Christian Neugebauer, CIO von AVL List, will nicht beurteilen, ob sich die Rolle des CIO geändert hat. Er hat schon immer den Ansatz verfolgt, Unternehmen mittels der IT mitzugestalten und effizienter zu machen. [...]
Von der Ausbildung her ist Christian Neugebauer Diplombiologe, aber sein Studium an der Ruhr-Universität Bochum hat er sich mit Programmiertätigkeiten finanziert und er ist somit seit seinem 18. Lebensjahr in der IT tätig. Neugebauer blieb nach dem Studium der IT treu und hat mit einem Partner ein Softwareunternehmen gegründet, das sich auf Prozessrechner, Produktionssteuerung und Laborsysteme spezialisiert hat. Zusammen mit dem Partner Nixdorf ist das Unternehmen später in den deutschen Justizmarkt eingestiegen und hat in weiterer Folge das Produktportfolio um den Bereich Dokumentenmanagement erweitert.
Wechselnde Eigentümerverhältnisse bei den Partnerunternehmen und der Wunsch, vermehrt international tätig sein zu können, bewegten Neugebauer zu einem Wechsel zu Xerox. Der Reiz bestand für ihn darin, in einem hardwareorientiertem Unternehmen ein Consulting Business aufzubauen. Für Xerox hat Neugebauer schließlich die Onlineaktivitäten in Europa und weitere große Projekte koordiniert. Im Zuge eines großen SAP-Projektes hat Neugebauer zudem gelernt, was es heißt, ein großes Team weiterzuentwickeln, und auch wie große Projekte organisiert werden. Danach wurde es für den Techniker immer interessanter, einen Job als CIO anzunehmen. „Mein Verständnis für die Rolle des CIO war immer schon, dass er nicht ein IT-Leiter ist, der etwas ausführt, sondern jemand ist, der das Unternehmen mitgestaltet.“
Bei CWS-bosco, einer Tochter der Haniel Gruppe, konnte er erstmals seine Visionen in dieser Hinsicht umsetzen und die IT „aus der Ecke rausholen“ und zu einem Partner des Unternehmens machen. Neugebauer hatte dort die Verantwortung für Prozessmanagement über und hat mit seinem Team in einem halben Jahr 180 Kernprozesse entwickelt. „Das hat mir gezeigt, dass die Konzepte, die ich mir ausgedacht habe, gut funktionieren.“ Der neue Weg wurde jedoch nach einem Wechsel des Managements nicht mehr unterstützt und 2012 ging Neugebauer zum Grazer Unternehmen AVL List.
- „Ich sehe meine Rolle darin, dem Unternehmen zu helfen, sich über die IT weiterzuentwickeln.“
Der Spezialist für Motorenentwicklung und Prüftechnik legte in den letzten Jahren ein beeindruckendes Wachstum hin und konnte 2014 einen Umsatz von 1,15 Milliarden Euro erwirtschaften. Die Produkte des Unternehmens findet man in fast jedem Auto wieder. Bei AVL List kann Neugebauer seine Rolle als CIO wieder strategisch und gestalterisch anlegen, wie er es gewohnt ist. „Ich sehe meine Rolle darin, dem Unternehmen zu helfen, sich über die IT und über die Prozesse weiterzuentwickeln. Und das wird von der Geschäftsführung auch so erwartet.“ Strategische Ideen werden auch mit dem Geschäftsführer Helmut List gemeinsam diskutiert und entschieden.
List habe erkannt, dass die IT eine wichtige, entscheidende Rolle im Unternehmen einnehme. Das sei in anderen Unternehmen nicht immer der Fall, meint Neugebauer. Häufig sei die IT dem CFO unterstellt und werde zu einem reinen Kostenthema. „Das würde ich nicht akzeptieren.“ Kosten würden natürlich auch bei AVL ein entscheidende Rolle spielen, aber Neugebauer habe hier die Akzeptanz und den Spielraum, mit der IT gestalterisch tätig zu sein. AVL ist laut dem CIO ein sehr innovatives Unternehmen. Das bedeutet natürlich auch, dass das Thema Sicherheit und Datenschutz zu den Top-Themen gehören. Aus diesem Grund gibt es bei AVL List eine eigene Securityabteilung, die auch interne Services erbringt und tief in den Projekten verwurzelt ist. Nach dem Motto: „Wir prüfen das, damit ihr zertifiziert seid und damit die Risiken minimiert werden“. Zusätzlich liefert AVL auch Prüfstände und Simulationssoftware, ist also sowohl im Produkt- als auch im Projektgeschäft tätig und das weltweit. „Das heißt, wir haben ein sehr breites Spektrum an hochkomplexen Services und Produkten, die wir weltweit vermarkten“, sagt Neugebauer.
Der CIO ist zudem für den Betrieb der IT im Unternehmen zuständig. „Bei über 100 Standorten und 7.470 Mitarbeitern weltweit ist das eine große Herausforderung. Wir müssen eine breite Palette an Anwendungen und Infrastruktur wie Hochleistungsrechner oder mobile Arbeitsgeräte betreuen und für die Anbindung von Prüfständen sorgen. Das verlangt nach einer hohen Zuverlässigkeit und einer hohen Sicherheit.“ Insgesamt hat Neugebauer ein Team von 240 Mitarbeitern. Das inkludiert auch das Tochterunternehmen e1 business solutions, dessen Geschäftsführer Neugebauer ist.
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