»Die Basis des Portfolios ist gleich«

Dank eines global agierenden strategischen Investors kann Dimension Data – vormals NextiraOne – nun auch heimische Großkunden adressieren. Geschäftsführer Jürgen Horak hat mit der COMPUTERWELT unter anderem über die Benefits für die Kunden gesprochen. [...]

Sie waren schon einige Jahre bei NextiraOne, bevor Sie nach der Übernahme der NTT Group vor rund zwei Jahren heuer zum Geschäftsführer von Dimension Data geworden sind. Was sind die größten Unterschiede, sowohl kulturell als auch inhaltlich?
Der inhaltlich größte Unterschied ist, dass wir von einem Finanzinvestor zu einem strategischen Investor gekommen sind. Dass das ein großer Unterschied ist, war mir von Anfang an bewusst, dass er aber so groß ist, damit habe ich auch nicht gerechnet. Der Finanzinvestor hat das primäre Ziel, eine Gewinnmaximierung zu betrieben und Dimension Data hat wirklich ein langfristiges strategisches Interesse. Das Unternehmen will im österreichischen Markt nachhaltig wachsen und stabil wirtschaften und investiert dementsprechend auch in Zukunftsthemen. Seit wir Dimension Data sind, wachsen wir etwa doppelt so schnell und haben unsere Profitabilität gesteigert – obwohl wir viel Geld investieren. Das spüren auch unsere Mitarbeiter. Die kulturellen Unterschiede sind im Grunde kaum zu bemerken, außer dass wir jetzt als Unternehmen noch jünger und agiler auftreten und immer mehr jüngere Mitarbeiter anziehen.
Was hat sich produkt- und lösungsseitig verändert?
Die Basis unseres Produktportfolios ist erhalten geblieben, das gilt für alle unsere Kernbereiche wie Collaboration, Netzwerk, Security oder Data Center. Wir haben uns vor allem im Hinblick auf unsere internationale Ausrichtung aber weiterentwickelt. Wir sind nun in 58 Ländern direkt vertreten und daher auch in der Lage, große und standardisierte Projekte für große internationale Unternehmen zu realisieren. Alles, was sehr kostenintensiv ist, wie unser eigene Cloud-Plattform, die in 15 Ländern vollautomatisiert angeboten wird, ähnlich den Amazon Web Services oder Microsoft Azure, das hätten wir vor Dimension Data lokal niemals in dieser Form aufbauen, geschweige denn pflegen können. Im Bereich Consulting gibt es nun globale Best-Practice-Modelle und Tools, die uns zur Verfügung stehen, die wir lokal nutzen können. Auch unser Managed-Services-Portfolio hat sich stark weiterentwickelt, weil wir auch hier auf globale Tools und Prozesse zurückgreifen kann. Dadurch sind wir in der Lage, einem großen heimischen Unternehmen, das weltweit tätig, ist, auch einheitliche globale Services anbieten zu können. 
Was hat sich für die heimischen Kunden verändert?
Wir sind ja schon als NextiraOne in Österreich sehr gut positioniert gewesen. Unter all den Zukäufen ist Österreich sicher in Europa die Perle des Dimension-Data-Konzerns. Wir sind in Österreich sehr, sehr gut unterwegs. Das spüren auch unsere Kunden. Wir haben auch jetzt extrem viele lokale Freiheiten und Entscheidungsbefugnisse. Dadurch können wir noch stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden eingehen. Unsere Kunden profitieren von einem globalen Netzwerk mit sehr starker lokaler Betretung und lokalen Ansprechpartnern. Wir haben auch in Österreich ein sehr dezentrales Setup, weil der KMU-Markt für uns in Österreich weiterhin ein sehr starkes Element bleibt und da brauche ich einfach in Tirol, Vorarlberg, Salzburg, Graz oder Kärnten meine lokalen Niederlassungen.
Hat sich in der grundsätzlichen Ausrichtung des Unternehmens etwas geändert?
Die Ausrichtung ändert sich stetig, weil sich auch der ganze Markt laufend verändert. Ich nenne hier einfach das Beispiel des consumption-based Modells, das für uns immer mehr ins Zentrum rückt. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Unsere Kunden wollen nur noch für Produkte und Lösungen bezahlen, die sie auch wirklich brauchen. Daher ändert sich auch hier unsere Ausrichtung und wir passen uns den Anforderungen des Marktes an. Wir hatten schon vor unserer Zeit als Dimension Data einen sehr hohen Serviceanteil und ich gehe davon aus, dass der auch noch weiter steigen wird. Immer mehr Kunden wollen ein Service beziehen und keine Hardware kaufen. Und so richten wir uns auch aus. Wir haben aber hier mit unseren Cloud-basierenden Plattformen schon sehr viel Erfahrung, dank unserer Finanzierungsmodelle und den Mietmodellen ist das ja im Grunde auch nichts Neues für uns. Da haben wir sicher einen Startvorteil. 
Wie sieht die Verteilung zwischen Hardware und Services konkret aus?
