Den Mutigen gehört die Welt im Fluss

Rund 9.000 Besucher kamen zur VMworld nach Barcelona, um die Neuerungen in den Bereichen Software Defined Data Center, Hybrid Cloud und Enduser Computing in sich aufzunehmen. Zentrale Botschaft des Mega-Events: Panta rhei – IT inklusive. [...]

Die ganze Welt ist im Fluss, Grenzen verschwimmen, bis vor kurzem noch unumstößliche Erklärungen, wie das Business funktioniert, geraten ins Wanken. So und teils noch drastischer beschreiben VMwares Verantwortliche die Geschäftswelt von heute. Als Gegenmodell beschwört CEO Pat Gelsinger eine „brave new IT“ – kein unbedingt glücklich gewähltes Motto, da es unwillkürlich Aldous Huxleys berühmten Roman Brave New World – dt. „Schöne neue Welt“ – in Erinnerung ruft, und mit ihr die wenig verheißungsvolle Zukunft in einem totalitären Weltstaat – NSA lässt grüßen.

Gelsingers Vision hat mit Huxleys Science Fiction natürlich nichts am Hut. Sein Credo lautet schlicht und einfach „Habe Mut!“: Mut bei geschäftlichen Entscheidungen in einer Welt im Fluss, Mut auch im Einsatz von neuen Technologien. Was die „mutige neue IT“ betrifft, so besteht diese laut VMware-CEO aus den drei Säulen Software Defined Data Center (SDDC), die Hybrid Cloud und Enduser Computing. „Vor eineinhalb Jahren haben wir diese drei Komponenten unserer Strategie festgelegt, seitdem setzen wir diese sorgfältig um“, so Gelsinger bei seiner Keynote bei der VMworld 2014 in Barcelona, die zahlreiche Neuerungen in den genannten drei Bereichen brachte.

MICROSEGMENTIERUNG
Auf dem Weg zum SDDC adressiert VMware NSX den „Flaschenhals Netzwerk“. Mit Palo Alto Networks hat der Virtualisierungsspezialist nun einen starken NSX-Partner beim Thema Sicherheit gewonnen. Während traditionelle Netzwerke sich wie ein Ei verhalten – harte Schale, weicher Kern, d.h. hat ein Hacker die äußere Mauer überwunden, kann er sich drinnen frei bewegen –, setzt Palo Alto auf sogenannte Microsegmentierung. Hier geht ­Security hinunter bis auf die Ebene einzelner VMs. Für Unternehmen bedeutet das: Sie können auch dann mutige Schritte setzen, wenn die IT in der Cloud-Ära so wie alles um sie herum ins Fließen gerät.

Ein interessante Lösung auf dem Weg zum SDDC ist EVO:RAIL, weil sie sehr schnell und einfach umzusetzen ist. Hier sind Computing-, Netzwerk- und Storage-Ressourcen in einer hyperkonvergierten Infrastruktur-Appliance zusammengefasst. Neben Dell, EMC oder Fujitsu ist nun auch HP Partner der EVO:RAIL-Familie. Laut Anbieter soll die Appliance, mit der man bis zu 100 VMs oder 250 virtuelle Desktops betreiben kann, innerhalb von 15 Minuten zur Verfügung stehen.

DIE ZUKUNFT IST HYBRID
„Was die Cloud-Einführung betrifft, so sehen wir, dass derzeit viele Unternehmen – egal ob Startup oder Multi – den Schritt von der Experimentierphase zur professionellen Phase machen“, so  Pat Gelsinger in seiner Keynote. Joe Baguley, der EMEA-CTO bei VMware, spezifiziert im Gespräch mit der COMPUTERWELT: „In der experimentalen Phase nutzen Unternehmen die Cloud der Technologie wegen. Jetzt, in der professionellen Phase, stehen die Kostenvorteile der Cloud im Vordergrund, nicht die Technologie.“ Voraussetzung für den Übergang von der ersten zur zweiten Stufe sei laut Baguley die Organisationsreife und die Art zu denken: „Der größte Bremser bei der Cloud-Einführung ist, dass Unternehmen in alten Strukturen denken. Unternehmen machen schlechte Erfahrungen mit Cloud, wenn sie ihre existierenden Prozesse automatisieren. Wenn man aber neue Prozesse rund um die neuen Möglichkeiten modelliert, dann sind die Spielregeln neu definiert.“

Rund um die Hybrid Cloud, den zweiten Eckpfeiler der generellen VMware-Strategie, hat das US-Unternehmen zahlreiche Lösungen und Services platziert, allen voran die Cloud-Managementplattform vRealize Suite. Das ­Besondere ist die einheitliche Be­nutzeroberfläche für eine Vielzahl von Funktionen: Die Lösung vereint Cloud-Automatisierung, -Betrieb und -Management. Sie liefert ein integriertes Management-Stack zur Automatisierung von Release- und Betriebsmanagement traditioneller und neuer Cloud-Anwendungen und DevOps-Prozessen, die auf Private und Public Clouds, multiplen Hypervisoren und physischer Infrastruktur bereitgestellt werden – all dies mit einer einheitlichen Management-Erfahrung.

Außerdem hat VMware sein vCloud Air-Angebot – ehemals „vCloud ­Hy­brid Service“ – erweitert, und zwar mit einem Rechenzentrumsbau in Deutschland, der den Standorten in den USA und Großbritannien folgte. Motivation für diesen Schritt waren die Größe des Marktes und die strengen rechtlichen Vorgaben, so die neugekürte Deutschlandchefin Simone Frömming bei einem DACH-Roundtable in Barcelona. Jürgen Kühlewein, Senior Director EMEA Channel & General Business, ergänzt gegenüber der COMPUTERWELT: „Grundsätzlich ist vCloud Air weltweit verfügbar. Etwa durch die NSA-Affäre ist jedoch da und dort eine gewisse Zurückhaltung gegeben, die Daten herauszugeben.“ Mit dem Data Center-Standort Deutschland sollen die als etwas konservativer eingestuften DACH-Länder motiviert werden, mehr Mut an den Tag zu legen. Immerhin spielt laut VMware-Umfrage für 93 Prozent der CIO der Standort des Cloud Providers eine entscheidende Rolle.

Im Bereich Enduser Computing hat VMware unter anderem Horizon FLEX vorgestellt. Mit der neuen Lösung können Unternehmen virtuelle Desktops und Anwendungen, die auf lokalen Macs und PCs laufen, zentral bereitstellen, verwalten und sichern. Richt­linienbasierte Kontrollen sollen die Umsetzung sicherer BYO-Richtlinien gewährleisten. Zudem soll die neue Partnerschaft mit NVIDIA anspruchsvolle 3D-Anwendungen auf schlanken Clients ermöglichen. (wf)


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