»Der Smart Worker ist die Zukunft«

KNAPP entwickelt maßgeschneiderte Lösungen im Logistikumfeld. Die COMPUTERWELT hat mit Managing Product Manager Bernd Stöger über die Herausforderungen für das kommende Jahr und den Einsatz neuer Technologien in der Logistik gesprochen. [...]

Bernd Stöger arbeitet als Managing Product Manager bei KNAPP. (c) KNAPP

Wie hat sich das Geschäft von KNAPP im letzten Jahr entwickelt und welche Ziele haben sie für heuer?
Das Unternehmen kann auf das erfolgreichste Wirtschaftsjahr der 65-jährigen Unternehmensgeschichte zurückblicken, der Umsatz lag bei über 700 Mio. Euro. Der wirtschaftliche Erfolg ist das Ergebnis vieler Faktoren: Ganz entscheidend ist die Begeisterung und Motivation unserer 3.800 Mitarbeiter. Neben der sehr erfreulichen Konjunktur sehen wir die erfolgreiche Einführung neuer Produkte als wichtigen Erfolgsfaktor. Damit verbunden sind laufender Personalaufbau und große Investitionen in die Infrastruktur. Wir haben als österreichisches Technologieunternehmen über 98 Prozent Exportanteil. Im Bereich der Lagerlogistik zählen wir zu den international führenden Playern. Die letzten Jahre wurde massiv in Software investiert. Das war essenziell um uns von anderen Anbietern zu differenzieren und diesen Vorsprung wollen wir weiter ausbauen.

Welche Softwarelösungen benötigen Ihre Kunden im Rahmen ihrer digitalen Transformation?
Wir alle sind heute immer und überall online, mit der Möglichkeit voller Transparenz. Beispielsweise unsere Kunden im Handel sind dadurch einem massiven Wandel unterworfen. Damit neue Geschäftsmodelle – im stationären Handel als auch im E-Commerce – ermöglicht werden, sind unsere Softwarelösungen oft entscheidend. Denn sie sind die Voraussetzung für die dazu erforderliche Logistik.
Was uns beschäftigt ist Logistics of Information: Wie können Informationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort und im richtigen Umfang zur Verfügung gestellt werden? Wie können daraus die richtigen Dinge abgeleitet und deren Umsetzung initiiert werden? Ob mit dem OSR Shuttle Evo, welches als Herzstück eines Lagers mithilfe idealer Datenauswertung arbeitet, oder durch den digitalen Assistenten, der gesammelte Daten zielgruppenorientiert aufbereitet und auf dem gewünschten Endgerät (Smartphone, Tablet oder Desktop) zur Verfügung stellt: Die Basis bilden mehr denn je die Kernelemente unseres KiSoft-Softwareportfolios: Maschinensteuerungen und deren Vernetzung – hier spricht man von Warehouse Control Systems (WCS) und Warehouse Management Systems (WMS).

Logistik ist ein sehr spezieller Bereich in dem IT, gerade neue Technologien wie KI oder IoT, sehr viel ermöglichen kann. Inwieweit setzt KNAPP auf diese neuen Technologien?
Im Bereich IoT ist die Lagerlogistik seit vielen Jahren Vorreiter, kein hochautomatisiertes Lager würde ohne intelligenter Vernetzung funktionieren. Ein großes Thema ist es allerdings die verfügbaren Daten richtig zu nutzen – also aus Big Data verwertbare Smart Data abzuleiten und daraus die richtigen Informationen zu generieren. Der Begriff KI erlebt aktuell einen Hype, indem er zu Marketingzwecken oft fälschlich missbraucht wird. Ja, wir befassen uns in unterschiedlichen Anwendungsgebieten damit.

Welche Technologien prägen sie Softwareentwicklung momentan besonders?
Nach wie vor sind die klassischen Hochsprachen wie C++, Java, C# und relationale DB-Technologie von Oracle weit verbreitet. Im Big-Data-Umfeld werden verstärkt modernste Cloud-Technologien eingesetzt – in diesem Kontext wurde KNAPP kürzlich für KiSoft Analytics mit dem 2018 Oracle Excellence Award for Specialized Partner of the Year – Global in 2018 Oracle Cloud ISV Partner of the Year Award – EMEA ausgezeichnet.

