Die IT-Zukunft ist kollaborativ

Ecosystems.Create.Future – so lautete das Motto des Confare CIO Summit 2018. Warum das so ist, und was CIOs im Zeitalter des digitalen Wandels sonst noch beschäftigt, lesen Sie in einem persönlichen Resümee zum wichtigsten CIO-Event Österreichs des Confare-Gründers Michael Ghezzo. [...]

Michael Ghezzo ist CEO von Confare und Initiator des CIO Award. (c) Confare
Michael Ghezzo ist CEO von Confare und Initiator des CIO Award. (c) Confare

Knapp 500 Besucher, davon etwa 350 CIOs und IT-Manager, machten den Confare CIO Summit 2018 zu einer exzellenten Gelegenheit, um sich einen Überblick über jene Themen zu verschaffen, die 2018 die IT-Lenker heimischer Unternehmen beschäftigen. In zahlreichen Vorträgen und Gesprächen mit CIOs führender Unternehmen aus dem DACH-Raum wie Michael Müller-Wünsch (OTTO), Marcus Frantz (ÖBB), Ulrike Huemer (Stadt Wien) und vielen mehr habe ich meine persönlichen Eindrücke zu den wichtigsten Themen für den CIO im Jahr 2018 gesammelt.

Das Motto des Confare CIO Summit 2018 lautete: Ecosystems.Create.Future. Unser Team investiert immer sehr viel Zeit darin, jedes Jahr ein Thema zu finden, das den Anforderungen der Community entspricht. Wir waren gespannt, ob uns das auch heuer wieder gelungen ist. Aus mehreren Blickwinkeln war es goldrichtig.

Der digitale Wandel lässt niemanden kalt. Das IT-Management hat den klaren Auftrag, das Unternehmen fit für diese Veränderung zu machen. So waren unter den als Top CIO 2018 und mit dem Confare CIO Award ausgezeichneten Managern heuer erstmals auch drei Chief Digital Officer, nämlich Alexander Bockelmann (UNIQA), Martin Buresch (Kwizda) und Manfred Immitzer (Porsche Informatik).

Herausragende Rolle

„Never change a running system“ war gestern, heute zählt Innovationsbereitschaft zu den wichtigsten Anforderungen an den CIO. Dafür hatte man früher schöne Innovationsprozesse, ein bisschen KVP hier, ein bisschen internes Vorschlagswesen da – und am Ende auch immer jemanden, der gute Gründe fand, um alles beim Alten zu lassen. Der reine Blick nach Innen und das brave Einhalten von Prozessen reichen heute nicht mehr aus, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Zu schnell sind die Innovationszyklen im Markt, zu hoch die Anforderungen des Kunden, zu aggressiv der Wettbewerb. Leider hat man nebenbei auch noch den Betrieb, die Stabilität und die Sicherheit der bestehenden Infrastruktur zu gewährleisten. Die Rolle des CIO ist durch diesen Spagat wohl besonders fordernd, gleichzeitig, so der Tenor auf dem CIO Summit, war es noch nie so spannend IT-Manager zu sein wie heute.

Cloud, KI, Robotics: Investitionsfelder gibt es viele. Man muss aus der Menge an Hypethemen genau jene identifizieren, die das Unternehmen tatsächlich weiterbringen. Leider fehlt es in vielen Bereichen nicht nur am internen Know how, um sich diesen Themen ausreichend zu widmen, es ist auch extern nur schwer zu bekommen – Stichwort Fachkräftemangel.

Die gute Nachricht: Keiner kann oder muss diesen Herausforderungen alleine begegnen. Es entstehen ganze Ökosysteme rund um den CIO. Hochschulen, CIO Community und Medien spielen darin genauso eine Rolle wie Startups, Dienstleister und IT-Hersteller. Und wo gibt es eine bessere Gelegenheit so ein Netzwerk aufzubauen als beim CIO Summit?

Als Manager muss man inzwischen nach Außen gehen. Jene Zeiten, in denen man sich als Meister der IT ins Rechenzentrum zurückziehen konnte und unter dem Kundenbegriff vor allem den DAU – den dümmsten anzunehmenden User – verstanden hat, sollten endgültig vorbei sein. Die interne IT muss sich genauso dem Endkunden widmen, wie es die sogenannten Fachabteilungen tun. Die sorgsam gehütete Trennung zwischen IT und Business macht nun keinen Sinn mehr. Sie zählt zu jenem Business-Theater, das Keynote-Speaker Lars Vollmer in einem launigen Vortrag als Sargnagel für Unternehmen vorführte. Es gilt wieder richtige Arbeit zu leisten, statt sich nur mit all jenen liebgewonnen Konventionen zu beschäftigen, die niemanden etwas bringen, vor allem nicht dem Kunden. Customer Experience wird zum entscheidenden Messkriterium für die IT-Performance und somit zur Kernkompetenz des CIO.

