Der Faktor Mensch als Basis der IT

Michael Puch, IT-Manager der Stadtwerke Judenburg, wurde zu einem der fünf TOP-CIO 2018 gekürt. Für ihn zählt die Kommunikation innerhalb des Unternehmens und über die Unternehmensgrenzen hinaus zu den wichtigsten Faktoren für den Erfolg. Dazu braucht es eine Basis-Infrastruktur, auf die man sich verlassen kann. [...]

Für Michael Puch, IT-Manager der Stadtwerke Judenburg, ist die Basis-Infrastruktur das Wichtigste. (c) Confare
Für Michael Puch, IT-Manager der Stadtwerke Judenburg, ist die Basis-Infrastruktur das Wichtigste. (c) Confare

Die Stadtwerke Judenburg, 1904 als »ELECTRZITÄTSWERK der Stadtgemeinde Judenburg« gegründet, ist heute ein Multi-Utility Unternehmen mit neun Geschäftsbereichen, das zusätzlich als Internet- und Telefonanbieter fungiert, und mit Kanal3 auch einen Regionalfernsehsender betreibt. Die Geschäftsbereiche sind Stromversorgung, Fernwärme, Bestattung, Kabel-TV, E-Installation, GWHS-Installation, Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und Abfallwirtschaft. Bei einem durchschnittlichen Jahresumsatz von ca. 32 Millionen Euro liegt der Mitarbeiterstand seit Jahren konstant bei rund 180 Personen. Für Michael Puch, IT-Manager der Stadtwerke Judenburg, ist die Basis-Infrastruktur das Wichtigste.

»Die muss tadellos funktionieren, damit man sich um Innovationen und jegliche Veränderungen in den Geschäftsbereichen möglichst rasch und effizient kümmern kann.« Die Erneuerung der IT war auch sein Ziel, als er vor vier Jahren die IT-Leitung des Unternehmens übernommen hat. »Mittlerweile haben wir es geschafft mit fast dem bestehenden Personal die IT komplett umzukrempeln und zu modernisieren.« Die Stadtwerke verfügen nun über eine Basis-Infrastruktur in Form von georedundanten Rechenzentren und einer kompletter Servervirtualisierung. Auch netzwerktechnisch hat das Unternehmen investiert und nutzt nun Lösungen von Cisco. Somit sind alle Mitarbeiter optimal vernetzt und können bei Kundenanfragen rasch reagieren. »Wir arbeiten in dieser Richtung auch pro-aktiv. Wir haben ein sehr tolles Monitoringsystem aufgebaut, mit dem wir in der Lage sind, auch im Vorfeld etwaige Fehler erkennen zu können«, sagt Puch. Er gestaltet »die Zusammenarbeit im Unternehmen so, dass die Kommunikationsprozesse und Arbeitsplatztechnologien den modernen Anforderungen von Mitarbeitern und Kunden gerecht werden.«

»Wir sind mittendrin im digitalen Wandel.«

Als größte Herausforderung seines Jobs sieht Puch, dass die Leittechnik, sprich die Steuerung etwa von Kraftwerken, Umspannwerken oder der Wasserversorgung strikt vom normalen Office-Geschäft getrennt ist. »Das sind zwei komplett verschiedene Dinge, die wichtig sind«, so der IT-Leiter. »Speziell bei uns ist es eine Herausforderung, dass wir so viele verschiedene Branchen unter einem Dach haben. Die Anforderungen sind dadurch sehr verschieden.« Eine zusätzliche Herausforderung ist auch der erhöhte Security-Bedarf. Wichtig ist für Puch, dass »skalierbar« gearbeitet wird, um möglichst schnell auf geänderte Geschäftsprozesse reagieren zu können. »Infrastruktur und Kundensupport müssen tadellos funktionieren und skalierbar sein. Das ist die Pflicht und alles was darüber hinausgeht ist die Kür«, so Puch.

Auf die Frage welche Rolle die Digitalisierung in seinem Job spielt antwortet Puch: »Wir alle sind mittendrin im digitalen Wandel. Wir verändern, wie wir Dinge tun. Privat und selbstverständlich auch in unserer täglichen Arbeit. Wir passen Prozesse und Abläufe an, sowohl technologisch, aber auch organisatorisch, sowie in der Kommunikation mit Mitarbeitern und Kollegen.« Informations- und Kommunikationstechnologien sind für Puch der Schlüssel in diesem Wandlungsprozess, um die Wettbewerbsposition zu stärken und auszubauen. Es ist entscheidend, seine Prozesse genau zu kennen, zu adaptieren und zu digitalisieren. Der Flexibilität und der Performance der IT-Infrastruktur komme hier eine wesentliche Rolle zu.

