Die McKinsey-Studie "IT‘s future value proposition" zeigt ein paradoxes Bild: Mit der Digitalisierung steigt die Bedeutung der IT. Gleichzeitig setzt sich zunehmend die Meinung durch, dass die IT-Abteilung inklusive CIO durch Drittanbieter austauschbar ist. [...]
Laut der McKinsey-Studie messen Geschäftsverantwortliche der IT eine zentrale Bedeutung vor allem bei der Unterstützung des Business und bei der Transformation zu. Was die Wahrnehmung der tatsächlichen Performance der IT betrifft, sieht die Sache allerdings ganz anders aus. Besonders negativ ist die Wahrnehmung in jenen Bereichen, die für das künftige Wertversprechen der IT am kritischsten sind. So geben nur 12 Prozent aller von McKinsey Befragten an, dass ihre IT-Organisation bei der digitalen Transformation in ihrem Unternehmen sehr effektiv sei. Nur acht Prozent sagen, dass die IT beim Thema E-Commerce eine wichtige Rolle einnehme. Mit einem derartigen Image behaftet wundert es nicht, dass ein Drittel der Organisationen sich vorstellen kann, auf die IT ganz oder teilweise zu verzichten, um auf die Dienste externer Partner zuzugreifen.
Bezeichnend ist, dass in Unternehmen, in denen der CIO stark in die allgemeine Geschäftsstrategie eingebunden ist, die Effektivität der IT viel positiver wahrgenommen wird. 43 Prozent der Befragten mit sehr engagierten CIOs berichten von signifikanten geschäftlichen Auswirkungen ihrer digitalen Initiativen, bei den anderen sind es nur 23 Prozent.
Neudefinition der CIO-Rolle
Die McKinsey-Studie hält auch eine Anleitung parat, welche Schritte ein CIO in seiner Karriere setzen sollte, um seine Position und sein IT-Team zu retten. Erstens müssen sich CIOs als echte Business Leader und Partner etablieren. Die Voraussetzung dafür ist die Neudefinition der Rolle. Wenn der CIO direkt an den CEO berichtet, wird seine Bedeutung beim digitalen Wandel viel höher eingeschätzt – sowohl strukturell als auch in Sachen Unternehmenskultur – als wenn er sich gegenüber dem CFO oder anderen leitenden Positionen rechtfertigen muss.
Zweitens sollten die Ursachen der Ineffektivität der IT angegangen werden, so die Studie. Zu diesen gehören das Fehlen von klaren IT-Prioritäten, die Schwächen des IT-Betriebsmodells und der Mangel an geeignetem Personal. Gerade das letztgenannte Problem hat sich im letzten Jahr dramatisch verschlimmert. Während sich der Facharbeitermangel noch lange hinziehen wird, können die beiden anderen Herausforderungen auch mit einem reduzierten Team relativ rasch angegangen werden, sind die Studienautoren überzeugt.
Handlungsempfehlungen
Eine der konkreten Handlungsempfehlungen betrifft die Stellenbeschreibung. Trotz Bedenken, was die Effektivität der IT betrifft, und unsicherer Zukunft für die IT insgesamt, müssen CIOs die Erwartungen an sich selbst und an die IT erhöhen. Sie sollten auch danach trachten, ihre Rolle innerhalb der Organisation zu verbessern, indem sie sowohl ihre Führungs- als auch ihre Geschäftsfähigkeiten weiterentwickeln und gleichzeitig einen direkteren Kontakt zum CEO aufbauen.
Um dies tun zu können, braucht es ein ehrgeiziges Konzept, das die Initiativen der Organisationen in Sachen Wachstum und Innovation widerspiegelt. Dies könnte bedeuten, so die Studie, dass CIOs neue Verantwortlichkeiten in Bezug auf die Kundenbindung übernehmen, wie beispielsweise beim Thema Omnichannel-Design oder bei der Zentralisierung und Automatisierung von Kerngeschäftsfunktionen.
CIOs müssen sich außerdem darauf konzentrieren, sowohl die funktionalen Fähigkeiten (wie Digitalisierung und Bereitstellung) als auch die erforderlichen Führungsqualitäten weiterzuentwickeln, um Glaubwürdigkeit als echter Geschäftspartner zu gewinnen. Sie müssen zudem dafür sorgen, dass die von ihnen geleiteten IT-Organisationen die Erwartungen der Geschäftsführung erfüllen oder sogar übertreffen.
Soweit die Theorie, die einigen CIOs wohl nicht unbekannt sein dürfte.
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