Partnerschaften auf Augenhöhe

Aber nicht nur die Sicht auf die Kunden wird eine andere. Auch die ambivalente Beziehung zu IT-Herstellern und Dienstleistern verändert sich. Oft waren sie einfach austauschbar. Die Zusammenarbeit fand streng hierarchisch in einem Kunden-Lieferanten-Verhältnis statt. Das kreative Potenzial einer solchen Zusammenarbeit beschränkte sich auf Preise drücken auf der einen und Leistung reduzieren auf der anderen Seite. Wenn man aber gemeinsam Lösungen für Probleme entwickeln will, die man noch gar nicht kennt und Ko-Kreativität nutzen will, gilt es neue Maßstäbe anzulegen. Win-Win-Situationen und Partnerschaften auf Augenhöhe sind das erklärte Ziel der CIOs. Man beurteilt Lieferanten nicht mehr nur nach Preis und Features, sondern vor allem am Wert für die Unternehmensziele. Sowohl für Lieferanten als auch für IT-Manager bedeutet das ein Umdenken. Der Weg nach Außen und das Bauen von Ökosystemen sind ein Weg zu einer innovationsbereiten IT.

Eine Öffnung im Inneren für neue Einflüsse ist ein zweiter. In einer hochkarätig besetzten Diskussionsrunde sprach ich mit weiblichen Führungskräften aus IT-Organisationen und Geschäftsführerinnen aus IT-Unternehmen über das Thema Diversity. Wir sind seit jeher mit der geringen Anzahl weiblicher Besucher bei unseren CIO-Events unzufrieden. Gleichzeitig sind wir überzeugt, dass die heimischen IT-Organisationen in Zeiten des Fachkräftemangels weder ohne Frauenpower auskommen, noch dass das kreative Potenzial von gemischten Teams ausreichend genutzt wird. Daher haben wir das Thema Frauen in der IT sowohl im Blog als auch auf der Veranstaltung intensiv thematisiert. Auch wenn man selbst als Führungskraft nicht nach dem Geschlecht beurteilt werden will, so waren sich unsere Diskutantinnen und Teilnehmerinnen einig: Gemeinsam ist man erfolgreicher.

Mehr Frauen in der IT

Frauen sollten in der IT keine Ausnahmeerscheinung sein. Dafür können wir, jeder als Mensch, durch das Durchbrechen von Rollenklischees und durch das Promoten von positiven Role Models beitragen, gesellschaftlich durch Ächtung von Ungleichbehandlung und Ungerechtigkeiten und in den Organisationen durch familienfreundliche Arbeitsbedingungen, die eine rasche Eingliederung von Müttern in verantwortungsvolle Positionen möglich machen. Das Thema war nicht nur inhaltlich eine Bereicherung, sondern hat wohl auch dazu beigetragen, dass wir erstmals einen Frauenanteil auf dem CIO SUMMIT jenseits der 35 Prozent hatten, auch wenn unter den CIO-Award-Einreichern auch heuer wieder keine Frauen waren. Um es mit den Worten von Ulrike Huemer, CIO der Stadt Wien, zu sagen: „Frauen, traut Euch! Männer kochen in der IT auch nur mit Wasser.“

CIO Summit 2019: neue Location

Während wir nun die Eindrücke des CIO Summit auf uns wirken lassen, haben wir bei Confare bereits das Motto für den Confare CIO Summit 2019 erarbeitet. Verraten wird es beim traditionellen Motto-Launch auf der Wiener Summerstage am 14. Juni. Zum Motto-Launch kann man sich als IT-Manager auch kostenlos via www.confare.at anmelden. 2019 wird es neben einem neuen Motto auch eine neue Location (aufgrund von Renovierungsarbeiten in der Orangerie) sowie zahlreiche Neuigkeiten im Eventkonzept geben. Wir freuen uns darauf, diese bis zum 3. und 4. April 2019 gemeinsam mit unserem Ecosystem zu entwickeln.

* Michael Ghezzo ist Gründer von Confare und Initiator des CIO Awards.


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