Wir unterscheiden in Technology und Services. Der Umsatz kommt zu 55 Prozent aus dem ersten Bereich und zu rund 45 Prozent aus dem Services-Bereich. Im Servicebereich ist der größte Anteil wiederkehrende Services, also Wartungsverträge oder Managed Services, das ist natürlich für ein Unternehmen gut. Hier muss es unser oberstes Ziel sein, die Zufriedenheit unserer Kunden zu erhalten und noch weiter auszubauen. Das versuchen wir auch ganz stark. Es wird sicher in den nächsten drei bis vier Jahren noch eine große Verschiebung Richtung Services geben. Das Hardwaregeschäft soll aber dabei nicht vernachlässigt werden. Dimension Data hat ja vor langer Zeit sogar in Südafrika als Distributor angefangen. Wir sind ja auch weltweit der größte Cisco-Partner, der größte Checkpoint-Partner und der größte EMC-Partner. Das sogenannte Box moving wird also immer ein Teil unseres Geschäfts sein und das ist auch gut so. Darauf aufbauend gehen wir aber jetzt verstärkt in Richtung Managed Services und Consulting Services, weil wir wissen, dass wir das sehr gut können.
Wie ist die Umsatzentwicklung seit der Übernahme durch Dimension Data?
Als wir als Dimension Data angefangen haben, waren wir bei einem Umsatz von rund 72 Millionen Euro. Das heurige Wirtschaftsjahr haben wir mit 87 Millionen abgeschlossen, das heißt, wir wachsen zwischen sieben und neun Prozent. Vor der Übernahme war es rund ein Prozent. Diese massive Wachstumskurve liegt sicher auch daran, dass wir jetzt Kunden ansprechen können, die wir als NextiraOne so nicht hätten adressieren können. Für uns ist es natürlich wichtig in einem KMU-Land wie Österreich, beide Gruppen ansprechen zu können, also sowohl kleine und mittlere Betriebe als auch jetzt verstärkt das Enterprise-Segment, wo wir jetzt dank dem Mutterkonzern sicher zu den ersten Adressen in Österreich gehören. 
Digitalisierung ist momentan das Hypewort der Branche. Wie geht Dimension Data mit dem Thema um und welche Angebote gibt es für Kunden, die sich gerade im Transformationsprozess befinden?
Da muss ich etwas weiter ausholen. Hier wird sich ganz viel verändern, genauso wie durch Cloud Computing. Wir sind ein System­integrator im IT-Infrastruktur-Umfeld. Das können wir ganz ausgezeichnet. Das ist die Voraussetzung, um die Digitale Transformation überhaupt durchführen zu können. Was hinter der Digitalisierung steckt, definiert jedes Unternehmen etwas anders. Für viele ist der Umstieg zu Unified Communications schon ein ganz wesentlicher Digitalisierungsprozess. Für andere geht es darum, das Geschäftsmodell von Grund auf zu verändern, und wir bieten die Basis darunter an. Die Frage, was und wie digitalisiert werden soll, muss ganz stark vom jeweiligen Geschäftsmodell des Unternehmens abgeleitet werden. Man sollte jetzt beispielsweise nicht damit anfangen, eine Big-Data-Analyse zu machen, weil es gerade jeder macht, sondern sehr genau darauf achten, was für das Business nützlich ist und neue Geschäftsmodelle generieren kann.Wenn der Kunde weiß, was er will, schaffen wir gemeinsam das Fundament, egal ob on premise oder in der Cloud. Wir wollen aber den Kunden sehr wohl auch dabei unterstützen, neue Wege zu gehen und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, etwa im vorhin angesprochenen Bereich Big Data. Es nützt nichts, wenn ich eine Unmenge an Daten habe, diese nicht analysieren kann oder einfach zu lange dafür benötige. Da unterstützen wir beim Aufbau der Infrastruktur. 
Wie ist es um die Cloud Readiness heimischer Unternehmen bestellt und wie können Sie Kunden davon überzeugen, dass ihre Daten in den Dimension Data Clouds und Rechenzentren sicher sind?
Ich habe mich noch bei NextiraOne sehr früh mit dem Thema Cloud beschäftigt und gemerkt, dass es hier noch sehr viel Zurückhaltung gegeben hat. Da hat sich aber in den letzten paar Jahren sehr viel getan. Es geht nicht mehr darum, ob die Cloud Sinn macht oder nicht, sondern wie sie am besten eingesetzt werden kann. Da hat sich auch in den Köpfen der Kunden sehr viel geändert. Das Thema Security war zu Beginn einer der größten Hemmschuhe, weil die Kunden Angst hatten, dass ihre Daten irgendwo liegen und angreifbar sind. Unsere Rechenzentren sind in Deutschland, Amsterdam und London, darüber hinaus gibt es noch weitere zwölf auf der ganzen Welt verteilt. Unser ganzes Setup ist so gebaut, dass Security hier eine ganz massive Rolle spielt. Kunden können Daten, die heute in der Cloud liegen, morgen auch wieder herausnehmen, das geht ganz einfach. Wir haben hier auch Redundanzen, die andere nicht anbieten oder wo für jede Kleinigkeit weitere Münzen eingeworfen werden müssen. Wir kombinieren Lösungen von Partnern wie VMware, EMC und Cisco und nutzen alle Redundanz-Möglichkeiten, die man sich nur vorstellen kann. Wir haben daher die Security auch in Hardware abgebildet und nicht nur in Software, wie es bei vielen anderen Anbietern üblich ist.


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