Der CIO als Schlüssel zur Digitalisierung

Um im Zuge der Digitalisierung nicht unter die Räder zu geraten, müssen Unternehmen vernetzter arbeiten und agiler werden. Eine zentrale Rolle spielt dabei der CIO, der künftig als Innovator, Integrator und Service-Optimierer agiert und zu diesem Zweck andere Skills als bisher braucht. [...]

Im digitalen Zeitalter liegt der Schlüssel zum Erfolg in den Fähigkeiten, den sich ändernden Kundenanforderungen gerecht zu werden und Technologien strategisch einzusetzen, um neue Geschäftsmodelle zu unterstützen und nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu erzielen. IT rückt sozusagen direkt ins Epizentrum, was eine Fülle von Implikationen für die CIO-Rolle zur Folge hat. (c) Fotolia
Im digitalen Zeitalter liegt der Schlüssel zum Erfolg in den Fähigkeiten, den sich ändernden Kundenanforderungen gerecht zu werden und Technologien strategisch einzusetzen, um neue Geschäftsmodelle zu unterstützen und nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu erzielen. IT rückt sozusagen direkt ins Epizentrum, was eine Fülle von Implikationen für die CIO-Rolle zur Folge hat. (c) Fotolia

Die IT bildet die Säule und den Treiber der Digitalisierung. Damit wird auch der CIO wichtiger als je zuvor. Allerdings mit einem veränderten Rollenverständnis. Denn technisches Management mit dem Betrieb der IT oder dem Steuern der Softwareentwicklung reicht nicht mehr aus. Der CIO muss verschiedene Rollen einnehmen, um sein Unternehmen fit für die Digitalisierung zu machen. Laut einer aktuellen IDG-Studie im Auftrag von Oliver Wyman wird der IT-Chef künftig als Innovator für digitale Geschäftsmodelle, Integrator zwischen verschiedenen IT-Welten, Einkäufer von digitalen Talenten und als Service-Optimierer agieren.

Der CIO als Innovator

Als Innovator bleibt der CIO nicht bei den Technologien stehen, sondern ermöglicht mit ihnen neue digitale Geschäftsmodelle. Damit sichert er sich eine zentrale Rolle im Unternehmen. Im Idealfall treibt der CIO gemeinsam mit dem Top-Management die Digitalisierungsstrategie voran, natürlich im engen Zusammenspiel mit den einzelnen Fachabteilungen. Firmen müssen das Silodenken überwinden, alle Abteilungen müssen an einem Strang ziehen. Denn Digitalisierung funktioniert nur mit einer Unternehmenskultur, die auf Werten wie bereichsübergreifendem Denken und vernetzter Kommunikation basiert. Nichtsdestotrotz gilt die IT bei wichtigen Themen der digitalen Transformation wie Industrie 4.0, fortgeschrittene Analytics oder Digital Customer Experience als Treiber.

Der CIO als Integrator und Einkäufer

Bei digitalen Anwendungen zählt heute vor allem Geschwindigkeit. Die IT-Abteilung muss daher auf der einen Seite die agile und schnelle Entwicklung von Anwendungen und Services ermöglichen, auf der anderen Seite aber auch für einen stabilen und zuverlässigen IT-Betrieb sorgen. Damit ist der CIO künftig besonders als Integrator und Bindeglied zwischen der traditionellen Legacy-IT und der agilen Digital-IT gefragt. Dazu muss er eine neue digitale Architektur aufbauen und parallel die bestehende Legacy-IT schrittweise in einem längerfristigen Prozess modernisieren. Technisch sorgt der CIO mit passenden Tools und Frameworks für die schnelle und sichere Entwicklung von Software und integriert mit Hilfe einer passenden API-Strategie externe Dienste in das eigene Ökosystem. Organisatorisch verzahnt der CIO mit Hilfe von DevOps die Entwicklung und den IT-Betrieb, um Software schneller und möglichst ohne Fehler bereitzustellen.

Auf dem Weg in die digitale Transformation müssen die Firmen zudem eine digitale Kultur fördern und ihre Mitarbeiter entsprechend qualifizieren. In seiner Rolle als Einkäufer kümmert sich der CIO um die Anwerbung von qualifiziertem Fachpersonal und den Umbau des IT-Teams zu einer wirklich digitalen Organisation. Er definiert beispielsweise neue Führungsrollen bis hoch zur C-Ebene, fördert eine Innovationskultur und passt die Sourcing-Strukturen an.

