Dell auf dem Weg zum Software-Anbieter

Auch bei Dell reicht Hardware alleine nicht mehr aus, um erfolgreich zu sein. Nach etlichen Übernahmen verfügt der Konzern inzwischen über eine eigene Software-Sparte. Im Fokus stehen die Themen System-Management, Mobility und Data Insights. [...]

Der einst größte PC-Hersteller Dell gibt beim Ausbau seines Enterprise-Geschäfts gezwungenermaßen weiter Gas. Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres fiel der Umsatz um elf Prozent auf 13,7 Milliarden Dollar und der Gewinn halbierte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 475 Millionen Dollar. Schuld daran ist vor allem das Endkundengeschäft: Während Dell als Nummer drei den Marktanteil bei Servern in den vergangenen zwei Jahren im Gegensatz zu den Marktführern IBM und HP steigern konnte, sind die PC-Verkäufe an Privatkunden im letzten Quartal um 23 Prozent gesunken.

Diesem Trend entsprechend versucht Dell seit einiger Zeit das Enterprise-Business auszubauen und setzt zu diesem Zweck verstärkt auf Software und Services. Als Vorbild dient IBM, das sein PC-Geschäft einst an Lenovo verkaufte, sich auf Großrechner und IT-Services verlegte und damit erfolgreich ist. Oder wie es Marius Haas, Chef des Enterprise-Bereiches bei Dell ausdrückt: „Software ist der nächste Schritt in der Dell-Evolution.“ Ein solcher Wandel braucht aber Zeit. Um den Umbau voranzutreiben, hat Dell im April 2012 seine eigene Software Group gegründet und ist seither auf Einkaufstour: Jüngstes Beispiel ist der Kauf von Credant Technologies, einem Anbieter von Datenschutzsoftware. Davor wurde Kace übernommen, Spezialist für System-Management, Sonicwall, das sich auf Netzsicherheit konzentriert, der Softwareanbieter Quest, der Thin-Client-Hersteller Wyse und Gale Technologies.

KOMPLETTLÖSUNGEN
Thematisch gliedert Dell sein Angebot in die Bereiche „Data Center und Cloud“, „Information Management“, „Mobility“ und „Security“. In Verbindung mit dem starken Hardware-Angebot aus Servern, Storage und – seit der Übernahme von Force 10 – auch Netzwerkkomponenten, will Dell Unternehmenskunden damit für bestimmte Workloads vorkonfigurierte Komplettlösungen anbieten. CIO sollen sich nicht mehr die Frage stellen müssen, wieviel Server- oder Storagekapazität sie für eine bestimmte Anzahl von SAP-Usern brauchen, sondern ein speziell für diese Anforderung optimiertes Paket aus Hard- und Software von Dell kaufen. Das ermöglicht laut Dell-Manager Haas nicht nur die schnellere Einführung neuer Anwendungen, sondern bietet auch den Vorteil einer einzigen Management-Oberfläche.

Ein Beispiel für solch eine vorkonfigurierte Appliance ist die für unternehmenskritische Anwendungen ausgelegte IT-Infrastrukturlösung Active System 800. Das System besteht aus Server, Storage inklusive Netzwerk und ist ab sofort verfügbar.Die gravierenden Neuerungen sind die Verwendung des Active System Managers 7.0 sowie der Einsatz des Storage-Systems Equallogic PS6110. Das neue System-Management-Tool Active System Manager basiert auf einer Entwicklung des im November übernommenen Unternehmens Gale Technologies. Mit dem Werkzeug lassen sich alle Deployment-, Provisioning- und Managementaufgaben zentral erledigen. Laut Dell sind somit weitere Management-Tools überflüssig, was die Arbeit der verantwortlichen Administratoren wesentlich vereinfachen soll. Derzeit unterstützt Dell nur eigene Storagesysteme, im Laufe des Jahres soll der Active System Manager auch Speicher anderer Anbieter verwalten können.

RECHENZENTRUM-IN-A-BOX
Das All-in-One-System Active System 800 soll sich besonders für unternehmenskritische Workflows, virtuelle Desktop- und Private-Cloud-Infrastrukturen eignen. Es basiert auf einer standardisierten x86-Server-Architektur und soll sich flexibel und automatisiert betreiben lassen. Die Grundelemente der Active-System-800-Lösung bestehen aus Blade-Servern der Serie M620 sowie Storage- und Netzwerksystemen der Equallogic- beziehungsweise der Dell-Force10-Serie. Als Virtulisierungssoftware können die Kunden zwischen Vmware vSphere oder Microsoft Windows Server 2012 Hyper-V wählen.

Auch im Bereich Big Data – bei Dell heißt das Data Insights, schließlich gehe es doch um die Erkenntnisse, die man aus den Daten gewinnt und nicht um die Daten selbst – kann Dell mit einer Komplettlösung namens Quickstart Data Warehouse Appliance aufwarten, die den raschen Einstieg in die Analyse großer Datenmengen ermöglichen soll. Die Software Boomi übernimmt dabei als Middleware in der Cloud die Datenintegration und wer noch mächtigere Analysewerkzeuge braucht, für den stehen Quest Kitenga und die Quest Business Intelligence Suite zur Verfügung. Mit Boomi und entsprechender Dell-Hardware lassen sich zudem einfach Hadoop-Cluster realisieren.

