Ihren ersten IT-Job übernahm sie bei Knapp, nun arbeitet Birgit Reinhofer-Mitterer als Entwicklungsprojektleiterin im Bereich der Softwareentwicklung bei Knapp an der Schnittstelle zwischen Koordination und Technik. Welche Aufgaben sich dadurch ergeben und wie sie ihr Weg dorthin geführt hat, erzählt sie im Gespräch mit der COMPUTERWELT. [...]
Was ist Ihre Aufgabe bei Knapp?
Birgit Reinhofer-Mitterer: Seit meiner Rückkehr nach der Babykarenz bin ich Entwicklungsprojektleiterin im Bereich der Softwareentwicklung von Knapp. In meiner Abteilung entwickeln wir die Software, die in den automatischen Lager- und Kommissioniersystemen von Knapp installiert wird, und integraler Bestandteil unserer Gesamtlösungen ist.
Was sind die größten Herausforderungen bei ihrer aktuellen Tätigkeit?
Die Herausforderung liegt in der Führung von Entwicklungsteams, in der Verteilung der Aufgaben. Es gibt viel Koordinationsarbeit mit vor- und nachgelagerten Stellen zu leisten: Von den Planungsabteilungen kommen die Anforderungen herein und werden von uns entwickelt, getestet und weiter übergeben an die Stellen, die das vor Ort in Betrieb nehmen. Wir sind gefordert, die diversen Anforderungen der Kunden möglichst rasch und effektiv umzusetzen. Dafür gibt es schon umfangreiche Projektteams. Das aktuelle Team beispielsweise umfasst 15 Entwickler, die im Haus für einen Kunden entwickeln. Dazu kommen noch die erwähnten vor- und nachgelagerten Stellen. Wie viel Anpassungs- und Programmieraufwand letztendlich bei den Kunden entsteht, hängt natürlich sehr vom konkreten Projekt ab. Zur Projektleitung gehört natürlich auch, dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter ihre Arbeit auch ausführen können, dass die organisatorischen und technischen Rahmenbedingungen stimmen, damit sie möglichst effizient und glücklich arbeiten können.
Entwickeln Sie ausschließlich nach Kundenanforderung?
Wir koordinieren in der Entwicklungsprojektleitung zwei Arten von Entwicklungen: Einerseits die Projektentwicklung, wo bestehende Software von uns so adaptiert wird, dass sie für den Kunden passt. Wir versuchen also, sie den Anforderungen des jeweiligen Kunden entsprechend umzuprogrammieren. Wie viel Anpassungs- und Programmieraufwand hier letztlich entsteht, hängt wie gesagt vom Projekt ab. Darüber hinaus sind wir aber natürlich auch gefordert, unsere eigenen Produkte weiterzuentwickeln. Daher befassen wir uns auch täglich mit der strategischen Entwicklung unserer eigenen Software.
Inwieweit sind Sie in die Entwicklung selbst involviert?
Ich koordiniere die Entwicklung und auch die Abstimmung mit anderen Abteilungen und mit Kunden, entwickle aber nicht selbst. Allerdings muss ich mich im Bereich der Programmierung auskennen, um plausible Einschätzungen für die Kunden treffen zu können. Wenn zum Beispiel in einem Kundengespräch über Anforderungen gesprochen wird, muss ich einschätzen können ob gewünschte Entwicklungen 20 oder 200 Stunden erfordern. Technisches Hintergrundwissen ist da sehr von Vorteil, grundlegendes Wissen über Datenbanken und Programmierung hilft enorm.
Wann hat sich Ihr Interesse an Technik entwickelt?
Das Interesse an Computern war von klein auf schon da. Ich kann mich noch an die sehr präsente Windows-95-Werbung erinnern. Zu dieser Zeit habe ich mit Computern gestartet und immer versucht etwas zu machen, was andere nicht können. Mit dem Internet habe ich schließlich begonnen Webseiten zu programmieren. Das hat mir immer Spaß gemacht, ich konnte mir aber damals noch nicht vorstellen, dass mein Beruf einmal im technischen Bereich liegen wird.
