KAGES insgesamt rund 16.500 Mitarbeiter an 23 über die ganze Steiermark verteilten Standorten und versorgte im vergangenen Jahr 273.106 stationäre Patienten sowie 3.600.134 ambulante Frequenzen. Die IT wird zentral in Graz gesteuert und ist mit 65 Mitarbeitern der größte IT-Betrieb des Bundeslandes. Kocever verantwortet zwei redundante Rechenzentren mit über 1.000 Servern und muss in der Spitzenzeit zwischen sieben und fünfzehn Uhr bis zu 6.000 Anwendern performanten Zugriff auf ihre Daten ermöglichen. Eine Anforderung, der die ­bisherigen Storage-Systeme nicht mehr gewachsen waren.

„Wir hatten zuvor drei voneinander getrennte Storage-Plattformen im Einsatz“, blickt Kocever zurück. „Eine für die Daten aus den medizinischen Systemen, eine für die Daten aus den Windows-Systemen und eine für die administrativen Systeme, beispielsweise die Buchhaltung.“ Eine Konstellation, die aufwendig zu warten war, was sich in vermehrten Wartungsfenstern niederschlug, während der kein Zugriff möglich war. Dazu kommen neue Datenquellen, beispielsweise Informationen aus den Schlaflaboren oder Videomaterial von mitgefilmten Operationen, und die Aufbewahrungsfrist von 30 Jahren.

Da die KAGES jedoch im 24-Stunden-Dauerbetrieb höchste Verfügbarkeit sowie eine hohe Leistungsfähigkeit für bandbreitenbelastende Datenübertragungen wie Bilder und Videos braucht, war das Ende der alten Tier-3-Storage-Landschaft gekommen: „Wir wollten eine hochleistungsfähige Tier-1-Storagelösung als zentrale Plattform für unsere Datenspeicherung, mit den Zielen unsere Benutzer mit Storage-on-Demand zu versorgen und schnell und sicher Daten mit der höchsten Verfügbarkeitsklasse bereitzustellen sowie Kosten einzusparen“, sagt Kocever.

Gemeinsam mit dem langjährigen IT-Partner ACP entschied sich Kocever schließlich für eine geclusterte 3Par-Lösung von HP. Zwei 3Par-T800-Systeme spiegeln redundant alle Daten in den beiden Rechenzentren der KAGES und beherbergen sensible Daten aus dem KIS, aus den Laborsystemen und dem Patientenmonitoring sowie Daten aus der Materialwirtschaft und Buchhaltung, aus allen Applikationen, die die KAGES-IT anbietet, und von Anwendungen aus der Microsoft-Umgebung. So befinden sich unter anderem mehr als 20.000 Exchange-Postfächer auf dem neuen Storage-System. Die Kapazität der Storage-Lösung umfasst insgesamt 215 Terrabyte je System, die in zwei Tier-Levels mit 15.000 Enterprise- und Nearline-Disken abgebildet sind.

Gedauert hat das Projekt rund sechs Monate und die Daten wurden laut Kocever „fehlerfrei und im Live-Betrieb“ migriert. „Da wir ein gespiegeltes System haben, konnten wir die Daten Stück für Stück überspielen“, erklärt der IT-Leiter der KAGES. „Komplett ohne Systemstillstand.“ Genau wie der laufende Betrieb: Seit März ist das neue Storage-System im Einsatz – bisher ohne Ausfall.

