Die Security-Queen auf Besuch in Wien

Im Rahmen der sechsten Moskauer Ballnacht in der Wiener Hofburg sprach die COMPUTERWELT mit Natalya Kaspersky – vormals an der Spitze von Kaspersky Lab, heute beteiligt an G Data und Geschäftsführerin des Sicherheitsspezialisten Infowatch. Im Business-Bereich sieht Natalya Kaspersky eines der Hauptprobleme in der Datenflut. Dies sei ein Grund, warum traditionelle Sicherheitsansätze zu kurz greifen. [...]

„Ich kenne G Data bereits seit 16 Jahren. Nachdem ich bei Kaspersky Lab ausgestiegen bin, hat mir Kai Figge das Angebot gemacht, dem Aufsichtsrat von G Data beizutreten“, sagt Natalya Kaspersky im Gespräch mit der COMPUTERWELT. Was sie an dem deutschen Security-Anbieter reize? „G Data besitzt sehr gute Produkte und entwickelt eigene Technologien. Das Unternehmen könnte viel größer und bekannter sein, als es heute ist. Es wird unter seinem Wert geschlagen.“ Ein erster Schritt werde sein, den Unterschied zum Mitbewerb herauszuarbeiten. Welche konkreten Maßnahmen sie setzen will? „Wir arbeiten daran“, so ihre knappe Antwort.  Mit Kaspersky Lab ist es ihr jedenfalls schon gelungen, ein Unternehmen mit globaler Bedeutung auf die Beine zu stellen.

Frau Kaspersky wird auch gerne dann konsultiert, wenn es darum geht, ein Bild aktueller Bedrohungen zu skizzieren – seien diese auf staatlicher Ebene oder in der Privatwirtschaft. „Es gibt noch wenige Fälle von Angriffen auf nationaler Ebene, siehe Flame oder Stuxnet. Dieser Trend hat sich in den vergangenen drei Jahren herausgebildet und wird noch viel stärker werden. Um sich davor schützen zu können, ist es wichtig, dass die internationale Gemeinschaft zusammenarbeitet. Die Politik macht dem jedoch einen Strich durch die Rechnung.“
 
Im Business-Bereich sieht Natalya Kaspersky eines der Hauptprobleme in der Datenflut: „Wenn in einem Großunternehmen mit 10.000 Mitarbeitern jeder 20 Dateien pro Tag produziert, kommen täglich insgesamt 200.000 hinzu. Die Folge ist, dass niemand weiß, welche Dokumente wirkliche wichtig sind und geschützt gehören.“

Dies sei ein Grund, warum traditionelle Sicherheitsansätze zu kurz greifen. Mit dem Unternehmen Infowatch, dem sie als Geschäftsführerin vorsteht und das sich auf das Thema Data Leakage Prevention spezialisiert hat, plant sie den Security-Aspekt viel weiter als bisher zu fassen. „Ein erster Schritt ist, die Informationen, die im Unternehmen existieren und täglich mehr werden, zu kategorisieren, und erst danach die geeigneten Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen“, sagt Kaspersky, die damit Anknüpfungspunkte zu Big Data schafft.

Unternehmensstrategisch hat sie zwei Stoßrichtungen vor Augen: „Im Enterprise-Bereich wollen wir große Lösungen auf den Markt bringen, die IT-Sicherheit und Business Intelligence verbinden. Mit Hilfe der Kategorisierung geben wir dem Management ein gutes Instrument an die Hand, das zeigt, was in einem Unternehmen informationsseitig überhaupt vorhanden ist. Das gibt zwar noch keine Informationssicherheit, ist aber die notwendige Basis.“ Der zweite strategische Schwerpunkt von Infowatch adressiert Klein- und mittelständische Unternehmen, dem Natalya Kaspersky einfache Lösungen bieten will, die vor allem dem Schutz persönlicher Daten gewidmet sind.

Auch nach ihrem Ausscheiden bei Kaspersky Lab bleiben ihre unternehmerischen Aktivitäten augenscheinlich ungebremst. Wie sie es schafft, ihre Pläne mit der fünfköpfigen Kinderschar in Einklang zu bringen? „Wir arbeiten daran“, sagt sie lächelnd. (su)


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