Services optimieren

Denn nur wenige Unternehmen können die Herausforderungen der Digitalisierung mit ihrer internen IT meistern. Einen Ausweg bilden daher die (partielle) Auslagerung von Services in die Cloud oder die Unterstützung durch einen externen IT-Dienstleister. Hier ist der CIO als Service-Optimierer gefragt, der sich als Service-Broker um intelligentes Sourcing kümmert. Er koordiniert die unterschiedlichen Services und Sourcing-Partner und verknüpft sie mit der internen IT. Der CIO optimiert so die Qualität, Sicherheit und Leistung aller Services und trägt damit zu effizienten Geschäftsprozessen und zum Geschäftserfolg des Unternehmens bei.

Durch neue digitale Strategien entwickelt sich die IT also zunehmend von einer Support-Funktion zum Berater, Enabler, Broker und Orchestrierer von Unternehmensdiensten. In einer schnelllebigen Welt, die von der Verbreitung von Cloud Computing, Breitband- und Mobiltechnologien sowie der Nutzung und Monetisierung von Daten getragen wird, müssen sich Organisationen ständig anpassen, um nicht plötzlich rechts überholt zu werden.

IT zunehmend auf der Vorstandsagenda

Damit der CIO seine Aufgaben als Innovator, Integrator und Service-Optimierer erfüllen kann, braucht er jedoch auch die Unterstützung des Top-Managements. „Der Vorstand spielt eine Schlüsselrolle bei der digitalen Transformation eines jedweden Unternehmens. Der Fokus auf digitale Kompetenzen für Vorstandsmitglieder ist jedoch ein neues Phänomen“, sagt Mike Quindazzi , Managing Director bei PriceWaterhouseCooper (PwC). „Während noch vor wenigen Jahren vielen Top-Managern Technologie-Knowhow fehlte, stuften hingegen im vergangenen Jahr bereits 42 Prozent der befragten Vorstandsmitglieder die IT-Strategie als eine sehr wichtige Eigenschaft des Gremiums ein.“

Um digitale und aufstrebende Technologien als Wettbewerbsvorteil nutzen zu können, muss das Top-Management auch die eigenen Fähigkeiten hinterfragen. Inwiefern ist man gewappnet mit Technologieunternehmen umzugehen, die neue Geschäftsmodelle schaffen und plötzlich zu Konkurrenten mutieren? Vorstände mit Weitblick verharren nicht im Jetzt und Hier. Sie verstehen, dass die Digitalisierung ihrer Unternehmung eine harte Bedingung und keine bloße Option ist. Sie drängen auf Veränderung und bauen neue Fähigkeiten und Fertigkeiten im Unternehmen auf, um das langfristige Wachstum sicherzustellen.

Digitalisierung als Teil der Gesamtstrategie

„Führende Top-Manager forcieren Aktivitäten außerhalb der Vorstandssitzungen, um sich über neue Technologien auf dem Laufenden zu halten und die Weiterbildung fortzusetzen“, so Quindazzi. Sie stellen sicher, dass die Digitalisierung fester Bestandteil der Gesamtstrategie ist. Dies gilt nicht nur für die Transformation und Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch im Hinblick auf potenzielle Fusionen oder Übernahmen. Durch eigenes Engagement und ein besseres Verständnis dafür, was wirklich für die digitale Transformation benötigt wird, können Top-Manager sicherstellen, dass die nachgelagerten Führungsebenen ihre Pläne implementieren und das Unternehmen in eine erfolgreiche digitale Zukunft steuern.

Die Weiterentwicklung der CIO-Rolle

Wie in der PwC-Studie Changing role of the CIO dargelegt, wird die Rolle des CIO zunehmend erweitert und in Teilen neu definiert, um Veränderungen in der Geschäftslandschaft und den wachsenden Anforderungen Rechnung zu tragen. Hier sind acht Beispiele:

Von Unterstützungsfunktion zur Kernfunktion: Mit zunehmender Abhängigkeit von Technologien rückt die CIO-Funktion stärker ins Rampenlicht und ist mehr denn je in die Gesamtführung des Unternehmens eingebunden. IT wird zur Kernfunktion. Berichtswege gehen deshalb häufiger ohne Umwege direkt an den CEO. War bislang der operative IT-Betrieb maßgeblich, kommt es immer mehr darauf an, den Vorstand bei der strategischen Nutzung von IT zu unterstützen.

