Der Mensch als letzte Bastion

Der Human Factors Report von Proofpoint basiert auf einer 18-monatigen Analyse von Kundendaten. Eine zentrale Erkenntnis der Untersuchung: Bei 99 Prozent aller Angriffe setzen die Cyberschurken auf das schwächste Glied der Security-Kette: den User. [...]

Very Attacked People (VAPs) sind häufig im mittleren Management zu finden. (c) Pixabay Rawpixel

Cyberkriminelle zielen verstärkt auf Menschen ab, weil das Versenden betrügerischer E-Mails, das Stehlen von Anmeldeinformationen und das Präparieren von Cloud-Anwendungen mit gefährlichen Payloads einfacher und weitaus profitabler ist, als die Entwicklung eines teuren, zeitaufwändigen Technik-basierten Exploits, der zudem nur eine geringere Trefferwahrscheinlichkeit aufweist«, erläutert Kevin Epstein, Vice President of Threat Operations bei Proofpoint, den jährlich erscheinenden Human Factors Reports. »Mehr als 99 Prozent der Cyberangriffe setzen dabei auf eine menschliche Interaktion und machen so den einzelnen Benutzer zur letzten Verteidigungslinie.«

VAPs statt VIPs


Im Jahr 2019 waren besonders Phishing-Angriffe wirkungsvoll, die Cloud Storage, DocuSign und Microsoft Cloud Services ausnutzten, so der Proofpoint-Report. Die effektivsten Phishing-Köder konzentrierten sich unter anderem auf den Diebstahl von Zugangsdaten und die Erzeugung von Feedbackschleifen, die potenziell dazu geeignet sind, zukünftige Angriffe, eine Ausbreitung in der kompromittierten Unternehmens-IT und internes Phishing zu ermöglichen.

Cyberkriminelle verfeinern zunehmend ihre Werkzeuge und Techniken auf der Suche nach finanziellem Gewinn und dem Diebstahl von Informationen. Während bei den ersten Formen von Social Engineering in der Vergangenheit Angriffe von einzelnen Identitäten auf einzelne oder mehrere potenzielle Opfer verbreitet waren, sind Cyberkriminelle nun am erfolgreichsten bei Angriffen auf mehr als fünf Personen in der jeweiligen Organisation, auf die sie abzielen.

Angreifer zielen auf alle Mitarbeiter ab – nicht zwangsläufig auf traditionelle VIPs. Sie richten sich oft an die so genannten Very Attacked People (VAPs), die häufig auf der mittleren Ebene eines Unternehmens zu finden sind. Diese Benutzer sind eher im Fokus der Cyberkriminellen, da sie einfacher anzugreifen oder ihre Adressen schlichtweg einfacher zu entdecken sind und sie dennoch über Zugang zu Unternehmensressourcen und sensiblen Daten verfügen.

36 Prozent der VAP-Identitäten konnten online über die Unternehmenswebseiten, Social Media, Veröffentlichungen oder auf anderem Wege gefunden werden, so die Experten von Proofpoint. Bei VIPs, die auch VAPs sind, betrug der Anteil von E-Mail-Adressen, die sich mittels einer Google-Suche finden lassen, noch immer 23 Prozent.
Cyberbetrüger imitieren Geschäftsabläufe, um der Erkennung zu entgehen. Der Versand von Impostor-E-Mails vollzieht sich zeitlich analog mit dem legitimen E-Mail-Aufkommen des angegriffenen Unternehmens. Weniger als fünf Prozent aller betrügerischer E-Mails werden an Wochenenden zugestellt, der größte Teil – über 30 Prozent – erreicht am Montag das Postfach der potenziellen Opfer.

Versender von Malware entsprechen hingegen seltener dem erwarteten E-Mail-Aufkommen. Das Gesamtaufkommen von Nachrichten mit schädlichem Inhalt, das im zweiten Quartal 2019 erfasst wurde, verteilte sich relativ gleichmäßig die ersten drei Tage der Woche. Jedoch waren E-Mails mit Malware auch in signifikanten Mengen bei Kampagnen zu finden, die an Sonntagen begannen (mehr als zehn Prozent des Gesamtaufkommens).

Das Bildungs- und Finanzwesen sowie die Werbe- beziehungsweise Marketing-Branche waren die Spitzenreiter der Bereiche mit dem höchsten durchschnittlichen Angriffsindex – einem aggregierten Maß für die Schwere und das Risiko eines Angriffs. Der Bildungssektor ist häufig gravierendsten Angriffen ausgesetzt und hat auf alle Branchen bezogen durchschnittlich eine der höchsten Zahlen von VAPs. Die Branche der Finanzdienstleistungen hat einen relativ hohen durchschnittlichen Angriffsindex, jedoch weniger VAPs, so der Report.


Mehr Artikel

Rüdiger Linhart, Vorsitzender der Berufsgruppe IT der Fachgruppe UBIT Wien. (c) WeinwurmFotografie
Interview

IT-Berufe im Fokus: Innovative Lösungen gegen den Fachkräftemangel

Angesichts des anhaltenden IT-Fachkräftemangels ist schnelles Handeln gefordert. Die Fachgruppe IT der UBIT Wien setzt in einer Kampagne genau hier an: Mit einem breiten Ansatz soll das vielfältige Berufsbild attraktiver gemacht und innovative Ausbildungswege aufgezeigt werden. IT WELT.at hat dazu mit Rüdiger Linhart, Vorsitzender der Berufsgruppe IT der Fachgruppe UBIT Wien, ein Interview geführt. […]

News

ISO/IEC 27001 erhöht Informationssicherheit bei 81 Prozent der zertifizierten Unternehmen

Eine Umfrage unter 200 Personen verschiedener Branchen und Unternehmensgrößen in Österreich hat erstmals abgefragt, inwiefern der internationale Standard für Informationssicherheits-Managementsysteme (ISO/IEC 27001) bei der Bewältigung von Security-Problemen in der Praxis unterstützt. Ergebnis: Rund 81 Prozent der zertifizierten Unternehmen gaben an, dass sich durch die ISO/IEC 27001 die Informationssicherheit in ihrem Unternehmen erhöht hat. […]

News

Public Key Infrastructure: Best Practices für einen erfolgreichen Zertifikats-Widerruf

Um die Sicherheit ihrer Public Key Infrastructure (PKI) aufrecht zu erhalten, müssen PKI-Teams, sobald bei einer Zertifizierungsstelle eine Sicherheitslücke entdeckt worden ist, sämtliche betroffenen Zertifikate widerrufen. Ein wichtiger Vorgang, der zwar nicht regelmäßig, aber doch so häufig auftritt, dass es sich lohnt, PKI-Teams einige Best Practices für einen effektiven und effizienten Zertifikatswiderruf an die Hand zu geben. […]

News

UBIT Security-Talk: Cyberkriminalität wächst unaufhaltsam

Jedes Unternehmen, das IT-Systeme nutzt, ist potenziell gefährdet Opfer von Cyberkriminalität zu werden, denn die Bedrohung und die Anzahl der Hackerangriffe in Österreich nimmt stetig zu. Die Experts Group IT-Security der Wirtschaftskammer Salzburg lädt am 11. November 2024 zum „UBIT Security-Talk Cyber Defense“ ein, um Unternehmen in Salzburg zu unterstützen, sich besser gegen diese Bedrohungen zu wappnen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*