Der IT-Dirigent

Maximilian Sbardellati, Leiter Zentraler Informatikdienst der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, hat einer altehrwürdigen Institution IT-Leben eingehaucht. [...]

Mit moderner Infrastruktur und hohen Bandbreiten als Basis konnte Sbardellati sich an die Arbeit machen, die IT-Systeme Schritt für Schritt zu virtualisieren. Heute stehen zirka 80 physische Server mit Cluster für VMware, Novell-OES und Oracle RAC zur Verfügung, mit denen an die 200 Dienste versorgt werden. Zudem spielt der IT-Leiter auf der Klaviatur eines virtualisierten Storage-Systems zur Verwaltung der hochverfügbaren Speicherressourcen sowie des Nearline Storage.

DIGITALE TRANSFORMATION

„Interessanter als all das ist die digitale Revolution im Video-Audio-Bereich“, verrät Sbardellati eine seiner wahren Leidenschaften in Sachen IT. Das Aufnahmevolumen des Hauses ist immens: Veranstaltungen wie Wettbewerbe und Tagungen werden über Live Streaming oder Video on Demand weltweit zugänglich gemacht. Die mdw veranstaltet immerhin mehr als 1.300 künstlerische und wissenschaftliche Events pro Jahr und ist somit Österreichs größter Kulturveranstalter. Selbst Klassenabende werden aufgezeichnet und für die Nachwelt archiviert: „Es könnte ja der Mozart des 21. Jahrhunderts darunter sein.“

INTERNATIONALE INTERAKTION

Ein ganz besonderes Event, das eine enorme Herausforderung für die IT darstellte, ging im Juni dieses Jahres über die Bühne. „Bei Near in the Distance 2 agierten Künstler an verschiedenen Orten simultan miteinander, teilweise in virtuellen Räumen. Ein Tänzer war im Wiener Museumsquartier, eine Tänzerin, die Choreographin und der Videokünstler in Barcelona, die Musiker im Wiener Museumsquartier, Prag, Ljubljana und Judenburg. Dazu eine Live-Videozuspielungen aus New York.“

Die größte Herausforderung bei interaktiven Live-Performances liegt auf der Hand: die Latenzzeiten. „Die Wartezeiten eines ORF-Interviews via Satellit können wir uns nicht leisten. Immerhin sind wir dank unserer Wissenschaftsleitungen und ›low latency network connections‹ privilegiert, aber ganz ohne Latenzzeiten geht es nicht. Daher müssen die Kompositionen darauf ausgerichtet sein.“

Um der rasanten Entwicklung in diesem Bereich Rechnung zu tragen, wurde im letzten Jahr ein Audio-Video-Zentrum direkt im ZID etabliert. Dieses Zentrum, zu dem die IT die Infrastruktur und Knowhow beisteuert, hatte Sbardellati bereits als kleines Kästchen in das Organigramm gezeichnet, das am Anfang seiner Karriere stand – seine Visionen wurden 20 Jahre später Realität.
 
Ein Thema, das immer stärker angefragt wird, ist Fernunterricht via Videokonferenzsystemen. Was für wissenschaftliche Lehrveranstaltungen ein erstrebenswertes Projekt ist, stößt im Instrumentalunterricht auf Ablehnung: „Ziel ist es nicht, dass der Schüler in Japan sitzt und über die Technik von hier aus unterrichtet wird. Wir reden hier von Kunst und sehr enger Interaktion zwischen Lehrer und Schüler. Bei modernen Videoconferencing-Systemen, die auf Sprache und Bild optimiert sind, lässt sich der Klang teilweise schon sauber herüberbekommen. Doch es ist nicht dasselbe, wenn Sie daneben sitzen. Sie spüren es anders.“

HIGH VOLUME DATA

Eine weitere Baustelle der IT-Abteilung liegt ebenfalls auf der Hand: die enormen Datenmengen. „Das Datenvolumen eines 4K-Film mit einundeinhalb Stunden Länge in Rohversion bekommt man im Office-Bereich nicht in 20 Jahren zusammen“, schildert Maximilian Sbardellati plastisch die Ansprüche aus Richtung Filmakademie, die ebenfalls Teil der mdw ist. Das Institut für Wiener Klangstil liefert zudem eine Menge Messdaten. „Eine große Herausforderung für die nähere Zukunft ist daher die wirtschaftlich vertretbare Bereitstellung ausreichender Speicherressourcen und von Werkzeugen zur sinnvollen Verwaltung dieser Daten.“ Technisch sei das kein großes Thema, wenn man genügend Speicher zur Verfügung hat – sprich wenn das Budget passt –, herausfordernd sei jedoch die Verwaltung etwa der Verwertungsrechte. „Man muss wissen, was man mit Content machen kann, sonst ist er wertlos“, bringt Sbardellati es auf den Punkt.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*