Die Bank in den Wolken

Der financeManager von finAngel ermöglicht besseres Beratungsservice durch schnellere Abläufe und niedrigeren internen Aufwand durch Routinen. Die Plattform ist offen gegenüber Drittanbietern und steht auf allen Betriebssystemen zur Verfügung. [...]

Mustafa Radi, Gründer und CEO von finAngel: »Wir wollen die erste Bank in der Cloud sein.« (c) Finangel

Seit 2018 ist MiFID II in Kraft, die weitgehende EU-Richtlinie zur Regulierung von Finanzmärkten. Viele Banken, Versicherungen, freie Berater und externe Vertriebe sind nach wie vor verunsichert. Denn für Finanzberater ist ein MiFID-II-gerechtes Umfeld zwingend notwendig. Mit seinem financeManager bietet das Unternehmen finAngel nun die EU-weit erste, frei erhältliche Finanz-Software, die alle MiFID-II-Prozesse voll im Griff hat. Die komplette Beratungsplattform ist die erste Applikation, die etwa Private Banking bzw. Fondsberatung außerhalb einer Bank oder Versicherung ermöglicht. Die COMPUTERWELT hat mit Gründer und Geschäftsführer Mustafa Radi über die Plattform und weitere Services für Kunden und Bankberater gesprochen.

Was war die Motivation für die Gründung von Finangel?

Das Unternehmen finAngel ist ein Spinoff von Centec, einem Joint Venture mit der Grawe-Gruppe. Dort haben wir das Finanzportal aufgebaut für Private Banking und Plattformgeschäft. Seit Anfang 2016 gibt es jetzt auch die Finangel um diese Software für Dritte auf den Markt zu bringen. Die Grawe Gruppe konnte die Distribution nicht unterstützen, weil es nicht ihr Kerngeschäft ist, daher kam es zum Spinoff.

Laufen alle Transaktionen über die Plattform?

Wir kümmern uns in erster Linie um das Beratungsgeschäft und dann aber auch die weiterführenden Transaktionen der Kunden. Banken haben hier traditioneller Weise nur das B2C-Geschäft wo sich Kunden in das Online-Banking-System einloggen und ihre Geschäfte durchführen können. Wir gehen noch einen Schritt weiter und haben nicht nur ein Interface für den Endkunden, sondern auch für den Berater, der mit dem Kunden gemeinsam das Geschäft machen kann. Viele Kunden kennen sich nicht gut genug aus und schätzen das dann auch. Das unterscheidet uns auch von vielen anderen Systemen. Wir planen jetzt auch noch eine Plattform für freie Berater, weil wir sehr viele Anfragen bekommen haben und die Services auch externen Beratern zur Verfügung stellen wollen. Das könnte dann auch für die Versicherungsbranche sehr interessant sein.

Können sich die Berater dann durch Zahlung einer Lizenzgebühr registrieren?

Das wird ein klassisches SaaS-Modell. Alles, was für das Geschäft notwendig ist, ist dann auch schon vorinstalliert, es ist keine on-Site-Installation nötig. Es gibt dann auch eine Real-Time-Schnittstelle direkt zur Bank. Wir adressieren direkt die Berater, die zwar in der Regel schon über einen Kundenstock verfügen, aber kein Werkzeug haben, um die Beratungsleistung und das Geschäft durchführen zu können. Die Kunden bekommen einen Online-Zugang und bezahlen gar nichts dafür. Die Plattform ist auch komplett unabhängig. Jeder Berater oder jede Bank kann angebunden werden.

Wird es in Zukunft noch weitere Zusatzdienste geben?

Wir wollen die erste Bank in der Cloud sein. Wobei man da vorsichtig sein muss. Die Leute haben noch sehr viel Angst vor der Cloud. Wir haben ein dediziertes Rechenzentrum in Österreich mit allen nötigen Lizenzen und Zertifizierungen, wo wir jetzt alles aufbauen. Das könnte auch die Kosten der Banken massiv senken. Ich kenne ja die Systeme und weiß, was es kostet, sie zu betreiben.

Wieviele Kunden haben Sie aktuell und wo soll es hingehen?

Wir haben gegenwärtig etwa 200.000 Portfolios im System mit 60.000 Usern und rund 5.000 Berater. Wir werden im neuen Portal am Anfang natürlich nicht solche Zahlen vorfinden, aber im ersten Jahr versuchen, Berater mit hohem Volumen zu gewinnen. Im Private Banking, also bei sehr betuchten Privatpersonen, hat ein Berater schnell mal ein Volumen von 25 bis 30 Millionen Euro.

Was schätzen Kunden an Ihrem System?

Ein Berater managed im Durchschnitt zwischen 50 und 100 Kunden. Die kommen einfach nicht mehr mit. Da hilft unsere Plattform sehr. Seit MiFID II ist es einfach nicht mehr zeitlich möglich, alle Kunden rechtskonform zu betreuen. Dadurch, dass wir unsere Services online stellen, schaffen wir für die Berater auch Rechtssicherheit. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Viele Berater wissen noch gar nicht, welche Auflagen sie alle erfüllen müssen. Auch zahlreiche renommierte Institutionen setzen auf die finAngel-Lösung. Durch unsere Software ist etwa die Capital Bank, wie sie selbst sagt, die einzige Bank, die durch MiFID II keinerlei Einschränkungen hat.


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