Im Gespräch mit der COMPUTERWELT verrät Mario Zimmermann, Country Manager von Veeam Österreich, was beim Datenmanagement zu beachten ist und welche Lösungen Veeam für österreichische Unternehmen bietet. [...]
Laut dem aktuellen Veeam Cloud Data Management Report 2019 verlieren Unternehmen weltweit bis zu 20 Mio. Dollar jährlich durch schlechtes Datenmanagement. Wie sieht es diesbezüglich in Österreich aus?
Nach meinen Erfahrungen ist der österreichische Markt dem deutschen Markt sehr nahe. Die Möglichkeit, einen unterbrechungsfreien Zugriff auf Daten und Dienste zu haben, ist bei den meisten Unternehmen nicht gewährleistet, in Deutschland sind es an die 61 Prozent, weltweit 73 Prozent. Die Studie beziffert die Schäden, die durch Computerausfälle in Form von Einbußen bei Umsatz, Produktivität und Kundenvertrauen entstehen mit 18 Mio. Euro pro Jahr, in Deutschland mit 41 Mio. Euro. Für Österreich gibt es dazu keine Zahlen – ich gehe aber auch hierzulande von einem zweistelligen Millionenbereich aus.
Wiegen Computerausfälle aufgrund der Digitalisierung nicht zunehmend schwerer?
Durch die Digitalisierung wird die Abhängigkeit von der IT immer größer. Die Daten entstehen mittlerweile überall. Es werden immer schneller immer mehr Daten produziert und diese werden immer wichtiger. Das steigert die Komplexität im Unternehmen. Diese Unzahl an Daten muss analysiert und gemanaged werden. Sind Unternehmen dazu nicht in der Lage, dann verpassen sie auf jeden Fall Geschäftschancen.
Hilft die DSGVO Unternehmen ausgehend vom Datenschutz auch ein Bewusstsein für die Datensicherheit zu entwickeln?
Meiner Meinung nach ist die DSGVO ein Schritt dorthin, dass man bewusster mit Prozessen umgeht und sich auch Gedanken macht, wie diese Prozesse und die Verwaltung der Daten, z. B. die Speicherung der Daten, auszusehen hat. Veeam trifft die DSGVO insofern, dass wir keine Daten aus einem Backup löschen dürfen, weil wir dann die Backup-Daten verfälschen würden. Wir können aber sicherstellen, dass gewisse Daten nicht wieder hergestellt werden können. Verlässt z. B. ein Mitarbeiter ein Unternehmen, will man vielleicht nicht, dass dessen Daten noch vorhanden sind. Hier kann man mit einem Skript sicherstellen, dass beim Wiederherstellen auf diese Daten nicht zugegriffen werden kann – jedoch löschen wir keine Daten aus den Backupdateien.
Wie sehen Sie die Umsetzungsrate der DSGVO bei Ihren Kunden?
Nach oben hin offen. Das war letztes Jahr ein omnipräsentes Thema, heute reden wir mehr über Security und Datenmanagement.
IT wird oft als Kostenverursacher in der Geschäftsführung gesehen, gleichzeitig ist sie auch Enabler für die digitale Transformation. Ändert sich dieses Bild in der Chefetage?
Wir sind vom C-Level, vom Management bis hin zum IT-Admin präsent. Was wir merken ist, dass der Zeit- und Kostendruck in der IT immer größerer wird. In den letzten zehn Jahre ist aber auch die Awareness für IT-Ausgaben im C-Level größer geworden. Nicht von ungefähr gibt es auf einmal einen Chief Digital Officer und sogar einen Cloud Officer. Ich glaube, den meisten Unternehmen ist bewusst, dass sie um das Thema Digitalisierung nicht herumkommen und dort entsprechend Budget schaffen müssen, um auch in Zukunft kompetitiv zu sein.
Wie hilft Veeam die Awareness zu steigern?
Das ergibt sich aus den Gesprächen heraus. Ein Beispiel, wo wir in Österreich quasi Aufklärungsarbeit leisten, ist das Thema Microsoft Office 365. Das ist ein Service, der von Microsoft verfügbar gehalten wird, die E-Mails und die Daten jedoch bleiben in der Hoheit des Kunden. Da erleben wir immer wieder ein Aha-Erlebnis bei Kunden, die darüber nicht Bescheid wissen und merken, wenn kein Backup gemacht wurde, dass die Daten plötzlich nicht verfügbar sind. Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit zu tun.
