Der richtige Partner

Christian Neugebauer, CIO von AVL List, will nicht beurteilen, ob sich die Rolle des CIO geändert hat. Er hat schon immer den Ansatz verfolgt, Unternehmen mittels der IT mitzugestalten und effizienter zu machen. [...]

Der CIO sieht seine Aufgabe grundsätzlich auch stark in der Beratung. „Man muss zuhören können, um die andere Seite zu verstehen. Was ist die Kernproblematik und wo liegen die Zusammenhänge? Erst dann kann man Lösungen entwickeln.“

Bevor Neugebauer zu AVL kam, war die IT nur in der Infrastruktur tätig. „Das heißt, alles, was mit Applikationen und Prozessen zu tun hatte, ging vollständig an der IT vorbei. Das haben wir geändert.“ Mit Standardansätzen komme man hier aber nicht weit. Neugebauer nennt das Beispiel Projektmanagement: „Jeder weiß zwar, wie es geht, trotzdem geht ein viel zu hoher Prozentsatz von Projekten schief. Die Erkenntnis alleine reicht nicht aus, dass etwas funktioniert.“ Man müsse die Leute abholen und ihnen zeigen, warum Dinge so oder so erledigt werden. Dazu müsse man die methodischen und technischen Konzepte haben. „Es ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die Mitarbeiter für neuen Verfahren oder neue Arbeitsweisen zu gewinnen.“

  • „Man muss zuhören können, um auch die andere Seite zu verstehen.“

AVL ist eine Firma mit tausenden Ingenieuren, die laufend Ideen haben. „Wenn man jede Idee sofort in einem Projekt umsetzen würde und man hat keine richtige Kontrolle drüber, dann ist die Gefahr groß, dass sehr schnell Lösungen gemacht werden, die nicht ins Gesamtkonzept passen. Der Ansatz der Ingenieure ist oft „tool first, process never“. Dann gibt es viele neue Tools, aber das Problem wird nicht gelöst.“

Bei AVL hat Neugebauer diesen Vorgang umgedreht. Es wird zuerst analysiert, wo das Problem liegt, um dann den Ablauf zu erkennen, der es löst. Erst danach werden die nötigen Tools entwickelt. „Das haben wir an einigen Beispielen sehr erfolgreich durchgeführt. Auch auf globaler Basis. Das hat eine ganz andere Qualität der Umsetzung, der Wirksamkeit und der Zufriedenheit. Aber dazu mussten alle einmal ihr angestammtes Denkschema verlassen“, so Neugebauer. Und: „Es müssen sich alle im Unternehmen bewegen.“

Um die Kommunikation im Unternehmen zu verbessern, veranstaltet die IT-Abteilung von AVL einmal jährlich eine IT-Messe. Dort wird gezeigt, was mit IT möglich ist und wie Lösungen, die die Abteilung entwickelt, aussehen. Einerseits sei das wichtig, um das Geschäft grundsätzlich zu verstehen und zu sehen, was IT zum Beispiel mit Technologien wie Big Data oder mittles App-Entwicklung zu leisten im Stande ist. Andererseits fördere man damit den Dialog. „Das ist viel effizienter, als wenn man ein Powerpoint verschickt oder Frontalvorträge hält“, so Neugebauer, und: „Was ich dort immer hervorhebe: Alle Dinge gehen nur gemeinsam.“ Ein SAP-Rollout sei zum Beispiel kein rein technisches Thema, sondern dadurch werden Prozesse standardisiert – der Vorgang bedürfe daher der engagierten Mitarbeit aller. Neugebauer bringt seine Philosphie mit einem Augenzwinkern auf den Punkt: „Es gibt keinen Widerspruch zwischen Qualität und Geschwindigkeit, wenn man weiß, wie es geht. Aber auch nur genau dann, wenn man es weiß.“ (cb)

Dieser Artikel stammt aus dem COMPUTERWELT-Magazin „IT-Macher 2015“. Premium-Leser können dieses und viele weitere Magazine hier kostenlos lesen.


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