Zwei Veranstaltungen unter einem Dach haben sich mit den aktuellen Herausforderungen der Gesellschaft mit dem Internet befasst. Das Internet Governance Forum analysierte die Verwaltung des WWW, beim Internet Summit ging es um Identität und Anonymität. [...]
Internet Governance ist ein Thema von globalem Interesse und beschäftigt Regierungen, NGO, die technische Internet Community und Interessensvertreter weltweit. Im Mittelpunkt dabei: Die Konsequenzen des angekündigten Rückzugs der USA aus ihrer bisherigen Führungsrolle in der Internetverwaltung ICANN, wie diese in Zukunft aufgestellt werden soll und was das für Internutzer weltweit bedeutet. Mit dem Internet Governance Forum Austria (IGF), das vom Bundeskanzleramt und von der ISPA veranstaltet wurde, erfasst diese Diskussion nun auch das „offizielle Österreich“.Wolfgang Kleinwächter, Professor an der Universität Aarhus und Mitglied des Board of Directors von ICANN, stellte in seiner Keynote vor allem den Multi-Stakeholder-Ansatz in den Vordergrund.
Denn das Internet ist ein dezentrales Netzwerk, das keine einzige Führung hat – vielmehr gibt es verschiedene Stakeholder, die ihre Einsichten zur Internet Governance einbringen und gemeinsam Entscheidungen treffen. Zu diesen Stakeholdern zählen einerseits jene Organisationen, die sich wie ICANN um das technische Management kümmern, andererseits gibt es auch zwischenstaatliche Organisationen, den Privatsektor und die Zivilgesellschaft, die am Internet-Governance-Ökosystem teilnehmen. Die Herausforderung ist nun, die Entscheidungsgewalt neu aufzuteilen, um die Vielfalt und Freiheit des Internets weiterhin zu garantieren.
ANONYMITÄT IM NETZ
Gemeinsam mit dem IGF wurde auch der Internet Summit Austria (ISA) der ISPA abgehalten, der sich dem Thema „Anonymität und Identität im Netz“ widmete. Die Anonymität im Internet ist ein aktuelles, breit diskutiertes und durchaus mit Emotionen behaftetes Thema. Einerseits hat Edward Snowden aufgezeigt, dass die Kommunikationsmittel des 21. Jahrhunderts dem Schutz der Privatsphäre nicht besonders zuträglich sind. All das weckt den Wunsch nach mehr Anonymität. Andererseits verkehrt sich dieser Wunsch ins Gegenteil, sobald man auf die Kommentarseiten diverser Online-Medien oder in die Sozialen Medien blickt. Dort jagt ein „Shitstorm“ den anderen, Hasspostings sind an der Tagesordnung.
Autorin Ingrid Brodnig machte in ihrem Vortrag aber klar, dass für sie eine gänzliche Abschaffung der Anonymität im Netz nicht vorstellbar ist und sich der Ton bei Online-Debatten auch durch andere Wege verbessern lassen muss. Gegen eine Klarnamenpflicht sprach sich der Analyst Jonas Westphal aus, denn „eine freie Gesellschaft mit Identifikationszwang ist nicht mehr frei“. Dass die Sichtweisen bei diesem Thema sehr unterschiedlich sind, kristallisierte sich in der anschließenden Podiumsdiskussion heraus. (pi/cb)
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