Ansonsten zeigen wir etwa in Workshops, wie Unternehmen die Digitalisierung bewältigen können. Das fängt mit der Verfügbarkeit von Daten und Applikationen an. Es hilft nichts, wenn ein Unternehmen komplett digitalisiert ist, aber nach einem Angriff ist alles offline und es braucht Tage bis der Normalbetrieb wiederhergestellt ist. Deswegen sagen wir: Backup ist die Grundlage für die Digitalisierung. Die Daten müssen zuverlässig gesichert und jederzeit verfügbar sein. Veeam hat sich in die letzten zehn Jahre auf den virtuellen Sektor fokussiert und diesen erfolgreich dominiert. Mittlerweile ist unsere Kernmessage das Thema Cloud-Data-Management. Wir haben uns auf die Fahnen geheftet, dass wir die Number-1-Solution im Bereich Cloud-Data-Management sind. Cloud ist strategisch. Laut dem Cloud-Data-Management-Report vertrauen nur ein Drittel der Unternehmen auf aktuelle Backup-Lösungen. Dort setzen wir an und bieten mit unserer Veeam-Availability-Plattform die Basis für Cloud-Data-Management.
Veeam propagiert das hochverfügbare Unternehmen. Dabei spielt die Cloud eine große Rolle. Wie ist der Stand der Dinge?
Man braucht sinnvolle Szenarien. Wir haben bereits seit Jahren den Usecase, das Backup in die Cloud zu legen. Kunden haben Backups auf Tape geschrieben und diese dann in Bankschließfächern aufbewahrt. Nichts war naheliegender als diesen Prozess zu digitalisieren. Jetzt hat der Kunde sein Backup im Rechenzentrum und eine Kopie davon wird in die Cloud ausgelagert. Das können österreichische Cloud-Anbieter sein, das kann Microsoft Azure sein, das kann Amazon Webservices sein – das ist vollkommen egal. Mittlerweile haben wir mit dem Veeam Cloud Service Provider Programm (VCSP) ein eigenes Cloud-Service-Provider-Programm und viele Service-Provider in Österreich bieten schon Veeam-Services an, wie Backup-as-a-Service oder Disaster-Recovery-as-a-Service, bei dem ich die Cloud als Ausfallsstandard einsetze. Sollte es lokal in meinem Rechenzentrum Probleme geben, dann kann man einen Teil oder das gesamte Rechenzentrum in der Cloud online nehmen und so die Verfügbarkeit sicherstellen.
Wie ist dieses Cloud-Programm bis jetzt von Ihren Kunden angenommen worden?
Das ist ein sehr erfolgreiches Programm. Mittlerweile sind in Österreich über 300 Service-Provider in diesem Programm aktiv. Zu unseren Kunden zählen Infotech, Conova, Anexia, ACP oder A1, um hier jetzt nur einige davon zu nennen.
Welche Zukunftspläne hat Veeam auf der Produktseite?
Hier ist Cloud-Data-Management mit der Veeam-Availability-Plattform zu nennen. Das Ziel ist die Sicherung und Verfügbarkeit von Daten und von Workloads – unabhängig davon, wo sie betrieben werden. Das heißt, die Daten oder die Workloads können heute in virtuellen Umgebungen, wie Hyper-V- oder Nutanix-Acropolis-Umgebungen betrieben werden, es können physikalische Windows- oder Linux-basierende Umgebungen sein, es können Software-as-a-Service-Offerings sein wie z. B. Office 365, wo die Daten gesichert gehören, oder es kann sich um Cloud-Offerings handeln wie Azure-Anwendungen, AWS-Anwendungen, IBM-Cloud oder um österreichische Managed-Services-Provider. Die Grundlage für diese Sicherung ist unser Flaggschiff-Produkt »Backup & Replication«. Mit der Funktionalität Replication bieten wir auch schon die Basis für Disaster-Recovery an, das heißt, man kann seine Maschinen an einem zweiten Standort replizieren und dort in Betrieb nehmen. Wir haben jetzt auch ein »DataLabs Testing Environment« genanntes Feature. Damit kann man gerade gesicherte Backups sehr praxisnahe testen.
Ferner sind Visibilität und Monitoring wichtig. Gerade im Multicloud-Zeitalter benötigt man eine Lösung, die nicht nur das lokale Rechenzentrum, sondern auch die Schnittstellen zu Cloud-Anbietern abfragt. Dafür haben wir Veeam ONE. Beim Planen der Datenprozesse reden wir automatisch von Automatisierung und als nächsten logischen Schritt vom »Orchestrieren«. Dazu gehört Disaster-Recovery/Failover-Testing. Mit dem neuen Veeam Availability Orchestrator können wir ein Failover-Szenario dokumentieren und durchführen. Ferner bieten wir universelle Schnittstellen an, damit wir uns nahtlos in bestehende Prozesse beim Kunden integrieren können. Diese Schnittstellen sind die Grundlage für Automatisierung und auch sehr wichtig, um Cloud-Szenarien integrieren zu können.
Natürlich entwickeln wir unsere Produkte weiter, Office 365 Backup ist jetzt in Version 3, der Veeam-Availability-Orchestrator in Version 2 auf dem Markt. Bei Letzterem sind wir auch in der Lage, Backups zu orchestrieren und zu automatisieren. Das bedeutet, man muss nicht zwingend ein Replikat abgelegt haben, sondern kann sehr praxisnah auch einen Disaster-Recovery-Test mit den echten Backups durchführen.
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