Entscheidend sei, das Bewusstsein zu schärfen, dass Menschen für Menschen gemeinsam an Innovationen und Verbesserungen arbeiten. »Es ist uns extrem wichtig, eine Unternehmenskultur zu schaffen, wo die Fachabteilungen und Vorstände auch proaktiv auf uns zukommen können«, erklärt Puch. »So ist es möglich, Synergien zu erkennen, strategische Entscheidungen anzupassen und damit kosteneffizient Lösungen bereit zu stellen. Um gemeinsame Ziele effizient zu verfolgen, arbeiten wir mit innovativen Collaboration-Werkzeugen und integrieren dabei bestehende Anwendungen und automatisieren mit Bots.« Bestehende Prozesse werden im Unternehmen regelmäßig auf ihre Effizienz geprüft und bewertet, Änderungen werden via Workflows digitalisiert. »Natürlich ist dabei das Thema Cloud äußerst wichtig«, so Puch, »denn mittlerweile wird die Zeit, in der man Lösungen für Projekte bereitstellen muss, immer kürzer. Das ist ein entscheidender Faktor für Projekte.«

Digitales Ecosystem

Um Projekte erfolgreich umsetzen zu können, braucht man auch das passende Partnernetzwerk, ein sogenanntes »Digitales Ecosystem«. »Kooperationen und Arbeitsgemeinschaften sind in einem stark wachsenden Unternehmen entscheidend. Technische Lösungen wie eine hoch verfügbare und sichere IT-Infrastruktur mit sehr hohen Integrations-Möglichkeiten sind außerordentlich wichtig, aber nur Mittel zum Zweck. Wir haben nicht immer selbst das Know-how in der nötigen Tiefe, also kaufen wir das auch zu. Die Zusammenarbeit innerhalb und über die Unternehmensgrenzen hinaus, sowie das erkennen und Nutzen von wechselseitigen Vorteilen sind entscheidend. Partnerschaftliche Geschäftsbeziehungen mit unseren Dienstleistern hatten für mich immer schon oberste Priorität.

Teamwork ist unerlässlich«, erklärt Puch. Für die vielen Geschäftsbereiche, die Michael Puch zu verantworten hat, ist sein Team überraschend klein. Das IT-Team hat insgesamt vier Mitarbeiter, die 80 Clients betreuen. Auch der Status der IT-Abteilung im Unternehmen hat sich in den letzten Jahren ebenfalls verändert, obwohl traditionelle Muster noch nicht ganz überwunden wurden: »Es kommt natürlich immer noch vor, dass die IT angesprochen wird, wenn etwas nicht funktioniert. Aber Gott sei Dank nicht mehr ausschließlich. Der Wandel ist vielleicht noch nicht komplett vollzogen, aber wir haben das gut gemeistert. Es ist so, dass wir als IT-Abteilung mittlerweile bei Innovationsanfragen oder Anwendungsanfragen hinzugezogen werden.«

Die Kommunikation mit der Geschäftsführung wurde mehr und intensiver. »Damit weiß man schneller und besser, was einzelne Personen oder Gruppen benötigen, um ihre Arbeit besser machen zu können. Ich setze mich dann mit meinen Mitarbeitern zusammen und wir arbeiten daran, dass wir die beste Lösung für das Problem finden und stellen das dann vor. Das wird dann meistens auch so gemacht und passt in die Strategie.« Puch weiß aber, dass man weiterhin proaktiv daran arbeiten muss, gemeinsam und kooperativ Unternehmensziele zu verfolgen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Handlungs- und Investitionsbedarf sieht er im speziellen bei der »IT Awareness-Bildung«. Diese müsse laut Puch einen ähnlichen Stellenwert haben wie die Arbeitssicherheit. Nachdem Puch die IT-Landschaft der Stadtwerke Judenburg komplett modernisiert hat, streckt er seine Fühler auch in Richtung neuer Technologien wie KI aus. So ist zum Beispiel IBM Watson »eine interessante Geschichte.« Puch kann sich vorstellen, im Office- und Kommunikationsbereich KI einsetzen zu können.

Die Auszeichnung zum TOP-CIO 2018 sieht Puch als Mehrwert für das ganze Unternehmen und ist vor allem eine Bestätigung »für einen selbst, für sein Team, die Vorstände, Key-User, Mitarbeitern und Geschäftspartnern«. Eine große Rolle für den Erfolg von Puch sieht er in der Methode, wie er sein Team auf die Ziele der IT-Abteilung vorbereitet hat: »Ich habe mich damals mit dem jungen Team, das ich ja damals noch nicht so gut kannte, zusammengesetzt und in einem Workshop alle Punkte besprochen, die mir am Herzen lagen. Aber ich hörte mir auch an, was meinen IT-Mitarbeitern am Herzen lag. Ich habe das alles in eine große Landkarte reingeschrieben und gefragt, wo wir in drei Jahren sein wollen und habe das auch dazugeschrieben. Dazwischen haben wir die Tools befüllt. Diese Methode war im Nachhinein goldrichtig.«

Mit der Visualisierung konnte man laut Puch genau sehen, wohin die Reise geht, war aber doch flexibel genug, um auf unvorhergesehene Sachen eingehen zu können. »Eine starre Strategie vorzugeben ist nicht richtig, aber einen roten Faden zu haben, gerade wenn man etwas neu aufbaut, ist schon sehr wichtig. Wenn man ein bestehendes Team übernimmt, sollte man sich genau anhören was die Teammitglieder zu sagen haben, weil die meist ganz genau wissen, wo es hakt. Kurz: Man kommt nur voran, wenn die Mitarbeiter mitziehen, alle Mitarbeiter, also auch die Abteilungsleiter, denn die haben einen großen Anteil an der Strategie.


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