Positives Feedback der Anwender, was die Performance betrifft, gibt es zwar noch nicht, bemerkbar gemacht hat sich das neue System bei den Usern aber schon: „Feedback, dass es schneller läuft, bekommt man in der IT nie. Feedback bekommt man nur, wenn es langsamer läuft“, lacht Kocever. „Wir haben aber bereits positive Rückmeldungen, was die Verfügbarkeit betrifft. Es war nicht so, dass es früher dauernd ausgefallen ist, aber es gab zum Beispiel wesentlich mehr Wartungsfenster.“ Seit März gab es nun kein einziges Wartungsfenster mehr, was besonders wichtig ist: „Da wir ja jetzt bis auf das Langzeitarchiv nur mehr ein Storagesystem haben, müssen wir einen Dauerbetrieb gewährleisten“, erklärt Kocever. Für sein Team bedeutet die neue Storage-Lösung“eine klare Verbesserung im Management, eine Vereinfachung durch die Vereinheitlichung der Systeme sowie eine schnellere und hochleistungsfähige Verwaltung der KAGES-Daten“.

„FEEDBACK BEKOMMT MAN IMMER NUR, WENN ES LANGSAMER LÄUFT“

Im Gespräch mit der COMPUTERWELT erklärt Karl Kocever, IT-Leiter der KAGES, was die besonderen Herausforderungen der Krankenhaus-IT sind und warum er sich als Storagelösung für ein 3Par-System entschieden hat.

Was war die Ausgangslage? Warum war ein neues Storagesystem nötig?
Aufgrund der steigenden Datenmengen, der hohen Anforderungen an die Verfügbarkeit und der langen Aufbewahrungsfristen sind unsere alten Storagesysteme an ihre Grenzen gestoßen.

Warum haben Sie sich für ACP als Implementierungspartner bzw. für HP als Technologielieferant entschieden?
Beim Umgang mit sensiblen Daten muss man sich beim Kunden Vertrauen erkämpfen und das macht ACP bei uns seit vielen Jahren. Auch, dass im Notfall schnell Techniker vor Ort sind, ist für uns wichtig und das kennen wir von ACP bereits.
Was die Entscheidung für 3Par betrifft, so hat letztendlich der Preis eine große Rolle gespielt. Wir haben uns auch Lösungen von Hitachi und EMC angeschaut, aber 3Par setzt konsequent auf Standards und erschien uns am ausbaufähigsten. Ich hatte zwar anfangs Bedenken, dass das HP-Team in Österreich nach der 3Par-Übernahme noch nicht das nötige Knowhow hat – da das aber nicht so war und das Preis/Leistungsverhältnis sehr gut war, fiel die Entscheidung für HP.

Würde für so sensible Daten eine Cloud-Lösung in Frage kommen?
Selbst wenn die Daten in Österreich liegen würden, halte ich die Zeit noch nicht für reif, seine Daten in eine Cloud zu ­legen. Da geht es ja nicht nur um den Datenschutz. Das würde sich irgendwie lösen lassen. Wir fahren einen Active-Active-Betrieb mit zwei gespiegelten Standorten, damit bei einem Ausfall alle Daten am zweiten Standort zur Verfügung stehen. Das geht nur, wenn die Rechenzentren nicht mehr als 50 Kilometer voneinander entfernt sind, sonst ist die Bandbreite unleistbar. Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass wir selber günstiger sind.

Was läuft nun besser?
Wir können nun viele Wartungsarbeiten online durchführen, was vorher nicht möglich war. Zudem gibt es weit mehr Absicherungen im physischen Bereich und der Zugriff ist schneller.

Gibt es schon positives Feedback der Anwender?
Haha. Feedback, dass es schneller läuft, bekommt man in der IT nie. Feedback bekommt man immer nur, wenn es langsamer läuft. Wir haben aber bereits positive Rückmeldungen, was die Verfügbarkeit des neuen Storagesystems betrifft: Es war nicht so, dass es früher dauernd ausgefallen ist, aber es gab zum Beispiel wesentlich mehr Wartungsfenster, wo kein Zugriff möglich war. Seit März haben wir nun kein einziges Wartungsfenster mehr gehabt. Das ist nun besonders wichtig, da wir ja jetzt bis auf das Langzeitarchiv nur mehr ein Storagesystem haben, und daher einen ­Dauerbetrieb gewährleisten müssen. (oli)


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