Die Grenzen verschwimmen

In einer zunehmend digitalisierten Welt verschwinden die Grenzen zwischen Hardware-, Software- und Serviceanbietern. Nur wer ein integriertes Gesamtangebot liefern kann, wird erfolgreich sein. [...]

Telekommunikationsunternehmen, Hardwareanbieter und IT-Serviceprovider kämpfen mit Software- und Internet-Konzernen in überlappenden Servicebereichen um Marktanteile und den Erhalt ihrer Geschäftsmodelle. »In diesem Verdrängungswettbewerb verschwimmen die Branchengrenzen zunehmend und nur wenige Geschäftsmodelle erzielen in diesem Umfeld gute Wachstumsraten und Profite«, erklärt Olaf Acker, Partner und IT-Experte von Booz & Company, im Gespräch mit der COMPUTERWELT. »Softwareanbieter wie Microsoft, Oracle oder SAP, Internetunternehmen wie Google sowie global agierende Hardware- und Infrastrukturanbieter wie HP oder Cisco, die einen innovativen Technologiekern mit Services kombinieren, erwirtschaften dabei ein jährliches Umsatzwachstum von über zehn Prozent pro Jahr bei komfortablen EBIT-Margen von über 25 Prozent.«
Auf der anderen Seite ringen die eher regional orientierten IT-Serviceprovider und Telekommunikationsunternehmen um Marktanteile und stecken derzeit in einer strukturellen Wachstums-, Innovations- und Ertragskrise. So stagnieren in beiden Branchen Wachstum wie Erträge seit fünf Jahren. »Besonders aggressiver Wettbewerb entsteht durch Over-the-Top-Anbieter wie Apple und Google. Diese generieren über konventionelle Branchengrenzen hinweg Wertschöpfung und machen etablierten Playern ihre Marktpositionen mit neuen Geschäftsmodellen und Angeboten wie Cloud-Services, Tablet-PC und digitalen Diensten streitig«, erklärt Acker.
Zu diesen Ergebnissen kommt die »Global ICT 50«-Studie von Booz & Company, für die erfolgskritische Fähigkeiten und die Performance der 50 größten Anbieter im globalen IT-Markt untersucht wurden. Für das Ranking wurden vier Bereiche analysiert und in einer aggregierten Kennzahl verdichtet. Diese gibt die relative Stärke angesichts der Marktanforderungen sowie eigener Ressourcen und Fähigkeiten wieder. Das sich daraus ergebende Ranking wird angeführt von den Softwareriesen Microsoft und Oracle (aggregierter Ranking-Score 2,9 auf einer Skala von 0 bis 4) gefolgt von IBM (2,8). Mit HP (2,6), Cisco (2,5) und Apple (2,4) folgen Hardware- bzw. Infrastruktur-zentrische Anbieter auf den Plätzen 4 bis 6. SAP belegt mit einem Scorewert von 2,4 als bestplatziertes europäisches IT-Unternehmen Rang 7. Diese Spitzengruppe ist damit im Wettbewerb strategisch gut aufgestellt. Komplettiert wird die Top Ten von Xerox (2,39), Accenture (2,38) und CSC (2,20).

HARDWARE BLEIBT WICHTIG

Das Branchenmantra der letzten Jahre, die Unternehmensstrategie auf vermeintlich ertragreichere IT-Services und Systemintegration auszurichten und dafür eigene Hardware-Angebote abzustoßen, verliert im Zeitalter der Digitalisierung seine Berechtigung. »Erfolgreich werden die Anbieter sein, die ein integriertes Lösungs-Ökosystem rund um ein starkes Hard- oder Software-Kernangebot sowie dafür maßgeschneiderte Dienste und Inhalte offerieren können«, sagt Germar Schröder, Co-Autor der »Global ICT 50«-Studie und Mitglied der Geschäftsleitung von Booz & Company. Im Hinblick auf Ertragskraft, Innovation für die digitale Zukunft und Marktabdeckung schlagen Ökosystem-Player wie Microsoft mit seinem integriertem Cloud-Angebot oder Oracle mit dem breiten Enterprise-App-Portfolio und den speziell auf die eigene Hardware abgestimmten Datenbankanwendungen die IT-Service-Anbieter, die sehr viel stärker in einem klassischen, weniger integrierten Leistungs- und Altlösungsportfolio verwurzelt sind.

SERVICEPROVIDER IN BEDRÄNGNIS

Insbesondere regional ausgerichtete IT-Service-Player weisen dagegen laut Schröder erheblichen strategischen Nachholbedarf auf. »Wenn regionale IT-Serviceprovider und Telkos in der digitalen Zukunft nicht am Innovationstropf der Hard- und Softwareanbieter hängen wollen, müssen sie jetzt zeitnah die entscheidenden Fähigkeiten entwickeln, um ihre Angebote zu Ökosystemen weiterzuentwickeln und daran über Partnerschaften oder Akquisitionen zu partizipieren. Das wiederum erfordert den Ausbau ihrer Fähigkeiten für strategisches Partner-Management bzw. für gezielte Übernahmen und eine klare anorganische Innovations- und Wachstumsstrategie, beispielsweise für kombinierte Cloud- und Netzlösungen, Security- oder Endgeräte-Management.« (oli)

Mehr Artikel

Gerold Pulverer, Business Management der Insight in Österreich (c) Insight Technology Solutions GmbH
Interview

DaaS als Gamechanger im IT-Management

Die moderne Arbeitswelt erfordert Flexibilität und Mobilität. Mitarbeitende nutzen längst nicht nur einen Büro-PC, sondern mehrere IT-Geräte. Unternehmen stehen dadurch vor der Frage: Wie lässt sich dieses Geräte-Management effizient und nachhaltig gestalten? Insight bietet mit »Flex for Devices« ein Device as a Service (DaaS)-Modell, das strukturierte Verwaltung, ökologische Nachhaltigkeit und finanzielle Flexibilität ermöglicht. ITWELT.at hat dazu mit Gerold Pulverer, Business Management von Insight in Österreich, ein Interview geführt. […]

News

Deep Observability und fünf weitere Schritte zur NIS-2-Konformität

Noch immer steht das genaue Datum nicht fest, ab wann die europäische NIS2-2 Richtline offiziell in Kraft treten wird. Das übergeordnete Ziel ist bekanntlich, die Cybersicherheit und -resilienz in Unternehmen auf europäischer und nationaler Ebene zu stärken. Sichtbarkeit bis zur Netzwerkebene (Deep Observability) wird daher immer entscheidender und wandelt sich für Unternehmen vom „Nice-to-have“ zum „Must-have“. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*