Haben Sie eine technische Ausbildung absolviert?
Mit dem Besuch einer Handelsakademie hab ich zuerst den für ein Mädchen traditionellen Weg eingeschlagen, habe mich aber nebenbei mit Netzwerken und Webseiten beschäftigt. Danach ging es weiter mit dem traditionellen Weg – ich hab ein Jahr in der Buchhaltung gearbeitet und dann als Assistenz der Geschäftsführung und dabei gesehen, dass ich so nicht alt werde. In Kapfenberg wurde dann das neue berufsbegleitende Studium Softwaredesign angeboten und ich bin über meinen Schatten gesprungen und habe das Gewohnte verlassen. Ich habe aber schnell gesehen, dass das Studium gut mit meinem HAK-Background möglich ist, und habe mein Hobby, die IT, professionalisiert.
Hatten Sie Schwierigkeiten während des Studiums?
Ich habe mir zu Beginn schon die Frage gestellt, ob ich mit anderen Leuten mithalten kann, die vielleicht schon eine gewisse technische Vorbildung haben. Ich hab dann aber gesehen, dass die Bedürfnisse am Arbeitsmarkt sowohl die wirtschaftliche, als auch die technische Komponente erfordern. Insofern sind alle gefordert, in die eine oder andere Richtung dazuzulernen. In dem Studiengang waren um die 45 Leute, davon fünf Mädchen. Ich hab dabei die Erfahrung gemacht, dass man als eines von wenigen Mädels in einer technischen Ausbildung am Ende des Tages fair aussteigt. Man trifft Leute, da hat man einen kleinen Vorteil, weil man eine Frau ist, bei anderen ist es genau umgekehrt. Man arbeitet grundsätzlich meistens in Teams, und wenn Frauen und Männer zusammenarbeiten gibt es fast immer gewisse Tasks, die von Männern übernommen und andere, die von Frauen übernommen werden. Die technischen Dinge reißen oft die Männer an sich und die Planung, Koordination – so etwas landet oft bei den Damen. Die richtige Mischung ist wichtig.
Was war Ihr erster IT-Job?
Mein erster IT-Job war bei Knapp, wo ich immer noch bin. Ich bin im zweiten Jahr des Studienganges zu Knapp gewechselt. Das war im Prinzip eine qualitätssichernde Stelle in der Softwareplanung. Da ging es darum, Spezifikationen, die an den Kunden gehen, rein aus neutraler Sicht zu betrachten, um das auch einem Kunden ohne technischen Background verständlich zu machen. Meine Aufgabe war zu schauen, wo die Probleme und Schwachstellen sind und wie man diese Spezifikationen, diese Pflichtenhefte, die Vertragsbestandteile sind, verbessern kann. Da ich mich intensiv mit diesen Dokumenten befasst habe, bin ich relativ schnell in den Bereich der Planung von Softwareanlagen gewechselt und habe begonnen, Lagerlösungen für Kunden, Software-Prozesse zu planen. Danach bin ich in die vorgelagerte Stelle gewechselt, in die Presales-Planungsabteilung, die näher am Vertrieb angesiedelt ist. Da ging es darum, gemeinsam mit den Kunden die Lager auszulegen, zu modellieren und auch zu kalkulieren.
Das Gespräch führte Oliver Weiss.
Birgit Reinhofer-Mitterer:
Nach einer Tätigkeit im Bereich Buchhaltung und Lohnverrechnung und einem ob als Assistenz der Geschäftsführung startete Birgit Reinhofer-Mitterer ihre Karriere bei Knapp in Hart bei Graz. Dort war sie zuerst im Bereich Software Engineering tätig, ab 2007 im Presales Planning im Bereich System/Innovation und schließlich seit 2011 in der Entwicklungsprojektleitung. Sie hat außerdem zwei Studien mit ausgezeichnetem Erfolg absolviert: Software Design und IT-Recht & Management, jeweils an der FH Joanneum in Graz.
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