Der Wettermacher

Eine schier unendliche Menge von Daten und der Umgang damit ist eine der Hauptaufgaben von Günther Tschabuschnig als IT-Leiter des ZAMG. Die gespeicherten Daten bewegen sich bereits im Petabyte-Bereich. [...]

Überhaupt haben Daten und deren Management eine Kernfunktion im Arbeitsalltag von Tschabuschnig: „Die Auflösung und demensprechend die Menge der Daten ist heute viel höher als früher, auch der Durchfluss ist gestiegen, und wir können viel exaktere und örtliche präzisere Wettermodelle rechnen.“ Es geht aber nicht nur um die Wetterprognose, sondern auch um Rückschau und Klimamodelle. Die ZAMG ist auch stark vertreten im Climate Change Center Austria und im Bereich Erdbeobachtung. „Hier gibt es extrem viel Daten, die gerechnet und verarbeitet werden“, weiß Tschabuschnig und ergänzt: „Derzeit verwaltet das ZAMG Speicherplatz im Petabytebereich, das kann sich schon sehen lassen. Gelöscht werden die Daten nicht, wie es etwa beim CERN der Fall ist, wo 90 Prozent der Daten gelöscht werden müssen. „Das hat auch den Hintergrund, dass wir heute vielleicht noch gar nicht wissen können, was man mit Messdaten in einem Jahr noch so alles machen kann“, erklärt Tschabuschnig und unterstreicht das Thema Nachhaltigkeit auf der ZAMG.

  • „Wir haben ein Datenmanagementteam gebildet, das sich nur darum kümmert.“

„Wir haben daher ein Datenmanagementteam gebildet ,das sich nur um die Verwaltung und Organisation von Daten kümmert“, verrät der IT-Leiter. Insgesamt hat die IT-Abteilung auf der ZAMG 30 Mitarbeiter. Der IT-Betrieb funktioniert zentralisiert, auch mehrere Private Clouds gibt es im Haus. Tschabuschnig betreut mit seinem Team rund 300 Windows-Clients und knapp 280 Linux-Clients österreichweit.

Die wichtigste Aufgabe der IT sieht der IT-Leiter in der Kooperation mit den anderen Abteilungen im Haus: „Wir teilen uns in vier Bereiche und Bereichsleiter auf und arbeiten sehr eng zusammen. Die IT bewegt sich weg vom reinen Dienstleister hin zum serviceorientierten Partner. Das ist mir besonders wichtig!“, unterstreicht Tschabuschnig. Die IT der  ZAMG hat verschiedene Ausprägungen, einerseits die klassische Produktion und Clientunterstützung, aber auch den Innovationsprozess. Gerade bei letztgenanntem Punkt ist die Kooperation für Tschabuschnig besonders wichtig. Das gilt nach innen wie nach außen: „Ich sehe es auch als meine Aufgabe, als Drehscheibe für die Informationsbündelung zwischen Zivilbevölkerung, Wirtschaft und Verwaltung zu fungieren.“

  • „Wir wollen so viele Daten wie möglich sammeln, um die Qualität der Forecasts stetig zu verbessern.“

Tschabuschnigs große Vision: Weiter so viele Daten wie möglich zu sammeln, um die Qualität der Forecasts ständig zu erhöhen. Auch der Bürger könnte in einigen Jahren zu einem Datenlieferanten werden: „Mobiltelefone könnten intelligente Sensoren bekommen, mit denen Daten gesammelt und verarbeitet werden können“, blickt er in die nahe Zukunft.

Auch bei umweltbedingten Katastrophen und der zeitnahen Information für die Öffentlichkeit soll die IT der ZAMG mit ständig aktualisierten Webseiten und früher Problemerkennung gemeinsam mit den anderen Bereichen der ZAMG ein wichtiges Rädchen sein. Die Hochleistungscomputer (High Performance Computer) der ZAMG dürfen dabei niemals ausfallen, mehre USV im Haus sollen das verhindern. Das Krisenmanagement im Haus durchläuft mehrere Qualitätschecks im Jahr, und das Rechenzentrum der ZAMG ist direkt auf der Hohen Warte untergebracht. Obwohl die Ausfallsicherheit gewährleistet ist, denkt Tschabuschnig für die Zukunft über Alternativszenarien für die Daten und deren Verarbeitung und Sicherheit nach.

Themen für die Zukunft gibt es aber ohnehin genug: „Citizen Science ist ein spannendes Thema, quasi eine Schnittstelle zum Bürger über eine App zu machen“, erzählt Tschabuschnig.  Die ZAMG liefert auch spannende Vorausberechnungen, liefert Informationen über Murenabgänge und verfügt auch über Experten in der Hydrologie und Geodynamik. „Auch diese Daten sind natürlich interessant für diverse Berufsgruppen wie zum Beispiel Bauwirtschaft oder die Feuerwehr. Je früher sie gewisse Informationen bekommen, desto besser oder sicherer, und da könnten wir mit Hilfe von IT in Zukunft einen entscheidenden Beitrag leisten“, so der IT-Leiter. Eine große Herausforderung sind hier auch die vielen unterschiedlichen Datenschnittstellen. Nicht zuletzt aus diesem Grund gibt es beim ZAMG ein eigenes Team nur für das Datenmanagement, das im Zuge seiner Berufung als IT-Leiter gebildet wurde. Innovation, Kooperation und Zukunftsorientiert heisst daher sein Kredo. (aw)

Dieser Artikel stammt aus dem COMPUTERWELT-Magazin „IT-Macher 2015“. Premium-Leser können dieses und viele weitere Magazine hier kostenlos lesen.


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