»Die Cloud muss zum Geschäftsmodell passen«

Die Cloud hat in einem Großteil der Unternehmen Einzug gehalten, die Frage ist nicht mehr »ob überhaupt Cloud«, sondern nur noch »welches Cloud-Modell« zum Einsatz kommt. Warum die Hybrid Data Cloud ein wichtiges Trendthema im Bereich des Datenmanagements ist, erklärt Daniel Metzger, Regional Vice President Central & Eastern Europe bei Cloudera, im Interview. [...]

Daniel Metzger ist Regional Vice President Central & Eastern Europe bei Cloudera. (c) Cloudera

Das erste Quartal 2022 neigt sich dem Ende zu. Sind jetzt schon Cloud-Trends absehbar, die das Jahr prägen werden?

Die Cloud wird noch intensiver genutzt werden, um datengetriebene Geschäftsmodelle zu realisieren. Für viele Unternehmen war sie oft nur ein Speicher, um große Informationsmengen zu sichern oder Peaks abzufangen. Da immer mehr Firmen auf hybride Lösungen setzen, wird die Cloud, egal ob privat oder öffentlich, zusammen mit den lokalen Servern zu einer etablierten Infrastruktur.
Bei der Datenanalyse werden wir mehr as-a-Service-Anwendungen über die Cloud sehen. Dabei wird künstliche Intelligenz und Machine Learning ebenfalls eine Rolle spielen. Für Menschen werden die Analysen oft bereits jetzt zu komplex und umfangreich.

Außerdem werden die Geschäftsanalytik (BI) und das Datenmanagement stärker kooperieren und sich miteinander verflechten. In einigen Unternehmen sind das aktuell noch getrennte Teams. Zukünftig hat ein Data Scientist möglicherweise auch eine Data-Engineer-Funktion. Das hat nur indirekt mit der Cloud zu tun, aber hybride Cloud-Lösungen tragen mit dazu bei, dass diese Entwicklung funktioniert.

Wodurch zeichnet sich eine hybride Cloud aus?

Die meisten kennen klassische Cloud-Anbieter wie Amazon, Microsoft und Google. Sie hosten die Daten für ihre Kunden über Rechenzentren, die weltweit verteilt sind. Als Kunde hat man kaum einen Einfluss darauf, wo die Daten tatsächlich physisch liegen. Dann gibt es private Clouds. Dabei hostet ein Unternehmen die Speicher entweder über eigene Server oder kauft sich in ein Rechenzentrum ein. Beides könnte man fast schon als »altbewährt« bezeichnen.

In einer Hybrid Data Cloud verbinden sich diese unterschiedlichen Infrastrukturen. Ausgewählte Informationen, über die der Eigentümer die Datenhoheit behalten möchte, bleiben On-Premises. Andere Files oder Anwendungen werden in öffentlichen Clouds gespeichert. Dies ist eine klassische Hybrid Cloud. Damit keine Datensilos entstehen, wird diese Infrastruktur über eine Plattform verwaltet, mit der alle Daten gemanaged werden. Wo sie tatsächlich physisch gehostet werden, ist egal.

Ist die Hybrid Data Cloud eine Sonderform der hybriden Cloud?

Nicht direkt. Es handelt sich dabei eher um einen Ansatz, mit einer hybriden Lösung zu arbeiten. »Hybrid« bedeutet erst einmal nur, dass verschiedene Datenspeicher zum Einsatz kommen. Damit eine Firma daraus Nutzen ziehen kann, sollten diese Speicher zentral verwaltet werden. Und da kommt die Hybrid Data Cloud ins Spiel. Der Anwender entscheidet frei, wo was liegt. Unabhängig davon hat er über die Managementplattform auf alles jederzeit Zugriff.

Wie profitieren Firmen davon?

