Tirol hinkt bei der Zahl der Startups im Vergleich zu anderen Bundesländern deutlich hinterher. Fernab der Tourismusbranche ist die Motivation, ein Unternehmen zu gründen, in Tirol vergleichsweise gering, aber doch vorhanden. [...]
Große Ideen, aber ein kleines Netzwerk: Die Tiroler Start-up-Szene steckt noch in den Kinderschuhen. Dies belegt auch eine Statistik der Plattform Austrian Startups recht deutlich: Während im Jahr 2013 rund 68 Prozent aller österreichischen Unternehmens-Neugründungen ihren Sitz in Wien hatten, sind nur etwa 2,5 Prozent in Tirol angesiedelt.
Um ein erfolgreiches Unternehmen auf die Beine zu stellen, braucht es auch finanzielle Unterstützung: Neben der traditionellen Finanzierung durch Bankkredite oder Business Angels werden dabei vor allem auch öffentliche Förderungen und Crowdfunding bei jungen Gründern immer populärer, wie eine aktuelle Studie des Markforschungsinstituts marketmind zeigt. Demnach stagnierte die Finanzierungsleistung der Banken im Jahr 2013 mit 26 Prozent auf Vorjahresniveau, Finanzierungen aus Förderungen stiegen im Vergleich zu 2012 um drei Prozent auf insgesamt acht Prozent an.
Eine dieser Förderstellen ist der Austrian Wirtschaftsservice (AWS). Diese unterstützt Jungunternehmer bei ihren Gründungen und Investitionen. Insgesamt zehn Prozent der Förderleistung würden dabei nach Tirol gehen, wie Pressesprecher Matthias Bischof erklärt. „Das zeigt, dass sich gerade in Tirol irrsinnig viel tut und wir da auch einen Schwerpunkt setzen“, betont er.
Viele Initiativen wie etwa die Interessensvertretung Austrian Startups versuchen daher aktiv, die Szene in Wien auszubauen, aber diese vor allem auch in den ländlichen Gegenden aufzubauen. Der österreichweit tätige Verein hat dafür eine Zweigstelle in Innsbruck eingerichtet, in der insgesamt drei Leute arbeiten. Doch die Arbeit ist schwierig, denn in Tirol fehlt es vor allem auch an Infrastruktur, um dort mehr Uni-Absolventen zur eigenen Gründung zu bewegen. In Wien findet sich die Szene, dort gebe es Anlaufstellen, Treffpunkte und Konferenzen, hört man aus der Interessensvertretung.
Doch auch Tirol bietet Möglichkeiten, so verfügt das Bundesland etwa über drei Coworking Spaces, um Networking zu erleichtern und Arbeitsplätze anzubieten. Außerdem finden Zusammenkünfte, Diskussionen und Events statt, so war kürzlich etwa US-Botschafterin Alexa Wesner zu Gast bei Tiroler Start-ups, mit dem Ziel des Austauschs zwischen verschiedenen Unternehmenskulturen. Selbst erfolgreiche Gründerin zweier Unternehmen war es Alexa Wesner ein Anliegen, die heimische Gründerszene kennenzulernen. „Wenn ich zwei Marketing-Experten zur Wahl habe, nehme ich denjenigen, der schon einmal gescheitert ist. In Österreich wäre das undenkbar!“, so die Botschafterin zu den Unterschieden in der Geschäftskultur.
Auch Mario Eckmaier von der Jungen Wirtschaft schlug bei der Diskussion in dieselbe Kerbe: „Wir brauchen mehr Mut zum Scheitern!“ Der Event startete mit einem Networking-Brunch der Jungen Wirtschaft Tirol. Neben unternehmerischen Insights vom Tiroler Entrepreneur Thomas Thaler erhielten die Tiroler Startups Cropster, MyService-Fellow und Green Performance die Gelegenheit, ihre Geschäftsideen zu präsentieren. Auch für die studentische Unternehmensberatung icons ist die Förderung Tiroler Jungunternehmer seit langem ein besonderes Anliegen. Gemeinsam mit AustrianStartups versuchen sie, Jungunternehmern so viel Hilfe wie möglich bei der Neugründung zu geben und ein innovatives Klima für Unternehmertum zu schaffen.
