Wer sein Datenmanagement beherrscht, hat höhere Gewinnmargen und kann sich besser auf sich verändernde Marktbedingungen einstellen. Zudem lässt sich hohe Datenqualität im Idealfall monetarisieren. Doch wo stehen Unternehmen in Sachen »Data Mastery« heute? Aktuelle Studien zeigen, dass es oft schon an den Grundlagen hapert. [...]
Zunächst die gute Nachricht: Während im Jahr 2018 nur 38 Prozent der Organisationen ihre Business-Entscheidungen auf Daten und nicht auf Intuition gestützt haben, waren es 2020 bereits 50 Prozent, so die Capgemini-Studie »The data-powered Enterprise: Why Organizations must streng-then their Data Mastery«.
Am häufigsten setzen Unternehmen aus den USA (77 Prozent) sowie Deutschland und Großbritannien (jeweils 69 Prozent) auf datengetriebene Entscheidungsprozesse. Im Branchenvergleich sind Banken (65 Prozent) und Versicherungen (55 Prozent) jene Industrien, in denen Entscheidungen am häufigsten datenbasiert getroffen werden. Jedes zweite Unternehmen weltweit nutzt dabei historische Daten deskriptiv und diagnostisch – und somit ausschließlich reaktiv. Für vorausschauende und präskriptive Ansätze werden Daten in 23 Prozent, beziehungsweise 18 Prozent der Unternehmen eingesetzt.
Sechs Prozent der Einzelhändler schöpfen Datenpotenzial aus
Vor kurzem hat Capgemini eine Ergänzung zu dieser Studie herausgebracht, wo es speziell um die Situation bei Konsumgüterherstellern und Einzelhändlern geht. Aus dem Report »The Age of Insight: How Consumer Product and Retail Organizations can accelerate Value Capture from Data« geht hervor, dass nur 16 Prozent der Produzenten und sechs Prozent der Händler ihre Daten im Griff haben. »Der Wettbewerbsdruck ist gerade in der Konsumgüterbranche und im Einzelhandel hoch«, sagt Sebastian Kollmann, Head of Insights & Data bei Capgemini in Österreich. »Unternehmen sollten sich bewusst sein, dass Daten eine essenzielle Grundlage ihrer Geschäftspraktiken sind und ein hoher Reifegrad über den langfristigen Erfolg entscheidet. Daher sollten sie darauf fokussieren, ihre Datenplattformen zu modernisieren und das Vertrauen in die Datenqualität und eine datenbasierte Entscheidungsfindung zu stärken. Zudem müssen Unternehmen Veränderungen im Verbraucherverhalten antizipieren und bereits handeln, bevor der Trend sich voll entfaltet. Wer als ›Data Master‹ über eine hohe Datenreife verfügt, konnte beispielsweise die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit frühzeitig erkennen und entsprechend handeln. Mit Hilfe der Datenerkenntnisse waren diese Unternehmen deutlich schneller in der Lage, ihre Geschäftsmodelle auf den Prüfstand zu stellen und im Sinne einer Kreislaufwirtschaft weiterzuentwickeln.«
Einzelhändler und Konsumgüterhersteller, die einen hohen Reifegrad bei der Datennutzung erreichen, haben deutliche Vorteile: 73 Prozent von ihnen erzielen durch den Dateneinsatz einen quantifizierbaren Geschäftswert, während 62 Prozent mit ihren KI- und Analysekonzepten Skaleneffekte realisieren. Im Vergleich zum Branchendurchschnitt erreichen diese »Data Master« eine um 30 Prozent höhere Gewinnmarge und setzen ihre Daten zielgerichtet für Innovationen und Geschäftszwecke ein.
»Data Master« erzielen laut Studie höhere Gewinnmargen und weitere Vorteile aufgrund der hohen Datenqualität und eines fortschrittlichen Datenmanagements, einschließlich einer automatisierten Datenerfassung, der Verknüpfung interner und externer Daten sowie des Prinzips »Data Quality by Design«. Durch einen vollständigen Überblick über Kunden und Betrieb sind sie zudem handlungsschnell und können Datenlücken zügig identifizieren.
Herausforderung ROT-Daten
Eine aktuelle Studie von 451 Research im Auftrag von Datadobi (»Data Growth Exacerbates Storage Management Challenges«) zeigt, dass das Datenmanagement vielerorts schon an den Grundlagen krankt. So ist das allgemeine Datenwachstum mit 36 Prozent für Unternehmen die größte Herausforderung, dazu kommen Themen wie Disaster-Recovery (28 Prozent), Kosten für Storage (25 Prozent) und Migration (24 Prozent). An diesen Problemen sind die Unternehmen nicht unschuldig. 31 Prozent der befragten Organisationen gaben an, dass sie keine Richtlinien zur Datenaufbewahrung befolgen oder haben, während 36 Prozent zugaben, dass sie ihre eigenen Richtlinien zur Datenlöschung nicht konsequent beachten.
Die Folge ist die Anhäufung sogenannter ROT-Data (»Redundant, Obsolete, Trivial«), die wertvollen Speicherplatz für Produktionsdaten belegen. Das Problem von ROT-Daten wird auch dadurch deutlich, dass 40 Prozent der Befragten angaben, dass sie den Verbrauch von Infrastruktur-Ressourcen wie Speicher den verbrauchenden Kostenstellen intern nicht berechnen. Diese haben somit wenig Anreiz, die von ihnen verursachten kalten Daten zu entsorgen. So unterstreicht der Bericht die Notwendigkeit für Organisationen, die Entsorgung alternder Daten zu planen.Der Bericht von 451 Research kommt darüber hinaus zu dem Schluss, dass die Zunahme unstrukturierter Daten vor allem auch die Ansätze der Unternehmen bei Disaster Recovery und Datensicherung erschwere. Denn die immens große Datenmenge würde Unternehmen dazu zwingen, Public Clouds oder Managed Services außerhalb ihrer eigenen Rechenzentren zu nutzen. Dies bedeutet eine Potenzierung der Komplexität, da sie infolgedessen plattformübergreifende Lösungen für Datenmigration, Datenmobilität, Schutz und Verwaltung benötigen.
Be the first to comment