Ihr Datenmanagement wird flexibler. Denn sie sind auch bei Public Clouds nicht auf einen Anbieter angewiesen. Unternehmen können die Vorzüge unterschiedlicher Systeme nutzen und die Daten weiterhin zentral verwalten. Nutzer im EU-Raum müssen DSGVO-Kriterien erfüllen und einige Informationen Compliance-konform nachweislich im EU-Raum hosten. Das ist kein Problem, wenn man flexibel auf verschiedene Cloud-Anbieter zurückgreifen kann. Von der zentralisierten Struktur profitiert auch das Data Management und die Business Intelligence. Der gesamte Lebenszyklus von Daten – vom Sammeln über die Anreicherung bis zur Auswertung und der Ableitung konkreter Maßnahmen – läuft linear ohne Medienbrüche ab.

Worauf muss man achten, wenn man den Sprung in die Wolke plant?

Die Cloud muss zum Geschäftsmodell passen. Erst einmal sollte man überprüfen, wo die Umsätze wirklich generiert werden und welche dieser Prozesse sich digitalisieren lassen. Dann geht es daran, die benötigen Datenvolumina einzuschätzen. Man muss nicht exakt wissen, wie viel Bandbreite im Endeffekt gebraucht wird. Die lässt sich in Cloud-Umgebungen flexibel zubuchen. Allerdings ist es wichtig, grob abzuschätzen, wie hoch die Flexibilität bei der Leistungsabfrage sein wird. Außerdem muss klar sein, welche Daten dezentral gespeichert werden. Dabei gibt es rechtliche Einschränkungen, beispielsweise die bereits erwähnte DSGVO. Es dreht sich alles um Daten. Deswegen ist die Cloud-Strategie eigentlich nicht der erste Schritt. Bevor man sich darüber Gedanken macht, sollte eine Datenstrategie erarbeitet worden sein.

Also nicht »Cloud-first«, sondern »Data first«?

Genau. Unternehmen, die ihre Geschäftsmodelle zukunftsorientiert aufstellen wollen, sind auf datenbasierte Modelle angewiesen. Normalerweise verfügen Betriebe sowieso schon über massig ungenutzte Daten. Darin liegt viel Potenzial. Diese Ressourcen werden häufig nicht verwendet, weil sie in Silos unabhängig voneinander gespeichert sind. Wo liegen diese Daten? Wo werden sie generiert? Was sagen sie aus? Wie können sie ausgewertet und im Ganzen genutzt werden, um das Unternehmen weiterzubringen? Erst wenn diese Fragen beantwortet sind, sollte die Frage nach dem zukünftigen Speicherort gestellt werden.

Es ist wie beim Autokauf. Sie würden vermutlich nicht zum Händler gehen und fragen, was denn gerade das beliebteste Modell sei und das spontan kaufen. Sie würden sich vorher überlegen, was sie brauchen und eine Art Lastenheft erstellen. Auf dessen Basis suchen sie dann den PKW aus, der am besten dazu passt.

Wie trägt die Cloud zur Innovation und Wettbewerbsfähigkeit bei?

Eine Sache habe ich schon kurz angesprochen. Mit einer Hybrid Data Cloud heben Unternehmen ihren Datenschatz. Da der Speicherort keine Rolle spielt, die Kapazitäten einfach erweitert werden können und alles über eine Plattform verwaltet wird, lassen sich bessere Vorhersagen treffen und Geschäftsprozesse präziser planen. Es gibt noch einen Vorteil: Da man nicht auf einen Cloud-Anbieter beschränkt ist, umgeht man so auch den »Vendor Lockin«.

Das sind alles unternehmenskritische Vorgänge. Ist die Cloud sicher genug dafür?

Allgemein gesprochen, ja. Sind die Daten dort hundertprozentig geschützt? Nein. Das ist aber bei keinem firmeneigenen IT-System oder Rechenzentrum so. Gerade in Österreich wird hier viel Wert daraufgelegt. Wenn eine Cloud-Umgebung als unsicher gilt, nutzt sie niemand.


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