„Die Rolle des CIO wird noch wichtiger werden“

Obwohl 80 Prozent der IT-Budgets in Österreich dafür verwendet werden, den Betrieb zu gewährleisten und nur 20 für Innovationen, muss die Transformation zu einem digitalen Unternehmen alsbald gelingen. Das ist kein einfacher Spagat für Anwenderunternehmen. [...]

Der IT-Dienstleister Adesso Österreich ist eine 100 Prozent Tochter der Adesso-Gruppe, der gesamte Unternehmensverbund hat derzeit etwa 1.300 Mitarbeiter, wobei fast 1.200 im deutschsprachigen Raum tätig sind. In Österreich hat das Consulting- und Entwicklungsunternehmen 60 Mitarbeiter. Im Interview mit der COMPUTRWELT sprechen die beiden Geschäftsführer Erwin Greiml und Marc Heydrich über ihren neuen Beratungs-Ansatz „new school of IT“ und die Veränderungen im Beratungsgeschäft.

Was hat es mit „new school of IT“ auf sich?
Erwin Greiml:
Es geht in erster Line um die Themen Mobilität, Agilität und Flexibilität und hochwertige Dienstleistungen in diesem Bereich. Das umfasst alle Ebenen vom Business Consulting bis zum IT Consulting. Wir sehen uns als High-End-Dienstleister und grenzen uns nicht über Preiskampf ab. Wir haben die besten Mitarbeiter am Markt, darauf legen wir sehr großen Wert.

Haben Sie eine bestimmte Branchen-Fokussierung?
Von unseren Möglichkeiten her sind wir im Grunde branchenneutral. Es ist aber immer schwierig, wenn man die Sprache der Branche nicht spricht und daher haben wir uns in Österreich auf die drei Branchen-Versicherung, Banken und öffentlicher Bereich spezialisiert. Wir sind auch herstellerneutral, wollen aber bei gewissen Themen in Österreich auch strategische Partnerschaften knüpfen. Wir sind etwa bereits Microsoft Gold Partner. Besonders im Consulting-Bereich ist es aber sehr wichtig, herstellerneutral aufzutreten und die Entscheidung dem Kunden zu überlassen. Unser Consulting-Angebot ist aber so groß, das wir wirklich alle Bereiche abdecken können.

Die großen IT Business Trends sind gegenwärtig Cloud, Big Data, Mobility und Social Business. Spüren Sie das auch in Ihrer Beratungstätigkeit?
Vor allem Mobility ist ein sehr großes Thema von uns. Wir haben etwa für die ERGO-Versicherung eine App entwickelt, wo der Unfallort über Geodaten übermittelt wird und auch gleich Fotos hochgeladen werden könne. Das spart bei der Aufnahme eines Unfalls enorm viel Zeit. Das Thema Cloud ist natürlich in unserem Beratungsumfang enthalten und interessant für uns, Big Data hat sich in Österreich noch kaum durchgesetzt. Meiner Meinung  nach wird da momentan auch ein künstlicher Hype von den Herstellern erzeugt.

Laut Analysten soll die größte Herausforderung für Unternehmen heuer die digitale Transformation sein. Ist das auch Aufgabe für einen Consultant?

Ob das 2014 schon passieren wird, bin ich mir nicht sicher. Das ist aber definitiv die Herausforderung der Zukunft, das kann man ganz klar sagen. Da sind Themen wie Agilität und Flexibilität sehr wichtig. Wenn Unternehmen in ihrem Marktumfeld weiter erfolgreich sein wollen, wird diese digitale Transformation notwendig sein.

Die Position des CIO wird immer wieder in Frage gestellt. Andererseits gibt es auch wieder Forderungen, den CIO mehr an den CEO und das Business heranzuführen. Wo sehen Sie die Rolle des CIO?
Es muss in Unternehmen eine einheitliche IT-Strategie geben, die am besten ganz oben beschlossen und durch alle Abteilungen umgesetzt wird. Wenn es wirklich um wertschöpfende Projekte geht, gehen viele Projekte in die Hose, wenn sich das Top-Management nicht damit beschäftigen will und die Entscheidungen an die IT-Abteilung weitergibt. Meiner Ansicht nach gehört der CIO nicht nur in den Vorstand, seine Position wird sogar noch wichtiger werden. Viele CIO denken aber nur noch über die Kosten nach. Die haben sozusagen ein vorgelagertes schlechtes Gewissen und sehen die IT nur noch als Kostenfaktor. Die vordergründige Frage ist für mich aber nicht, wieviel man noch einsparen kann, sondern wie die IT sukzessive zu einem strategischen Faktor im Unternehmen werden kann.

Die IT-Budgets sollen heuer in Österreich steigen, 80 Prozent sollen allerdings für den laufenden Betrieb und nur 20 Prozent für Innovationen ausgegeben werden. Ist das eine neue Entwicklung?
Nein, das ist nicht wirklich eine neue Erkenntnis, dieser Trend existiert seit Jahren. Jene Unternehmen, die in Richtung Prozessoptimierung gehen, haben langfristige Budgets und die braucht es in diesem Fall auch. Durch die Möglichkeiten der Cloud wird aber mehr Geld frei werden, um auch Innovationen voran zu treiben.

Werden die Dienstleistungen von Adesso für den großen Kuchen des Systemerhalts oder für Innovationen nachgefragt?
Im Grunde für beides. In einigen Branchen wie der Versicherungsbranche geht es hauptsächlich darum, Kosten zu sparen, in anderen wiederum weniger. Ich sage immer: Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Fischer. Wir beraten anhand der Erfordernisse des Marktes und der Unternehmen. Der Hersteller hat das Interesse, den Marktanteil hoch zu halten. Oft ist das, was die Anbieter propagieren nicht das, was die Anwenderunternehmen tatsächlich brauchen.

Gerade im Beratungsgeschäft ist die Qualität der Mitarbeiter besonders wichtig. Wie bekommen sie trotz Fachkräftemangel gutes Personal?
Marc Heydrich:
Wir haben ein sehr umfangreiches Recruiting-Programm und sehen uns jeden potentiellen Mitarbeiter mindestens dreimal an. Die Hürden sind sehr hoch. Wir fangen nicht an zu suchen, wenn wir dringend Personal brauchen, sondern sind im Grunde immer auf der Suche. Das ist ein großer Aufwand, der sich aber auszahlt.

Das Gespräch führte Alex Wolschann.

Erwin Greiml + Marc Heydrich
Erwin Greiml war lange Zeit Prokurist und ist seit Oktober 2012 auch Geschäftsführer von Adesso. Die berufliche Laufbahn des gebürtigen Niederösterreichers hat 1979 bei Xerox Austria im Vertrieb begonnen.
Marc Heydrich ist als Geschäftsführer für die Bereiche Software Development, Consulting und Human Resources verantwortlich und seit 2004 in verschiedenen Leitungsfunk­tionen innerhalb der adesso Gruppe tätig.


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