JUNGUNTERNEHMERPREIS
Auch Auszeichnungen gibt es für Tiroler Startups. Heuer verlieh die Junge Wirtschaft Tirol bereits schon zum achten Mal den Jungunternehmerpreis. Damit werden herausragende Leistungen junger Wirtschaftstreibender ausgezeichnet, um auf die Bedeutung von Jungunternehmern für das Land und den Wirtschaftsstandort Tirol aufmerksam zu machen. „Der Jungunternehmerpreis bietet eine optimale Plattform. Die Stärkung des Gründergeistes ist erfolgsentscheidend für die Zukunft unseres Landes“, erklärt dazu Mario Eckmaier, Landesvorsitzender der Jungen Wirtschaft Tirol.
Über 150 Tiroler Jungunternehmer haben sich dabei mit ihrer Geschäftsidee in den drei Kategorien Kreative Dienstleistung, Moderne Tradition und Neue Ideen – Neue Produkte – Neue Märkte einer Jury gestellt, die sich aus Eckmaier, der Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Tirol, Martina Entner, dem Leiter des Wifi, Wolfgang Sparer, Klaus Schaller vom Kreditschutzverband KSV und die Unternehmer Barbara Zitterbart und Josef Gruber zusammengesetzt hat.
In der Kategorie „Neue Ideen – neue Produkte – neue Märkte“ konnte sich Matthias Senn mit SennAlpin Consulting durchsetzen: Er entwickelte im Zuge seiner Dissertation erstmalig eine Analyse, die die hygienischen Risiken bei der technischen Beschneiung beurteilt. Die Erkenntnisse wurden in den Leitfaden für Beschneiungsanlagen implementiert, der bundesweit gilt und auch ein einheitliches Behördenverfahren garantiert. Die Risikoanalyse ist dabei ein innovativer Lösungsansatz, der Liftbetreibern UV-Anlagen erspart und dabei einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser sicherstellt. Mit dem Verfahren der Risikoanalyse bei der technischen Beschneiung nimmt Tirol eine Vorreiterrolle im alpinen Raum ein.
Den zweiten Platz ergatterte Armin Margreiter mit „The FlySwat“, der größten mobilen Leichtathletikanlage der Welt, die bereits auch vom Weltverband zertifiziert wurde. Helmut Hein mit Hybrid Manufaktur Tirol wiederum hat mit dem Produkt „TiRollerin“ ein neues, einspuriges Zweirad sowohl für den urbanen, wie auch den alpinen Raum entwickelt. Durch die Kombination von Erwachsenenroller und Hybridantrieb bietet er dabei eine innovative Gesamtlösung.
ENTREPRENEURE BEIM SKIFAHREN
Ein Event versucht, den Sport Nummer Eins in Tirol – das Skifahren – und das Thema Unternehmensgründung zusammenzubringen: Mit SkINNOvation, dem Ski-Event für Entrepreneure und Innovatoren, soll Innovation mit dem verbinden wofür Innsbruck bekannt ist: dem Skisport. Unterwegs auf Ski und Snowboard wurde an Konzepten gearbeitet, um Innsbruck innovativer zu machen, eine Woche vor dem Start des Events am 20. Februar waren noch wenige Restplätze vorhanden. Der Skitag begann dabei auf der Sennjochhütte im Stubaital, drei Skihütten wurden abgefahren. In jeder Hütte gab es Keynotes, und die Teams arbeiteten gemeinsam an Innovationskonzepten. Der Tag endete im „Sixty-Twenty“, wo die Konzepte schließlich von ihren Teams vor einer Jury gepitcht wurden. (mi)
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