Wie hoch ist der Automatisierungsgrad in der Logistik, besonders in Österreich?
Nach wie vor sind über 50 Prozent der Lager rein manuell. Ein manuelles Lager mit intelligenter Software von KNAPP, wo die Mitarbeiter eventuell noch mit Hilfe smarter Assistenzsysteme unterstützt werden, ist oft noch immer die beste Lösung. Der Trend mit immer höherer Artikelvielfalt und immer kleiner werdenden Auftragsgrößen erhöht allerdings das Automatisierungspotenzial, neben anderen Themen wie Fachkräftemangel.

Wie weit fortgeschritten ist die sogenannte Mensch-Maschinen-Kommunikation und was ist hier kurz- bis mittelfristig zu erwarten?
Wir sehen den Mitarbeiter der Zukunft als Smart Worker – weg von anstrengenden eintönigen Arbeiten, hin zu wertschöpfenden Tätigkeiten und der Rolle des kreativen Entscheiders. Mensch und Maschine stehen nicht in Konkurrenz zueinander. Ein menschenleeres Lager ist weder wünschenswert noch sinnvoll. Mensch und Technologie bilden ein starkes Team, um die Anforderungen der Logistik optimal umzusetzen. Ein Roboter wird zum Beispiel nicht müde und kann Tätigkeiten wie das Kommissionieren oder Sortieren von Waren über einen langen Zeitraum in gleichbleibend hoher Qualität ausführen. Der Mensch wiederum ist dem Roboter bei komplexen Greiftätigkeiten überlegen. Außerdem kann er schnell und flexibel auf neue Anforderungen reagieren – zum Beispiel, wenn sich die Nachfrage nach Waren plötzlich ändert – und bei Bedarf auch den Roboter auf diese neuen Bedingungen einstellen.

Welche Rolle spielt Machine Learning in diesem Zusammenhang?
Mit unserer vollautomatischen Kommissionierlösung Pick-it-Easy Robot verfügen wir über eine serienreife Roboteranwendung für die Logistik. Ein Fokus in der Weiterentwicklung liegt auf Machine Learning, wo wir mit internationalen Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten und mit Unternehmen aus dem Silicon Valley in Kontakt sind.
Machine Learning ist natürlich ein großer Trend, der viele neue Möglichkeiten eröffnet. Aber die Intelligenz der Maschine ist nicht alles. Die ideale Kombination aus Machine Learning, Sensorik und dem Menschen wird auch in Zukunft über den Erfolg einer Lösung entscheiden.

Welche neuen Berufsbilder ergeben sich durch den Einsatz von IT in der Logistik?
Die Bezeichnungen sind nicht immer neu, was sich entwickelt sind die Inhalte. Die Möglichkeiten sind breit gefächert: Software-Architekten, Software-Entwickler, Data Scientists, System Engineers, Requirement Engineers, Usability Experten, Product Manager, Project Manager, Test Engineers, Startup Engineers, Sales Consultants, Support Engineers, etc. Im Umfeld von Robotik und Digitalisierung werden viele neue Berufe entstehen, vielleicht Roboter-Psychologen oder Code-Ethiker.

Mit über 2.000 Mitarbeitern ist KNAPP einer der größten Arbeitgeber in der Region. Wie einfach verläuft das Recruiting und wie zufrieden sind sie mit den Ausbildungsmöglichkeiten und der Infrastruktur am Standort Steiermark?
Die Steiermark bietet ausgezeichnete Ausbildungsmöglichkeiten an HTLs, FHs sowie Universitäten und ist als Standort sehr attraktiv. Der aktuelle Run um die Mitarbeiter ist aber groß und auch wenn KNAPP erfreulicherweise als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird, ist der Markt beschränkt.
Durch die großen Standorte in der Steiermark in Hart bei Graz, Leoben und Dobl sowie seit kurzem mit Klagenfurt auch in Kärnten sind wir in Österreich gut aufgestellt und wachsen ständig. Das restliche Wachstum erfolgt über die 36 Standorte im Ausland, die laufend ausgebaut werden.


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