Die Macht der Industriedaten

Unternehmen stehen vor der Herausforderung, wirtschaftlich nachhaltig zu agieren. Wie kann es gelingen, in einer globalisierten Welt den Überblick über Produktdaten zu behalten? Hier setzt der Digitale Produktpass von Fabasoft Approve an, der einen standardisierten Datenaustausch über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg ermöglicht. Geschäftsführer Andreas Dangl erklärt im Interview, wie das funktioniert. [...]

Andreas Dangl ist Geschäftsführer von Fabasoft Approve. (c) Fabasoft Approve
Andreas Dangl ist Geschäftsführer von Fabasoft Approve. (c) Fabasoft Approve

Wie können Industriedaten-Lösungen dazu beitragen, die Nachhaltigkeit und Klimaneutralität von Unternehmen zu verbessern?

Solche Systeme fassen Informationen zu sämtlichen relevanten Daten eines Produkts während seines gesamten Lebenszyklus zusammen. Die so zur Verfügung gestellten Informationen erlauben die Entwicklung von nachhaltigen Wiederverwendungsprozessen, was Unternehmen eine Reihe neuer Möglichkeiten eröffnet. So lassen sich etwa Produkte auf umweltfreundliche Art herstellen, entsorgen oder in den Kreislauf zurückführen, indem wertvolle Materialien wiedergewonnen und wiederverwendet werden. Das sorgt für nachhaltigere Produkte und für eine Reduktion der CO2-Emissionen. Des Weiteren erlaubt der hohe Grad an Datentransparenz den effizienten Einsatz wichtiger Ressourcen, was zu wesentlichen Kosteneinsparungen führt. Meiner Meinung nach eröffnet vor allem die Kombination von Digitalisierung und Nachhaltigkeit neue Chancen, um in einer nachhaltigen Zukunft wettbewerbsfähig zu sein.

Was sind die wichtigsten Vorteile der Nutzung von Industriedaten für den Digitalen Produktpass?

Ein wesentliches Merkmal des Digitalen Produktpasses (DPP) liegt im standardisierten Austausch relevanter Daten eines Produkts. Die Idee dahinter ist denkbar einfach: Anwender sind damit in der Lage, sämtliche Daten über ein bestimmtes Produkt mit wenigen Klicks abzurufen. Diese Transparenz soll dazu dienen, den Verbrauchern Informationen über den ökologischen Fußabdruck der Produkte bereitzustellen, damit diese in der Lage sind, bewusste und nachhaltige Konsumentscheidungen zu treffen.

Der Digitale Produktpass bringt aber nicht nur Verbrauchern Vorteile, sondern auch allen Beteiligten innerhalb der Lieferkette. Denn er soll künftig Produktinformationen – angefangen von Betriebsanleitungen bis hin zu den verwendeten Rohstoffen oder Recycling-Möglichkeiten – bündeln und über den gesamten Lebenszyklus transparent und abrufbar machen. Neben Produktname, Eigenschaften und Herstellungsort lassen sich darin auch Angaben zu umweltbezogenen und sozialen Indikatoren integrieren, etwa zum CO2-Fußabdruck oder zur Einhaltung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes.

Wie kann der Digitale Produktpass dazu beitragen, den Datenaustausch im Produktlebenszyklus zu verbessern?

Im Rahmen der Einführung des Digitalen Produktpasses können Unternehmen einen hohen Grad an Datentransparenz entlang der kompletten Supply-Chain und während des gesamten Produktlebenszyklus erzielen. Dadurch profitieren letztendlich alle Akteuren innerhalb der Wertschöpfungskette. So punkten Hersteller unter anderem damit, dass sie Betriebs- und Gebrauchsanleitungen in der jeweils gültigen Landesfassung bereitstellen. Entsorgungsbetriebe erhalten die Möglichkeit, umwelt- und ressourcenschonendes Recycling durchzuführen. Öffentliche Stellen sind in der Lage zu überprüfen, ob die Verantwortlichen die örtlichen, aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen einhalten. Handwerker profitieren von Informationen, wie sie ein Produkt am besten verbauen oder reparieren. 

Welche Herausforderungen müssen Unternehmen bei der Umsetzung von Industriedaten-Lösungen bewältigen?

Das Um und Auf ist die Verfügbarkeit der richtigen Daten am richtigen Ort. Und genau das sorgt bei vielen Unternehmen im Moment noch für Kopfzerbrechen. Für den optimalen Einsatz des Digitalen Produktpasses braucht es eine gemeinsame Kooperationsplattform, auf der Unternehmen in der Lage sind, mit ihren Lieferanten effizient zusammenzuarbeiten, um die benötigten Informationen auszutauschen. Jedoch verfügt weniger als die Hälfte der Betriebe über ein entsprechendes System, das allen Partnern zur Verfügung steht. Dieser Umstand bremst die Entwicklung in Richtung nachhaltiger Wirtschaft empfindlich.

Wie kann die Zusammenarbeit zwischen den Partnern entlang der Wert­schöpfungskette durch die Nutzung von Industriedaten verbessert werden?

Während der Digitale Produktpass noch in den Kinderschuhen steckt, haben Unternehmen schon heute die Möglichkeit, für Transparenz in ihren Supply-Chains zu sorgen und sich so auf die Umsetzung von künftigen Nachhaltigkeitsmaßnahmen vorzubereiten. Die Rede ist von smarten Lieferantenmanagementsystemen. Diese Kooperationsplattformen bieten im Idealfall Werkzeuge, um Daten entlang der gesamten Wertschöpfungskette konsistent und für jeden nachvollziehbar darzustellen und zu steuern. Hier sind die DPP-relevanten Unterlagen in einer gemeinsamen Datenumgebung in der Cloud gespeichert und für alle Akteure mit genau definierter Berechtigung zugänglich.


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