Michael Botek hat mit 17 anderen IT-Experten im Jahr 2000 die ITdesign Software Projects & Consulting GmbH gegründet. Im Gespräch mit der COMPUTERWELT spricht Botek über die Herausforderungen für Lösungsanbieter und den Wert der Mitarbeiter. [...]
Ihr Lösungsangebot ist sehr breit und reicht von Cloud und Mobile Computing über Security bis hin zu CRM-Lösungen. Wie halten Sie Ihre Mitarbeiter auf dem neuesten Stand?
Wir haben 50 Mitarbeiter. Es ist die Aufgabe jedes Mitarbeiters, sein Knowhow auf dem aktuellen Stand zu halten. Dabei hat er freie Hand, was den Besuch von Trainings betrifft. Es gibt hier keine budgetären Grenzen. Es gibt zum Beispiel manche Hersteller, die bieten in Österreich keine Schulungen an, dann müssen diese eben im Ausland absolviert werden. Wir wissen, dass das Knowhow unserer Mitarbeiter unser höchstes Gut ist, in das wir auch gerne investieren.
Welcher Bereich Ihres Unternehmens wird von den Kunden am meisten nachgefragt?
Wir haben derzeit einen sehr starken Fokus auf Identity Management. Hier haben wir in einer EU-weiten Ausschreibung die MA14 als Kunden gewinnen können. Unser Unique Selling Point ist die von Ihnen angesprochene Breitbandigkeit. Wenn ein Kunde sehr viel von den Dingen aus unserem Portfolio braucht, können wir unsere ganze Stärke ausspielen. Hier profitieren Kunden, die dieses Portfolio brauchen, davon, dass sie keine Grenzen bei der Übergabe der einzelnen Bereiche haben. Sie müssen also keinen eigenen Consultant für Microsoft, Open Source und Open Stack suchen, denn das bekommen sie alles von uns aus einer Hand. Dass wir dem Kunden einen Ansprechpartner für seine gesamte Infrastruktur bzw. sein Backoffice liefern, wird sehr geschätzt.
Welche Technologien oder IT-Trends sollten Unternehmen im Auge behalten, da sie künftig eine größere Rolle spielen werden?
Aus Kundensicht glaube ich, dass die Technologie als solche in den Hintergrund tritt. Es war lange Zeit so, dass z. B. eine Microsoft-Technologie angefragt wurde, jetzt werden aber verstärkt Funktionen nachgefragt. Das ist mit Sicherheit der Digitalisierung geschuldet. Es geht wieder in die Richtung wie damals, als die EDV noch nicht alle Funktionalitäten abdecken konnte. Auch da waren in erster Linie Funktionalitäten gefragt. Heute ist es ja so, dass technisch alles geht, deswegen geht die Frage wieder mehr in Richtung Lösung. Ob das jetzt in der Cloud, auf einer Microsoft-Technologie oder einer anderen Technologie läuft, ist egal. Das gilt speziell dann, wenn man nicht die IT-Abteilung als Ansprechpartner hat, sondern Fachbereiche.
Wo sehen Sie österreichische Unternehmen in Sachen IT am meisten gefordert?
In der Organisation der IT-Abteilungen – und zwar über alle Branchen hinweg. Mein Ansatz ist, dass die IT-Abteilungen Provider werden müssen und nicht Dienstleiter für einzelne User im Unternehmen sind. Ein Provider zu werden bedeutet, rasch auf Anforderungen von draußen zu reagieren, wobei „von draußen“ in diesem Zusammenhang „innerhalb des Unternehmens“ meint. Gefragt sind ein hoher Grad an Automatisierung sowie an Analyse, was die User denn brauchen. Die IT-Abteilung muss das, was sie anbietet, für den User leicht auffindbar machen. Da gibt es nur wenige Unternehmen, die hier vorne sind. Gegenwärtig werden aber Diskussionen an den falschen Stellen geführt, wie z. B. „Cloud: ja oder nein?“ Das ist aber nur ein Nebenschauplatz. In Wahrheit geht es darum, dass die IT zu langsam ist für das, was die User brauchen. Die Cloud ist nur eine Teilantwort. Es geht immer um ein Miteinander und dieses muss auf der IT-Seite durch Geschwindigkeitsgewinn und Professionalität gewährleistet sein.
Ist die EU-DSGVO ein Thema?
Wir sehen es leider nicht. Das ist zu einem großen Teil den mitunter massiven Kürzungen der IT-Budgets in der Vergangenheit geschuldet. Ich glaube, dass mit den Cloud-Themen und damit auch mit der Bereitschaft, unter dem Deckmantel Digitalisierung Geld zu investieren auch hinsichtlich der Daten-Security eine Bewusstseinsbildung stattfindet. Andererseits wird das Thema Security seit 15 Jahren für das jeweils nächste Jahr als das ganz große Thema angekündigt. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass es das dann aber doch nicht wurde. Warum? Weil der Kunde deswegen keine Minute mehr verkauft. Der Druck, mehr Gewinn zu machen, ist so groß geworden, dass man hier Abstriche macht.
Auf welche Projektumsetzung der jüngeren Zeit sind Sie besonders stolz?
Das ist sicher das Projekt mit der MA14, das wir in zwei Jahren innerhalb der vorgesehenen Zeit – in time, full function – umsetzen konnten. Dabei ging es darum, dass das Anlegen von Usern nicht automatisiert war und es bis zu zwei Wochen gedauert hat, bis ein neuer Arbeitsplatz eingerichtet war. Jetzt benötigt das automatisierte Anlegen eines Users einen halben Tag. Das ist übrigens keine Einsparung von IT-Personal, sondern eher eine Qualitätssteigerung hin zu den Kunden, also hin zur MA14.
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