Das vierte „C“ heißt Change

Crime, Consolidation und Cloud sind für Barracuda Networks Grundwerte, an denen sich IT-Profis orientieren können. Warum aber zu viel Cloud der Consolidation entgegen wirken kann oder zu viel Angst vor Crime den Schritt in die Cloud behindert, darüber sprachen wir mit Wieland Alge, EMEA-Chef von Barracuda Networks. [...]

Computerwelt: Warum fordern Sie für die Planung von IT-Strukturen Change als viertes „C“?
Wieland Alge:
Weil ich nach vielen Gesprächen mit CIO und IT-Profis festgestellt habe, dass viele nicht vorankommen, wenn sie die Zukunft ihrer IT planen sollen. Dies deshalb, weil sich viele IT-Abteilungen mit Veränderungen sehr schwer tun. Aber den IT-Abteilungen bleibt keine Wahl. Sie werden sich verändern müssen. Von Gartner kommt die Feststellung, dass die IT-Abteilung ihren Wert für das Unternehmen darlegen muss. Und wenn sie das nicht kann, wird sie verschwinden.

Sie sagen, der Druck zu Veränderung kann sowohl von außen als auch von innen kommen. Was heißt das genau?
Jeder, der in der Security arbeitet, weiß, wie flexibel und unberechenbar das Geschäft ist. Es ist ein permanentes Katz- und Maus-Spiel mit Angreifern, deren Fronten sich ebenso schnell verändern wie die eingesetzten Mittel. Kein IT-Verantwortlicher kann sich diesem Druck entziehen. Gleichzeitig muss er aber sicherstellen, dass Schutzmaßnahmen das eigentliche Business nicht behindern. Sei es, weil die Maßnahmen die Arbeit verlangsamen oder weil sie zu viele Hürden für die Mitarbeiter einbauen. Wenn das der Fall ist, versuchen viele Mitarbeiter diese Sicherheitsmaßnahmen zu unterlaufen. Sie benutzen Smartphones, anonymisierte Proxys, um Firewalls zu täuschen, USB-Speicher, um Filter zu umgehen, und Filesharing-Lösungen wie Dropbox, um nicht das gedrosselte E-Mail-System nutzen zu müssen.

Was meinen Sie mit Druck von innen?
Das heißt, dass die Veränderungen nicht in der IT sondern in den Business Lines passieren. Daher ist die Integration der IT in die Fachabteilungen der neue, zeitgemäße Ansatz. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass die IT als gleichberechtigte Abteilung wegfällt. Daher wird und muss zukünftig auch das Business vorgeben, wie viele IT-Leute für bestimmte Projekte benötigt werden.
Die IT-Teams der Zukunft werden sich zwar weiterhin zu Schulungen und zur Projekt-Koordination treffen, aber den größten Teil ihrer Zeit werden ihre Mitglieder in Projektgruppen der Fachabteilungen verbringen. Sie müssen dort dafür sorgen, dass die IT von Beginn an berücksichtigt wird und im Gegenzug, dass das Projekt von Anfang an die bestmögliche Unterstützung durch die IT-Fachleute hat.

Sie sprechen von drei Tugenden der neuen IT. Was ist damit gemeint?
Die neue Rolle der IT erfordert Fähigkeiten, die heute bei vielen IT-Leuten noch nicht sehr verbreitet sind: Erstens: Selbstkritik: Was heute richtig ist, kann morgen schon falsch sein. Change bedeutet, über den eigenen Schatten springen zu können. Diese Fähigkeit zur fortwährenden Skepsis sich selbst gegenüber ist nicht jedem gegeben. Ein guter IT-Mitarbeiter wird sie in Zukunft mitbringen müssen. Zweitens: Empathie. In einem Team muss man für den anderen mitdenken. Zu wissen, wo die Anforderungen, die Vorlieben und Barrieren der anderen liegen, ist entscheidend. Drittens: Mut: Als IT-Fachmann unter IT-Laien muss ein Experte die Kraft haben, seine Meinung im Notfall auch gegen Widerstände durchzusetzen.  

Warum glauben Sie dass Outsourcing „out“ ist?
Weil dieser in den Nuller-Jahren eingeschlagene Weg eindeutig ein Irrweg war, weil die IT ja dann eine ausgelagerte Firma ist, bei der jede Leistung bestellt werden muss, was Veränderungen, also Change, verzögert oder sogar unmöglich macht. Daher sind vom Wandel hin zur Fachabteilungs-IT vor allem die Anbieter von IT-Outsourcing betroffen. Ihr damaliges Hauptargument „kümmert ihr euch um das Geschäft, wir kümmern uns um eure IT“ funktioniert nämlich heute nicht mehr. Sie werden ihr Geschäftsmodell ändern und sich intensiver mit den Business­prozessen ihrer Kunden beschäftigen und verschränken müssen. Dazu ist Vertrauen auf beiden Seiten nötig, und noch mehr als bisher ist der enge Kontakt von Dienstleister und Kunde die Grundlage für Erfolg.

Das Gespräch führte Manfred Weiss.

Wieland Alge
Wieland Alge ist General Manager EMEA von Barracuda Networks. Im Jahr 2000 gründete Alge mit Klaus Gheri und Peter Marte das Unternehmen Phion. Im Juli 2009 legte Barracuda Networks ein Übernahmeangebot. Phion war spezialisiert auf Sicherheitslösungen. Sie entwickelte zentral gesteuerte Firewall-Lösungen und bot auch Web-Application-Firewall-Lösungen an. Barracuda Networks bietet branchenführende Lösungen zur effizienten und kostengünstigen Behebung von IT-Problemen.


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