HANA-PARTNERSCHAFT MIT SAP
In Sachen Highspeed-Analytics partnert Dell mit SAP und bietet für die In-Memory-Appliance HANA vorkonfigurierte Lösungen an, die von eins bis vier Terabyte skalieren und von SAP zertifiziert wurden. Die Komplettpakete wurden Dell zufolge optimiert, um noch schneller operative Informationen aus nahezu jeder Datenquelle aufbereiten und detailliert analysieren zu können. Die Lösungen bestehen aus aufeinander abgestimmten Server-, Storage- und Netzwerkkomponenten und sollen auf diese Weise eine einfachere Beschaffung und Inbetriebnahme sicherstellen. Funktionen für Systemmanagement, automatisches Tiering und Skalierbarkeit sollen sich zudem positiv auf die Performance auswirken.

Ein weiterer wichtiger Baustein in der Dell-Strategie ist das Thema Mobility: Der zunehmende Einsatz mobiler Endgeräte in Unternehmen bringt nicht nur IT-Abteilungen ins Schwitzen, auch die Hersteller müssen Wege finden, um das Thema in ihrem Portfolio abzubilden. So hat Dell zwar mit den Kace-Appliances (und insbesondere den Produkten K1000 und K2000) Lösungen für die zentrale Verwaltung von IT-Arbeitsplätzen einschließlich Softwareverteilung, Betriebssystem-Installation und Wiederherstellung auf dem Markt. Abgesehen von Notebooks und Tablets mit Windows-Betriebssystem wurde dabei die mobile Komponente aber bisher nicht berücksichtigt.

MANAGEMENT ALLER ENDGERÄTE ÜBER EINE EINZIGE OBERFLÄCHE
Diese Lücke soll nun die Mobile-Management-Konsole K3000 schließen. Die Appliance lässt sich alleine oder als Erweiterung für K1000 nutzen. Laut Dell steht Anwendern damit ein leicht bedienbares und leistungsfähiges Komplettsystem zur Verfügung, mit dem sich sämtliche Endpunkte von Desktops und Laptops über Server bis zu Mobilgeräten überwachen und nachverfolgen lassen. So lassen sich mit K3000 neue Business-Handys und -Tablets konfigurieren, verschiedenste Applikationen darauf verteilen und über installierte Agenten überwachen, sowie Richtlinien in Form einer Security-Policy an die Geräte übermitteln und durchsetzen. Verlässt der Nutzer das Unternehmen, können die Devices remote zurückgesetzt und sensible Daten entfernt werden.

Beim Thema BYOD sind die Funktionen etwas eingeschränkt, da sich auch private Daten auf den Geräten befinden. Hier kann die Dell-Lösung aber per Push Notification eine Warnung schicken, wenn die User-Policy verletzt wurde. Außerdem können die mobilen Nutzer über ein Self-Service-Portal ihre Daten einsehen, freigegebene Anwendungen installieren und die Einstellungen auf ihren Geräten verwalten.K3000 unterstützt laut Dell aktuelle Apple iPhones und iPads (iOS 4, 5 und 6) sowie Android-Smartphones und -Tablets ab Version 2.2. Für die Verwaltung der Android-Geräte nutzt die Dell-Lösung den Push-Service Google CloudMessaging for Android, bei iOS wird der Apple Push Notification Service (APNS) eingesetzt. Die K3000-Appliance erlaubt darüber hinaus den Einsatz von Volumenlizenzen auch bei Apps. Bisher bezahlen Endanwender ihre Business-Apps meist selbst und die Apps stehen nicht zentral bereit.

SERVICE-TOOL FÜR PARTNER
Mit der immer stärker auf Software und Services ausgerichteten Strategie werden auch Partner für Dell immer wichtiger. Im Februar 2013 feiert das Dell-Partnerprogramm PartnerDirect sein fünfjähriges Bestehen und quasi als Geburtstagsgeschenk an die Systemhauspartner hat der Hersteller nun ein lange gefordertes Tool vorgestellt, mit dem sich eine komplexe Projektplanung einfacher und schneller durchführen lassen soll. Der Online Solutions Configurator befindet sich derzeit in Großbritannien und Irland im Test und soll in den kommenden Monaten auch in den übrigen europäischen Ländern eingeführt werden.

„In diesem Jahr wollen wir mit dem Dell Online Solutions Configurator das Partner-Geschäft mit Dell weiter vereinfachen. Der Online-Konfigurator hilft unseren Partnern im Geschäft mit Rechenzentrumslösungen und erleichtert das Konfigurieren von End-to-End-Lösungen, geführt von Validierungsregeln sowie durch den direkten Zugriff auf das Partnerdirect-Portal“, erklärt Ahmed Mouldaia, EMEA Enterprise Sales Executive Director bei Dell. „Der Online Solutions Configurator ermöglicht, dass unsere Partner online mit Kollegen und Mitarbeitern des Dell-Channel-Sales zusammenarbeiten und so Leads schneller umsetzen können“, umwirbt der Dell-Manager die Partner. (oli)


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