Wertschöpfung und Wachstum: Statt primär Kosteneinsparungen zu realisieren, wächst der Fokus stärker auf die Erschließung digitaler Geschäftsmodelle und Umsatzwachstum. Extern orientierte Aktivitäten, die Mehrwert stiften, stehen im Vordergrund, so beispielsweise durch den Ausbau strategischer Sourcing-Partnerschaften rund um das Thema Cloud Computing.

Agilität: Um mit der zunehmenden Geschwindigkeit Schritt zu halten und die steigenden Kundenanforderungen zu erfüllen, müssen CIOs stärker auf agile Methoden wie DevOps, Continuous Integration/Continuous Delivery (CI/CD) und vereinfachte Steuerungsmodelle setzen.

Schirmherrschaft: Mit zunehmender Bedeutung und Relevanz für das Unternehmen werden weitere technologiebezogene Funktionen unter die Verantwortung des CIO gestellt, darunter der Chief Digital Officer, der Chief Technology Officer, der Chief Information Security Officer und der Chief Data Officer.

Datenfokussierung: Das Erstellen und Auswerten von Daten kann ein echter Wendepunkt sein, wenn es darum geht, die Konkurrenz zu überholen. Clevere CIOs formulieren Visionen und suchen nach Gelegenheiten, um Rohdaten in unternehmensrelevante Informationen zu verwandeln.

Treiber des Wandels: Anstatt auf sich ändernde Anforderungen zu reagieren, wird von den CIOs erwartet, dass sie proaktiv Möglichkeiten für Wachstum, Effizienz und Differenzierung erkennen, indem sie gezielt ihr Wissen über verfügbare und aufkommende Technologien nutzen und aufzeigen, wie die Unternehmung diese gewinnbringend einsetzen kann.

Verfechter von Offenheit und Vielfalt: Die Ergebnisse von PwC legen nahe, dass insgesamt nur sechs Prozent der CIO-Stellen von Frauen besetzt sind. Lediglich die Fortune-500-Unternehmen schneiden mit 15 Prozent in dieser Hinsicht etwas besser ab. Um im digitalen Zeitalter zu florieren, bedarf es einem Umdenken sowie mehr Offenheit und Vielfalt. Der CIO sollte mit gutem Beispiel vorangehen.

Führungskompetenz: Mehr denn je gewinnt das Beherrschen von Softskills – einschließlich der Fähigkeit, zu inspirieren, zu führen, zu kommunizieren und effektive Beziehungen aufzubauen – an Bedeutung. Talente anzuziehen und zu binden, eine Belegschaft von Millenials zu fördern und neue Arbeitsweisen zu integrieren, sind zusätzliche Anforderungen.

Zusammenfassung

Im digitalen Zeitalter liegt der Schlüssel zum Erfolg in den Fähigkeiten, den sich ändernden Kundenanforderungen gerecht zu werden und Technologien strategisch einzusetzen, um neue Geschäftsmodelle zu unterstützen und nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu erzielen. IT rückt sozusagen direkt ins Epizentrum, was eine Fülle von Implikationen für die CIO-Rolle zur Folge hat. Der CIO ist ein wesentlicher Teil der Unternehmensführung und damit beauftragt, die Transformation zu ermöglichen und zu erleichtern. Dies beinhaltet die Formulierung einer Vision und die Übernahme von strategischer Führungsverantwortung, um Technologien intelligent einzusetzen, im Wettbewerb zu bestehen und Marktanteile zu gewinnen.

Zwar wird in absehbarer Zeit der Wunsch nach Kostensenkungen durch Standardisierung und Automatisierung nicht von der CIO-Agenda verschwinden, aber es ist offensichtlich, dass dies nicht unbedingt der beste Weg ist, um den größten geschäftlichen Nutzen aus der IT zu ziehen. Kluge CIOs verstehen die Notwendigkeit, sich stärker dem Umsatzwachstum zu widmen, was zu noch größerem wirtschaftlichen Erfolg ihrer Unternehmung führen kann. Dies ist jedoch keine Entweder-Oder-Frage, sondern eine komplementäre Aufgabe, die künftig deutlich an Bedeutung gewinnen wird. Als Vorbild voranzugehen und eine intensive Zusammenarbeit zu fördern, wird für CIOs von entscheidender Bedeutung sein, um die Herausforderung zu meistern.


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